Ein altgedienter Wirt sagt Adieu

Sulzbach · Nach 18 Jahren macht Ivan Belik Ende Dezember seine Gaststätte in Sulzbach zu. Dann beginnt für ihn der vorgezogene Unruhestand. Mit seiner Frau will er verreisen und endlich einmal unbekannte Ecken des Saarlandes erkunden.

 Ivan und Ljiljana Belik gehen bald in den Ruhestand. Foto: Seeber

Ivan und Ljiljana Belik gehen bald in den Ruhestand. Foto: Seeber

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Ivan Belik lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und schmunzelt. Er kann es sich nicht verkneifen und scherzt: "Bald sind wir eine alkoholfreie Stadt". Denn die Lage in der Sulzbacher Gastronomie sei angespannt. Und wenn er und seine Frau Ljiljana am 27. Dezember zur letzten Schicht in der "Pilsstube am Markt" antreten, verliert die Innenstadt ein weiteres Traditionslokal. ,,18 Jahre sind eine lange Zeit. Wir gehören fast schon zum Inventar", sagt der Gastronom.

"Als wir hier anfingen, war es noch eine andere Zeit. In der Sulzbachtalstraße gab es fast keine leeren Geschäfte, und es kamen einfach viel mehr Gäste spontan vorbei. Das Geld saß bei den Leuten noch lockerer. Mit dem Euro und dem Rauchverbot in der Gastronomie wurde vieles schwerer. In der Innenstadt wurde es ruhiger und ruhiger und ruhiger", sagt der 61-Jährige. Selbst wenn Mitarbeiter der umliegenden Banken wöchentlich noch in sein Lokal zum Essen kämen, habe er festgestellt, dass viele die Mittagsmahlzeit zum günstigeren Preis, seit dies möglich ist, in einer nahegelegenen Kantine einnehmen würden. Das habe auch zu Umsatzeinbußen geführt. Doch Ivan Belik ist Wirt mit Leib und Seele und er will nicht jammern. Immer wieder kommen Gäste an diesem Abend zur Tür herein. Denn seit Jahren halten ihm viele Stammkunden die Treue.

Einer ist Carlo Holzmann , der am Tresen noch ein Bier trinkt: "Ich habe noch nie einen Wirt erlebt, der wie Ivan so freundlich-offen ist. Ich glaube, er hatte noch nie schlechte Laune. In der Kneipe ist man ja auch Seelsorger, muss mal zuhören. Das kann Ivan sehr gut", lobt der ehemalige Pfarrer. Ivan Belik stellt auch klar: Durch die Stammgäste reiche es zwar noch zum Überleben, doch sei die Arbeitsbelastung in der Branche überdurchschnittlich hoch: "Teilweise haben wir Schichten über zehn oder zwölf Stunden."

Mit dem Beginn seines "Unruhestands" wolle er deshalb erst einmal den Kopf freibekommen und mit seiner Frau Ljiljana einen Gang zurück schalten, denn in 18 Jahren war viel los. In der Pilstube gab es etliche Familienfeiern , Gesellschaftsabende, lange Sommernächte auf der Lokalterrasse und natürlich das Tagesgeschäft zu bewältigen: "Der Stress und die Verantwortung der letzten Jahre sind einfach an einem hängen geblieben. Ich fühle mich noch nicht im Rentenalter. Ich würde nicht ausschließen, dass ich nach einer Ruhepause vielleicht wieder irgendwas Kleines in dem Bereich mache", meint der Mann mit dem Schnauzbart. Was im neuen Jahr aus seinem Lokal wird, steht noch nicht fest. Es gebe aber bereits Interessenten, die sich die Immobilie teilweise schon mehrfach angeschaut hätten: "Ich würde mich freuen, wenn es einen Nachfolger gibt", erklärt Ivan Belik.

Nach Sulzbach verschlug es den gebürtigen Serben über Zwischenstationen unter anderem in Baden-Baden. In Homburg betrieb er vier Jahre lang ein Lokal, bevor er die Chance ergriff und die Immobilie am Marktplatz der Salzstadt anmietete. Im Saarland hat das Ehepaar Belik längst Wurzeln geschlagen, beide wohnen in Dudweiler - unweit von Kindern und Enkelkindern. Doch Familienbesuche in der alten Heimat Serbien stehen weiterhin auf dem Reiseplan. "Richtig lange Urlaub haben wir eigentlich schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Oft hatten wir keine freien Sonntage, Weihnachts- und Feiertage", erklärt Wirt Ivan. Den Entschluss, die Gaststätte im Dezember zu schließen, fällte er mit seiner Frau, die in all den Jahren die Köchin war: "Es kann schon sein, dass uns anfangs etwas fehlt, doch im neuen Jahr wollen wir deshalb unbedingt viel reisen, die Familie besuchen und endlich einmal unbekannte Ecken des Saarlandes entdecken."

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