Ein ,,Spitzbub“ hinter der Kamera

Sulzbach · „Das andere Paris“ wollen den Betrachtern die Werke von sechs Fotografen zeigen. Deren – teilweise schon satirische – Bilder sind auch der Rahmen fürs Sulzbacher Chansonfestival. Viel Prominenz kam zur Vernissage in die Aula.

 Jean-Yves Defay zeigt seine Bilder in Sulzbach. Foto: Thomas Seeber

Jean-Yves Defay zeigt seine Bilder in Sulzbach. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Im Juli 2012 nahmen vier Herren an einer Foto-Exkursion nach Paris teil. Sie stellten bald fest, alle dieselbe Leidenschaft zu haben: die Stadt der Liebe und der Blick durch die digitale Kamera. Das war die Geburtsstunde der Montmartre-Fotofreunde. Nach einer Ausstellung 2013 in Saarbrücken stellen die vier Künstler nun mit einer großen Ausstellung unter dem Titel "Das andere Paris " in der Galerie der Aula in der Gärtnerstraße aus. Die Vier, das sind die Saarbrücker Albert Herbig und Manfred Scheffer, der Quierschieder Josef Scherer und der Illinger Michael Wolf. Rund 70 Bilder zeigen die Männer. Ergänzt wird die Ausstellung mit Fotografien des Sulzbachers Peter Diersch und des Pariser Jean-Yves Defay. Die Veranstaltung sei der Prolog für das Chansonfestival, das am kommenden Samstag beginnt, sagte Bürgermeister Michael Adam dazu. "Wir wollen Ihnen das andere Paris zeigen", betonte der Verwaltungschef in der proppenvollen Aula voller Stolz und nahm so Bezug zum Titel.

Die Ausstellung trifft das, was die saarländische Landesregierung mit ihrer Frankreichstrategie beabsichtige, erklärte Europaminister Stephan Toscani (CDU ). Sie schlage die Brücke zwischen den beiden Ländern. Das sei für Sulzbach , die Stadt mit der meisten Frankreich-Kompetenz im Saarland, kein Problem. Ein großes Lob gab es vom Schirmherrn auch für Wolfgang Winkler. "Wenn wir ihn nicht hätten, müssten wir ihn erfinden", scherzte Toscani.

Unter dem touristischen Aspekt sah Co-Schirmherr Michael Beers von der Vereinigten Volksbank eG die Ausstellung: "Man kann sich hier Appetit holen, um hinzufahren", meinte er.

Anne Allenbach vom Kulturamt zeigte, dass eine Laudatio für sechs Künstler zwar länger dauern, aber dennoch kurzweilig sein kann. Sechs verschiedene Blickwinkel gäbe es anzusehen. Alle Künstler seien dem Rätsel der Stadt der Liebe auf die Spur gekommen. Und dann war da noch einer, der aus den Reihen der Aussteller herausstach: Jean-Yves Defay, der ehemalige Generalkonsul Frankreichs an der Saar. Der Diplomat im Ruhestand, der nicht nur in Paris , sondern auch in der Bretagne lebt, verriet im SZ-Gespräch ein paar Geheimnisse. "Ich fotografiere oft direkt aus dem Fenster meiner Wohnung heraus auf die Straße", erklärte der Franzose, mit einem gewissen, spitzbübischen Grinsen. Sein Domizil in der Nähe des Eiffelturmes erleichtere ihm dies hinsichtlich der Motive. In der Ausstellung lässt er auch oft sein satirisches Naturell aufblitzen. Und: Er provoziert gerne. Das kann man auf den 13 der 115 Fotos, die er in Sulzbach zeigt, oft feststellen. Er spielt mit der Ironie, betont er. Da werden Häuserfassaden, an denen Straßenschilder gleichen Inhalts gar mehrfach hängen, genauso gewürdigt wie Wortspiele zwischen Straßen- und Geschäftsschildern sowie der Uniform der auf Pferden davor sitzenden Polizisten. Manchmal muss man da schon um die Ecke denken. Der "Agent provocateur" hat in der Vergangenheit oft Bilder getauscht. So geriet er in Kontakt mit den anderen Fotografen . Sein Gesangs- und Musikerkollege Wolfgang Winkler steuerte bei der Vernissage mit ihm zusammen, allein und mit Sängerin Astrid Franz Chansons bei. Da lag es nahe, dass "La Vie en rose" ebenso zu hören war, wie "Oh Champs Elysées" oder "Non, je ne regrette rien".

Die Ausstellung im Eugen-Helmlé-Forum in der Gärtnerstraße 12 ist in die Veranstaltung zur Verleihung des "Deutsch-Französischen Chanson- und Liedermacherpreises" am kommenden Samstag, 7. März, eingebunden. Sie ist an diesem Tag ab 18 Uhr, am Sonntag, 8., und am 15. März je von 16 bis 18 Uhr geöffnet.

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