Die vernetzte Zukunft

Neuweiler · Auf eine revolutionierte Arbeitswelt bereitet das Berufsbildungszentrum in Neuweiler junge Menschen vor. Damit einher gehen hohe Investitionen und die Einführung des Unterrichtsfachs „Industrie 4.0“

 Informatiklehrer Oliver Scherf erklärte den Gästen die technischen Finessen und ihre Auswirkungen. Foto: Maurer

Informatiklehrer Oliver Scherf erklärte den Gästen die technischen Finessen und ihre Auswirkungen. Foto: Maurer

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Die Lernenden von heute auf die Anforderungen von morgen vorbereiten - das ist eine der wichtigsten Aufgaben von Schule. Das Berufbildungszentrum (BBZ) Sulzbach-Neuweiler reagiert mit der Einführung des Unterrichtsfachs "Industrie 4.0" für Mechatronikerinnen und Mechatroniker auf die zunehmende Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt. "Industrie 4.0 erfordert Ausbildung 4.0", sagt Oliver Scherf, Informatiklehrer am BBZ und Fachberater der Schulaufsichtsbehörde für das Fach Informatik an beruflichen Schulen.

Scherf demonstrierte gemeinsam mit der Auszubildenden Jana Fuhrmann gestern einer illustren Runde aus Politik und Wirtschaft, wie das künftig in Neuweiler gelehrt werden soll. Mit einem Tablet ausgerüstet, lernen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit einer Maschine. Schritt für Schritt - und mit Sicherheits- und Warnhinweisen - entstand so aus einem Metallzylinder ein schmucker Flaschenöffner. "Wir müssen Schülerinnen und Schüler in eine berufliche Wirklichkeit entlassen, auf die wir sie mit unserer dualen Ausbildung bestmöglich vorbereitet haben", sagte Eva Backes-Miller vom Bildungsministerium, "Lehrpläne müssen dafür nicht grundsätzlich umgeschrieben werden. Sie bieten genügend Spielräume, die ausgeschöpft werden können."

Daran arbeiten BBZ-Schulleiter Josef Paul und sein Team. 150 000 Euro wurden in ein neues Datennetzwerk investiert. Darüber hinaus ist das BBZ Sulzbach dabei, eine Lernfabrik im Sinne von "Industrie 4.0" im Wert von 400 000 Euro einzurichten. Der Begriff "Industrie 4.0" stammt von einer Strategie zur Entwicklung von Hochtechnologie der Bundesregierung. Dabei soll eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden. Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren. Von der Idee über die Entwicklung und Produktion bis hin zu Vertrieb, Verkauf, Wartung und Entsorgung oder Recycling soll quasi das komplette Leben eines Produkts nachvollziehbar und beeinflussbar sein. "Industie 4.0 ist ein Thema, das viele Menschen fasziniert", sagte Regionalverbandsdirektor Peter Gillo , "anderen Menschen macht es Angst wegen ihrer Arbeitsplätze. Sie ist eine weitere industrielle Revolution." Man müsse die Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Alle Redner waren sich einig, dass es eine Verschiebung von Branchen und Arbeitplatzbeschreibungen geben wird. Flexibilität werde immer wichtiger. Dennoch würden auch in Zukunft Menschen Dinge produzieren, nicht Roboter. "Industrie 4.0 ist die Chance für den deutschen Mittelstand und das Handwerk", sagte Achim Pecka, Vizepräsident des Verbands der Metall- und Elektroindustrie, "es ist höchste Zeit, eine Agenda für die digitale Transformation aufzustellen." Am BBZ Sulzbach-Neuweiler werden zunächst Mechtroniker auf die vernetzte Zukunft vorbereitet, eine Ausweitung auf andere Bereiche ist denkbar und wohl auch wünschenswert. "Wir können die Dinge nicht aufhalten", sagte Anselm Römer vom Wirtschaftsministerium, der Schulleiter Paul auch für die kommenden Jahre die Unterstützung der Landesregierung zusicherte. Die ist, bei allen Sponsoren aus der Wirtschaft, unter anderem für die Anschaffung zeitgemäßer "Smart-Factory-Module" auch unerlässlich.

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