Eine vitale Vorturnerin

Altenwald. 16 Damen stehen in einem großen Kreis, schwingen die Arme vor und zurück. Klatschen vor und hinter dem Körper, tippen mit den Zehenspitzen und den Fersen auf den Boden. Aus den Lautsprechern im großen Saal des Turnerheims in Altenwald dringt fröhliche Akkordeon-Musik. "Achtung", ruft Edith Feistel und beginnt, in zügigem Tempo die Beine vorne und hinten zu kreuzen

Altenwald. 16 Damen stehen in einem großen Kreis, schwingen die Arme vor und zurück. Klatschen vor und hinter dem Körper, tippen mit den Zehenspitzen und den Fersen auf den Boden. Aus den Lautsprechern im großen Saal des Turnerheims in Altenwald dringt fröhliche Akkordeon-Musik. "Achtung", ruft Edith Feistel und beginnt, in zügigem Tempo die Beine vorne und hinten zu kreuzen. Die Damen tun es ihr nach, manch eine hat Probleme, beim Tempo der Vorturnerin mitzuhalten - denn die ist richtig fit.Kaum zu glauben, dass Edith Feistel gerade 90 Jahre alt geworden ist. Sie strahlt eine solche Energie und Vitalität aus, dass man sie glatt 20 Jahre jünger schätzen würde. Seit 1927 schon gehört sie zum Turnverein Altenwald-Schnappach und ist ihm bis heute treu geblieben: "Auch wenn ich in Dudweiler wohne - ich bin eine Altenwalderin", erklärt die vitale Dame augenzwinkernd.Dieses Engagement hält sie bis heute jung: Sie schmeißt ihren Haushalt noch ganz alleine - ihre Kinder sind über halb Europa verstreut: eins in Ungarn, eins in Südfrankreich, eins in Griechenland. Nur ein Sohn wohnt in Fischbach: "Der fährt mich montags und mittwochs immer hierher zu den Turnstunden", sagt Edith Feistel. Sie betreut für den Verein zwei Abteilungen: die Gymnastik-Damen montags und die Senioren mittwochs. Die Jüngste in dieser Gruppe ist 71 Jahre alt, die älteste ist - wie sollte es anders sein - Übungsleiterin Edith Feistel. "Es ist eine Frau dabei, die dement ist, eine andere sieht nur noch schwarz und weiß, und einige andere haben schon diverse Operationen hinter sich", erzählt sie. "Aber sie kommen immer.""Edith Feistel ist hier bei allen sehr beliebt", sagt Gerd Jahr, der Vorsitzende des Vereins. "Sie ist wirklich in jeder Beziehung ein Vorbild für Turnerinnen jeden Alters und mit ihrem starken ehrenamtlichen Engagement eine wichtige Stütze des Vereins. Von ihrer Sorte könnten wir noch ein paar mehr gebrauchen." Das sieht auch der Saarländische Turnerbund so, der Edith Feistel kürzlich die "GutsMuths-Medaille" für verdiente Turnerinnen und Turner verliehen hat (die Saarbrücker Zeitung berichtete) - "das war wirklich eine große Überraschung für mich", sagt die 90-Jährige und strahlt.Aus den Lautsprechern im großen Saal des Turnerheims tönt nun eine Instrumental-Version des Liedes "Herzilein" von den Wildecker Herzbuben. Die Gymnastikrunde singt fröhlich mit, es wird gelacht und gescherzt. "Die Fröhlichkeit und die Heiterkeit, die steht bei uns an allererster Stelle", sagt Edith Feistel. "Das Wichtigste ist, dass es den Leuten Spaß macht." Die Vorbereitung, die macht sie "so aus dem Handgelenk" - kein Wunder, bei so viel Erfahrung und so viel Sportlichkeit. "Bis 80 habe ich auch noch in der Liga gekegelt", erzählt Edith Feistel ganz nebenbei, um sich gleich wieder ihren 16 Damen im großen Kreis zuzuwenden. Gymnastikbänder kommen ebenso zum Einsatz wie große Reifen. Und immer wieder schallt Gelächter durch die Halle. Denn schließlich sind sie ja zum Spaß hier.

HintergrundJohann Christoph Friedrich GutsMuths, auch Guts Muths oder Gutsmuths (geboren am 9. August 1759 in Quedlinburg, gestorben am 21. Mai 1839 in Ibenhain) war zur Goethezeit ein namhafter deutscher Pädagoge und Mitbegründer des Turnens. GutsMuths führte den Gedanken einer geregelten Körperausbildung vor allem der Jugendlichen ein, und schrieb die "Gymnastik für die Jugend", das erste systematische Lehrbuch der Turnkunst (1793; erweiterte Auflage 1804). Weitere Werke sind unter anderem Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes (1796), in dem sich die erste bekannte Beschreibung der Regeln des Baseball findet, sowie sein Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst (1798). Quelle: Meyers Konversationslexikon. tif

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