Serie Daumen drücken in Saarbrücken Ein Kolumbien-Fan mit großer Zuversicht

Brebach · Vor sechs Jahren kam der Kolumbianer Memo Couttin nach Saarbrücken. Trotz der Niederlage seines Nationalteams gegen Japan glaubt er fest an den Einzug ins Achtelfinale.

 Memo Couttin im Trikot seines Heimatlandes Kolumbien vor der Kirche St. Martin in Brebach. Hier hat für ihn in Deutschland alles angefangen.

Memo Couttin im Trikot seines Heimatlandes Kolumbien vor der Kirche St. Martin in Brebach. Hier hat für ihn in Deutschland alles angefangen.

Foto: Heiko Lehmann

„Es war irgendwie verrückt, als plötzlich gefrorenes Wasser vom Himmel fiel. Es hat richtig Spaß gemacht, daraus Kugeln zu formen und diese zu werfen. Ich hatte aber gedacht, dass Schnee noch fester wäre“, erzählt Memo Couttin von seiner ersten Begegnung mit Schnee. Es war vor sechs Jahren im Winter in Brebach. Der damals 22-jährige Kolumbianer kam für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Deutschland. Schnee kannte Memo zuvor nur aus dem TV. „Die Partnerpfarrei von meinem kolumbianischen Bistum in Quibdo ist die Pfarrei St. Martin in Brebach. Also kam ich für ein Jahr nach Deutschland. In Kolumbien gibt es zwar zwei Berge, auf denen das ganze Jahr Schnee liegt, aber ansonsten liegt das Land ja in den Tropen und es sind immer mindestens 24 Grad“, sagt der Hobbyfußballer, der mittlerweile beim SC Bliesransbach kickt.

Das Jahr in Deutschland hatte Memo Couttin so gut gefallen, dass er unbedingt in Deutschland studieren wollte. Und das ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. „In Kolumbien gibt es zwar staatliche Unis, aber da gibt es viel zu wenig freie Plätze. Dann gibt es noch private Unis, doch die können sich nur die Reichen leisten. Also war mein Ziel klar, ich wollte nach Deutschland“, sagt der heute 29-Jährige, in perfekter, deutscher Aussprache.

Im kommenden Jahr schließt der Kolumbianer sein Studium in Saarbrücken ab und ist dann Lehrer für Spanisch und Religion. „Ich wollte unbedingt Deutsch lernen, mehr als alles andere auf der Welt. Ohne diese Motivation wäre es nicht gegangen. Die Sprache ist der Schlüssel zur Kultur. Das weiß ich aber erst, seit ich Deutsch beherrsche.“ Am Dienstagmittag war Memo noch voller Hoffnung, dass Kolumbien das erste WM-Spiel gegen Japan gewinnen würde, weil sie mit James, Falcao und Cuadrado drei Superstars in ihren Reihen haben. Am Ende gewann Japan, das 87 Minuten in Überzahl spielte, mit 2:1. „Die Welt geht jetzt nicht unter, aber es ist schon bitter. Wir haben noch zwei Spiele. Noch ist nichts verloren“, so der Hobbykicker, der großer Fan seiner Nationalmannschaft ist. Wie übrigens alle Kolumbianer. „In den nächsten Wochen gibt es in Kolumbien nur Fußball. Alle sind verrückt nach dem Sport und alle stehen ausnahmslos hinter der Mannschaft“, sagt der 29-Jährige über ein Land, in dem ansonsten nicht viel Einigkeit herrscht.

Die Bevölkerung muss mit ansehen, wie Großfirmen aus dem Ausland das Land zerstören. „Große Unternehmen kaufen viel Land und holzen dann die Wälder ab oder betreiben Bergbau. Die Politiker kassieren das Geld, damit die die Klappe halten. Die einheimischen Menschen gehen leer aus. Das muss sich dringend ändern, sonst geht das Land kaputt“, erzählt Memo Couttin der ansonsten ins Schwärmen gerät, wenn man ihn auf sein Heimatland anspricht. „Es ist teilweise wirklich wie im Paradies.

Kolumbien kann man in fünf Zonen aufteilen und jede Zone ist wie ein anderes Land. Die Menschen reden immer ein anderes Spanisch und die Hautfarbe ist auch von schwarz bis ganz weiß immer unterschiedlich. Kolumbien ist richtig bunt“, sagt der Hobbykicker, der trotz der Auftaktniederlage gegen Japan noch voller Hoffnung ist, dass Kolumbien das Achtelfinale erreichen wird.

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