Zum Jahresende Die Stadtapotheke schließt für immer

Sulzbach · Margret Mauß macht Schluss und zieht sich ins Private zurück. Einen Nachfolger konnte sie nicht finden, auch wegen der Konkurrenz am Einkaufszentrum und im Internet.

 Die Stadtapotheke schließt Margret Mauß am Monatsende endgültig zu.

Die Stadtapotheke schließt Margret Mauß am Monatsende endgültig zu.

Foto: Thomas Seeber

Die Regale sind leerer als gewohnt, einige Bilder im hinteren Bereich schon abgehängt. Am 28. Dezember steht für das Team der Sulzbacher Stadtapotheke noch einmal ein sogenannter 24-Stunden-Dienst auf dem Plan, am 29. Dezember ist dann Schluss - für immer.

„Ich werde abends die Tür abschließen und mit dem Team noch einmal essen gehen“, sagt Apothekerin Margret Mauß. Die Wehmut in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Nein, es ist nicht wie ein eigenes Kind. Aber es ist schon ein Lebenswerk. Die Entscheidung, Apothekerin zu werden, war für mich die absolut richtige. Der Kontakt mit den Kunden war jeden Tag besonders.“

Die heute 61-jährige, gebürtige Saarbrückerin hat in München studiert. „Doch echte Saarländer zieht es wieder in die Heimat“, sagt sie, „ich habe das Geschäft dann damals hier gekauft, umgebaut und im Februar 1989 eröffnet“. Die Möglichkeiten für Apotheker seien damals besser gewesen. Nicht nur weil Sulzbach damals anders gewesen ist.

„In der Sulzbachtalstraße gab es noch ganz viele Geschäfte, heute fehlt die Laufkundschaft“, sagt Mauß. Die Verödung der Innenstädte sei zwar kein „rein Sulzbacher Problem“, doch habe die Entscheidung für das Einkaufszentrum am Quierschieder Weg „Einiges an Kaufkraft abgezogen. Man müsste die Innenstädte wieder beleben. Denn sonst wird es bald die kleinen Geschäfte nicht mehr geben. Egal ob Bäckereien, Juweliere oder Boutiquen“.

Dass mit der Eröffnung der Apotheke im Verbraucherzentrum die Konkurrenz zu den bereits vier in der Ortsmitte bestehenden Unternehmen größer geworden ist, räumt Margret Mauß ebenso ein, wie den gestiegenen Druck durch den Internethandel. Doch auch die Veränderungen im Gesundheitswesen hätten die Gewinnmargen schrumpfen lassen. Das Ende sei dabei noch nicht in Sicht. „Die Situation der rund 20 000 deutschen Apotheken ist nicht rosig. Allein im kommenden Jahr sollen 1,7 Milliarden Euro eingespart werden“, sagt Mauß, „ich verstehe die jungen Leute, die es heute nicht wagen, eine eigene Apotheke zu eröffnen oder eine zu übernehmen“.  Auch ihre Suche nach einem Nachfolger verlief ergebnislos.

Nach fast 28 Jahren in der Sulzbachtalstraße kennt Mauß viele Menschen dieser Stadt. Der direkte Kontakt wird ihr fehlen. „Ich bin sehr dankbar für die Zeit, in der ich oft mehr sein durfte als Apothekerin. Man war auch bei manchem Problem als Seelendoktor gefragt. Ein türkischer Kunde sagte mal zu mir: Es gibt in der Stadt einige Apotheken. Aber meine Beine tragen mich immer hierher. Das hat mich sehr gerührt.“

Eine der beiden verbliebenen Mitarbeiterinnen wird gemeinsan mit Mauß das Berufsleben abschließen, die andere hat schon eine neue Stelle gefunden.

Auch das gibt Margret Mauß, die eigentlich gerne noch das ein oder andere Jahr weitergearbeitet hätte, eine gewisse Ruhe. „Als Selbstständige muss man aber immer etwas mehr tun. Aber ich habe die gleiche Krankheit wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreier“, erzählt Mauß über ihre Multiple Sklerose-Erkrankung, „darum will ich die kommenden Jahre noch genießen“.

Über das wie hat sie schon lange eine klare Vorstellung. „Ich hatte immer den Plan, als Rentnerin die ganze Welt zu bereisen. Doch heute denke ich mehr ans Entspannen an Orten, wo es warm ist. Mein Freund ist Italiener. Wir werden die Gelegenheit öfter nutzen, sein schönes Heimatland zu erkunden“.

Für Margret Mauß beginnt mit dem 29. Dezember dann ein neuer Lebensabschnitt, ein Stück merkantiler Geschichte Sulzbachs endet allerdings für immer.

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