Hohe Nachfrage von Studenten und Flüchtlingen Die Mieten gehen durch die Decke

Sulzbach · Um 25 Prozent sind die Preise in den vergangenen Jahren in Sulzbach gestiegen. Die Stadt ist Spitzenreiter im Saarland.

 Die beiden Sulzbacher Makler Ralph (links) und sein Vater Wolfgang Raue sehen schwarz für die Leerstände in der Sulzbachtalstraße.

Die beiden Sulzbacher Makler Ralph (links) und sein Vater Wolfgang Raue sehen schwarz für die Leerstände in der Sulzbachtalstraße.

Foto: BeckerBredel

Die Kaltmieten für Wohnungen steigen in keinem Ort im Saarland mehr als in Sulzbach. Das hat der Immobilienverband ivd West ermittelt. Ein Berufsverband professioneller Makler, die jährlich einen Preisspiegel ermitteln und unmittelbar an der Quelle sitzen, wenn es um Preise und deren Entwicklungen geht.

In Sulzbach ist Ralph Raue für den Verband ivd tätig. Der Makler aus der Bahnhofstraße kennt die örtlichen Gegebenheiten sehr gut. „Diese Steigerungen im Bereich von 25 Prozent ergeben sich aus der hohen Nachfrage von Studenten und Flüchtlingen“, sagt Raue. Da der Markt an kleinen, bezahlbaren Singlewohnungen in Saarbrücken schon durch die Nachfrage von Studenten leergefegt sei, würden viele nach Dudweiler und nun auch nach Sulzbach ausweichen.

Sulzbach sei bei Studenten begehrt, weil der Ort im Nahverkehr sehr gut angebunden sei. Mit der Deutschen Bahn komme man bestens in die Landeshauptstadt und auch die Busverbindungen seien sehr gut.

Schon in Neuweiler sehe dies jedoch ganz anders aus. Dieser Ortsteil leide erheblich unter den deutlich schlechteren Busanbindungen. Und das wirke sich unmittelbar auf die Mietpreise aus. „Die Vermieter bemerken, dass die Nachfrage steigt und passen die Preise an. Das ist ein Automatismus. Wenn der Wohnungsbau lange Jahre vernachlässigt wurde, wirkt sich das zusätzlich aus“, sagt Raue. Der Makler lobt insbesondere die Flüchtlinge als Mieter. Diese Kundengruppe mache fast keine Probleme. Es seien vielfach gebildete Menschen in Job oder Ausbildung.

In Dudweiler sei die Nachfrage seitens der Studenten in Uninähe ungebrochen, in Quierschied und Friedrichsthal verzeichnen die Makler ebenfalls Preissteigerungen, wenn auch nicht so hoch wie in Sulzbach. Insgesamt würden die Immobilienpreise im gesamten Saarland steigen. Sowohl für Wohnungs- oder Hauskauf als auch Vermietung. Das begründet der Maklerverband mit den weiterhin sehr niedrigen Zinsen und der damit einfacher gewordenen Baufinanzierung. „Wir glauben, dass sich dieser Trend noch fortsetzt, wenn die Zinsen ihr niedriges Niveau beibehalten“, erklärt Raue.

Einfamilienhäuser im Sulzbachtal sind in allen Ausstattungskategorien teurer geworden, wobei die typischen „Handwerkerhäuser“ – also Häuser mit deutlichem Sanierungsbedarf – wieder gut verkäuflich seien. Baugrundstücke seien nur leicht teurer geworden – im Schnitt zwischen fünf und sechs Prozent.

Schwarz sieht Raue für die Leerstände in der Sulzbachtalstraße. Nur zwischen Klinik und Rathaus sei die Ladenzeile teilweise lebendig. Dahinter sei zukünftig mit langfristigen Leerständen zu rechnen, so Raue. Ein Umbau der Geschäfte in Wohnungen sei nicht realisierbar, sagt Raue weiter: „Eine Umwidmung der Ladenlokale in Wohnungen scheitert daran, dass diese Läden seitlich keine Fenster haben und die Vorgaben für Wohnraumbeleuchtung nicht erreichbar sind. Die Läden sind schmal und lang nach hinten“. Und weiter: „Eine Nachrüstung ist unmöglich. Investitionen scheitern noch dazu oft an fehlender Einigung von Erbengemeinschaften.“

Da stellt sich die Frage, ob die Stadt das Problem mit den Leerständen in der Sulzbachtalstraße irgendwie ändern könnte? Auf diese Frage hat jedoch selbst der Immobilien-Experte keine Antwort.

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