Der kaum bekannte Leuchtturm

Sulzbach · Die Sulzbacher Augenklinik, mit 18 000 Operationen und 45 000 Patienten jährlich ohnehin eine der größten Deutschlands, will ihre Position mit einem neuen Verfahren ausbauen.

. "Leider gibt es im Saarland zu viele versteckte Champions", sagt Professor Peter Szumann, "das ist in Baden-Württemberg, wo ich herkomme, anders. Da stellt man seine Stärken viel mehr heraus."

Vor fünf Jahren wechselte Szumann, einer der wohl weltweit führenden Augenärzte, zu so einem saarländischen "Leuchtturm" - auch so ein Lieblingswort des Facharztes. Seither hat die Knappschaftsklinik Sulzbach ihre durchaus bundesweite Vormachtstellung in Bereich der Augenheilkunde ausgebaut.

"Allein die Zahl der hier arbeitenden Ärzte ist seither von 14 auf 30 angestiegen", erklärt der Chefarzt der Sulzbacher Augenklinik, "weitere Stellen auch für medizinisch-technische Mitarbeiter werden nun entstehen." Denn Szumann und sein Team haben in den letzten Jahren ein revolutionäres Transplantationsverfahren für die Augenhornhaut entwickelt, das nun durch eine eigene Gewebebank quasi perfektioniert wird. Eine Weltneuheit sozusagen made in Sulzbach (die SZ berichtete). In der dortigen neuen Reinraum-Hornhautbank, die neueste europäische Gütevorgaben erfüllt, können berührungsfrei aufbereitete Hornhautzellen für bis zu 500 Patienten gelagert werden.

Diese stehen dann Patienten in Sulzbach und in anderen Kliniken zur Verfügung. "Wir arbeiten mit anderen Krankenhäusern, aber auch mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation zusammen", sagt Szumann, "gemeinsam werben wir auch um mehr Spender."

Derzeit warten in Deutschland rund 6000 Menschen auf eine derartige Operation, allein im Saarland sind es 300. Szumann Transplantationstechnik ist ein Quantensprung.

Der notwendige Schnitt ist kaum 2,5 Millimeter groß. Mit einer eigens konstruierten Kartusche wird die auf einer Trägersubstanz aufbereitete Pumpzellenschicht ins Auge eingebracht und durch eine Luftblase an der Innenseite der Hornhaut angebracht. "Die Operation dauert keine 15 Minuten und kann mit Tröpfchenbetäubung durchgeführt werden", berichtet Szumann über die Vorteile des Verfahrens, "die meisten Patienten erlangen binnen einer Woche wieder mehr als 80 Prozent ihrer Sehleistung zurück".

Wieder Lebensqualität

Einer, der durch einen solchen "minimal invasiven" Eingriff nicht nur seine Sehkraft, sondern seine Lebensqualität wiederbekommen hat, ist Karl-Ludwig Schäfer. "Ich musste die Sekretärin rufen, um mir Zahlen vom Computer abzulesen. In der Dämmerung traute ich mich kaum noch, Auto zu fahren. Ich sah alles nur durch einen Schleier", berichtet der 60-jährige Völklinger, der nach zwei Operationen nun wieder klar sieht: "Mir wurde ein neues Leben geschenkt."

Peter Szumanns Innovationsdrang ist noch lange nicht gestillt. Mit seinem Team und Partnern wie dem Sulzbacher Fraunhofer Institut arbeitet er schon an den nächsten Schritten. Die Sulzbacher Augenklinik - mit derzeit 18 000 Operationen und 45 000 Patienten jährlich ohnehin schon eine der größten Deutschlands - soll ihre Position weiter ausbauen.

Ein "Leuchtturm", den man im Saarland nicht immer wahrnimmt, wo vielen Menschen aber ganz wörtlich die Augen geöffnet werden.

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