Stadtplanung Der Traum vom „Bildungszentrum“ ist passé

Sulzbach · Stadt Sulzbach muss nun neue Pläne schmieden, um dem Bedarf an Kita-Plätzen gerecht zu werden. Heute ist das Thema im Stadtrat.

 An die Mellinschule wird nicht angebaut. Punkt. Aus. Eine andere Lösung muss nun her.

An die Mellinschule wird nicht angebaut. Punkt. Aus. Eine andere Lösung muss nun her.

Foto: Thomas Seeber

,,Die Stadt Sulzbach wird einen Innenstadt-Kindergarten bekommen. Das gilt nach der vergangenen Stadtratssitzung als sicher. Denn darin wurde das Konzept der Verwaltung für einen Anbau an die Mellinschule einstimmig gutgeheißen.“ So stand es am 29. März 2017 in unserer Zeitung. Nach langem Hin und Her war auch die SPD-Fraktion dafür, diesen Weg mitzugehen. Angedacht war der Anbau einer Kindertagesstätte für zwei Gruppen an die Grundschule Mellin. Mit diesem Bildungszentrum sollte – bei kräftigen Zuwächsen hinsichtlich der Geburtenzahlen – am Mellinweg der Schulstandort Sulzbach gestärkt werden und zudem ein nahtloser Übergang von der Kita in die Grundschule – inklusive Nachmittagsbetreuung – ermöglicht werden – da war man sich im Rathaus einig. Die Infrastruktur in diesem Gebiet gilt als sehr günstig. Sportplatz, Turnhalle und Schwimmbad liegen im unmittelbaren Umfeld. Auch die Gemeinschaftsschule und das Gymnasium  sind seit langem  hier angesiedelt.

Doch aus dem hoch gepriesenen, geplanten „Knüller“ wird nun nichts, wie man auch der Tagesordnung für die heutige Sitzung des Stadtrates (17 Uhr, Rathaus-Sitzungssaal) entnehmen kann: „Schaffung von zwei Kita-Gruppen an alternativem Standort zur Mellinschule und Einsatz der bisher zur Erweiterung der Nachmittagsbetreuung vorgesehenen Fördermittel“ steht da als zu behandelndes Thema im öffentlichen Teil der Tagesordnung zu lesen. Im gestrigen Gespräch mit Bürgermeister Michael Adam und Edeltraut Frisch, Leiterin des städtischen Kindergartens, erfährt man mehr zur aktuellen Situation und darüber, wie es weitergehen soll.

Im Prinzip geht es ums liebe Geld und um die Hoffnung auf Unterstützung durch bestimmte Fördergelder des Bundes (Kommunalinvestitionsförderungsgesetz – KInvFG). In Abstimmung mit dem Saar-Bildungsministerium sei ein Ausbau für lediglich zwei Kita-Gruppen als unwirtschaftlich erachtet worden. Und die Erweiterung der Nachmittagsbetreuung zur Entlastung doppelt genutzter Klassenräume in der Mellinschule gewünscht, heißt es in der aktuellen Verwaltungsvorlage.

Diese Erweiterung sollte Platz finden im Erdgeschoss eines nunmehr dreigeschossigen Anbaus an die Grundschule und durch besagte Fördermittel finanziert werden. Nach einer Besprechung mit dem Saar-Innenministerium sei jedoch zu erfahren gewesen und zwar deutlich – , dass die Erweiterung der Nachmittagsbetreuung in einem Anbau nicht förderfähig sei.

Die mittlerweile vorliegende Kostenschätzung, dass der dreigeschossige Anbau mit einer Summe von rund 3,5 Millionen Euro nicht finanzierbar sei, habe ihn, Adam, dazu veranlasst, von dem geplanten Projekt Abstand zu nehmen.

Nach wie vor, so der Chef im Rathaus, halte er die Idee des Bildungszentrums im Mellinweg für die beste Lösung, davon sei er  absolut überzeugt. Man müsse sich jedoch auch und vor allem mit den Realitäten auseinandersetzen.

 Bürgermeister Michael Adam

Bürgermeister Michael Adam

Foto: Robby Lorenz

Und was geschieht nun angesichts der Kleinen, die in Sulzbach einen Kita-Platz beanspruchen? In den Fokus gerückt ist laut Adam die Pestalozzischule im Stadtteil Neuweiler. Sie wird gerade zur Kita ausgebaut und könnte um zwei Gruppen noch erweitert werden. Weil, wie zu erfahren ist, das Saar-Bildungsministerium schon zum Sommer dieses Jahres den  hier ausgelagerten drei Klassen  der Staatlichen Förderschule Sprache das Aus erteilt hat. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, platzt die Schule zwar jetzt schon aus allen Nähten, doch das ist wohl irrelevant in den Augen der Entscheider. Schulleiter Erich Schwarz will sich dazu öffentlich nicht äußern. Es stünde somit ein weiterer Trakt für Kita-Kinder zur Verfügung. Die bisher geschätzten Kosten des neuerlichen Ausbaus: 750 000 Euro. Der städtische Anteil beläuft sich laut Verwaltungsvorlage auf 40 Prozent, jeweils 30 Prozent übernehmen somit Land und Regionalverband. Rund 1,8 Millionen Euro hätte im Übrigen laut Verwaltung das „Bildungszentrum“-Projekt im Mellinweg gekostet. Die zur Erweiterung der Nachmittagsbetreuung an der Mellinschule angedachten Fördermittel sollen nun zur Sanierung der Waldschule verwendet werden. Auch über dieses Ansinnen müssen die Mitglieder des Stadtrates heute Abend entscheiden. Dass es darüber einige Diskussionen geben wird, ist zu erwarten.

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