„Erste Hilfe für die Seele“: Notfallseelsorge feiert Jubiläum

Sulzbach · Wie Feuerwehr und Rettungssanitäter sind die rund 80 Helfer der Notfallseelsorge Saar sofort zur Stelle, wenn Menschen bei Katastrophen Beistand brauchen. Mit dieser ehrenamtlichen Akuthilfe ist das Saarland auch Vorbild für andere Bundesländer.

Ein Brand in Saarbrücken-Burbach mit vier toten Kindern, eine schwere Gasexplosion in Völklingen, Evakuierungen nach einem Bombenfund am Saarbrücker Güterbahnhof und viele weitere Einsätze: In all diesen Fällen haben sich die an ihren lila Einsatzwesten zu erkennenden 80 ehrenamtlichen Männer und Frauen der Notfallseelsorge Saarland schon um traumatisierte Opfer, Angehörige und Hinterbliebene gekümmert und mit Erfolg "Erste Hilfe für die Seele" geleistet - auch wenn sie dabei manche Todesnachricht überbringen mussten.

Zum Jubiläum der seit 20 Jahren bestehenden gemeinnützigen Organisation "Notfallseelsorge & Krisenintervention Saarland e.V." gab es am Samstag in der Aula in Sulzbach viel Lob und zudem Spendenschecks aus Reihen der Politik und der Kirchen.

Mit einem herzlichen "Vergelt's Gott" und der Zusage für eine künftig erstmals jährliche Förderung im fünfstelligen Euro-Bereich kam Ministerpräsident Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) zur Feier der Notfallseelsorge. Die 1996 aus Kontakten der Berufsfeuerwehr zu Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirche hervorgegangen Einrichtung sei als Modell in Deutschland zu einer "besonderen Erfolgsgeschichte bis zum heutigen Tag geworden", sagte die Regierungschefin.

Die Jubiläumsrede hielt der Kaiserslauterer Chefarzt Alexander Jatzko, der in jungen Jahren die Ramstein-Katastrophe miterlebte. Ein "Glückauf für die Zukunft" sowie Spendenschecks überbrachten für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn, Mark Overhagen, und für die Kirchen Horst Drach vom Generalvikariat des Bistums Trier dem Vorsitzenden der Notfallseelsorge Saar, dem evangelischen Pfarrer im Ruhestand Hans-Lothar Hölscher. Der steht an der Spitze der ehrenamtlichen Notfallseelsorger, die als Helfer für die Psyche und Seele eine mindestens 160-stündige Ausbildung und viel Praxiserfahrung mitbringen müssen. Nur noch jeder vierte Notfallseelsorger ist Pfarrer, die anderen sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Kirchen, Polizei , Rettungsdiensten, Feuerwehren und Rettungsdiensten, von denen sie als Einsatzkräfte am Unglücksort auch angefordert werden. "Eigentlich wäre die Notfallseelsorge Arbeit der hauptamtlichen Seelsorger, aber die ist von den wenigen Priestern nicht mehr zu leisten", sagte Horst Drach vom Bistum Trier .

Auch Drach und Overhagen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz sehen das Saarland bei der ehrenamtlichen Notfallseelsorge in einer Vorreiterrolle zur Akuthilfe von Opfern sowie der Vor- und Nachsorge von oft gleichfalls traumatisierten Einsatzkräften. "Das sind die erhofften unterstützenden Worte, denn wir kriegen sonst nicht so viel Echo", freute sich Notfallseelsorge-Chef Hölscher auch über weitere überbrachte Spenden von Feuerwehrleuten, dem Regionalverband Saarbrücken und Privatleuten: "So können wir gut in die nächsten Jahre gehen."

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