Der Jahreswechsel bleibt Privatsache

Sulzbachtal · Der letzte Tag im Kalender 2015 ist für die Menschen im Sulzbach- und Fischbachtal noch einmal ein Datum, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Viele beschäftigt das aktuelle politische Geschehen; Silvester verbringen die meisten am liebsten gemütlich. Doch während Heiligabend meist als reines Familienfest gefeiert wird, steigt am 31. Dezember die Party mit Freunden, Nachbarn und Bekannten aus nah und fern. Die Saarbrücker Zeitung hat sich zu den Silvesterplänen bei Lesern umgehört.

 Das Silvesterfeuerwerk gehört für viele Menschen zum Jahreswechsel dazu. Archivfoto: Bernhard Reichhart

Das Silvesterfeuerwerk gehört für viele Menschen zum Jahreswechsel dazu. Archivfoto: Bernhard Reichhart

Miriam Bilke aus Sulzbach nutzt das gute Wetter für ein Sommer-Ritual: "Wir veranstalten um den Jahreswechsel immer ein Abgrillen, also das Ende der Grillsaison. Aber dieses Mal ist es ja so warm, dass man eigentlich gerade wieder angrillen kann." Die Sulzbacherin feiert mit ihrem Mann und Freunden aus Bayern gemütlich im kleinen Kreis: "Bei uns wird nicht allzu viel geböllert. Ich persönlich hab' da auch zu viel Respekt vor. Wenn ich ein paar Knallerbsen werfen darf, reicht mir das auch schon." Mit 2015 ist Miriam Bilke zufrieden: "Es war ein gutes Jahr. Klar kann man es immer noch steigern. Aber ich verzichte auf gute Vorsätze - die wirft man ja sowieso schnell wieder über Bord."

Ähnlich sieht das auch Carlo Holzmann. Für ihn war 2015 ein Jahr der Veränderungen. Der Wechsel in den Ruhestand ändere nun auch die Feiergewohnheiten an Silvester , berichtet der pensionierte Pfarrer: "Viele Jahre haben wir immer groß mit Freunden und Bekannten im Gemeindehaus gefeiert. Aber Traditionen ändern sich halt auch mal. In diesem Jahr genieße ich den Raclette-Abend zusammen mit meiner Frau Annelott." Um Mitternacht gilt dann das Motto: "Gucken statt Knallen". "Für Raketen und Böller haben wir noch nie Geld ausgegeben. Ich hab' daran nichts. Wir schauen uns das Feuerwerk von der Terrasse mit einem Glas Sekt an", erzählt der Sulzbacher.

Für Maria Lindner aus Dudweiler hat der Jahreswechsel immer eine doppelte Bedeutung. Die Feier geht dann länger: "Da ich am 1. Januar Geburtstag habe, feiern wir an Silvester immer schon rein." Früher sei der Party-Kreis immer größer gewesen, nun kommen enge Freunde und Nachbarn : "Morgens wird alles für die zwei Tage vorbereitet.

Es gibt in diesem Jahr Heringe, Gulaschsuppe, Nudel- und Kartoffelsalat. Es wird auf jeden Fall schön gemütlich." An Neujahr lädt Maria Lindner dann ihre Familie mit Enkelkindern zum Kaffee ein. Für 2016 hat sie einen Wunsch: "Es muss mal wieder friedlicher zugehen in der Welt!"

Das wünscht sich auch Florence Musiol, die 2015 viel gereist ist und entlegene Plätze gesehen hat. Die Fitnessstudio-Leiterin hat sportliche Pläne für den letzten Kalender-Tag. Zuerst müssen Kalorien runter: "Morgens trainiere ich noch ein wenig. Abends wird ganz klassisch Raclette mit Freunden geschlemmt." Für Raketen und Böller hat die Sulzbacherin nicht viel übrig: "Ich geb' kein Geld für Silvesterknaller aus. Das höchste der Gefühle sind Wunderkerzen. Wenn es unseren Katzen Tom und Vicky zu viel wird, flüchten sie in den angrenzenden Wald." An einer Tradition hält Florence Musiol fest: "Bleigießen gehört einfach dazu. Alleine schon, weil es meistens echt witzig ist, was da so rauskommt und wie man es interpretieren kann!"

In Quierschied sehen die Silvesterpläne ähnlich aus. Helga und Hans-Jürgen Blaesius laden die Nachbarschaft und gute Freunde zum mehrgängigen Menü ein: "Dazu gehören neben klassischem Tomaten-Mozzarella auch Hummer in Variatonen und Gulasch mit Knödeln und Rotkraut", erklärt die Küchenchefin. "2015 war ein gutes Jahr. Mit der Gesundheit passte alles, und wir hatten sehr viel Freude mit unserem Enkelkind. Auch waren wir viel unterwegs und haben eine Menge von Deutschland gesehen", sagt Helga Blaesius. Doch sie sieht 2015 auch kritisch: "Vor allem die weltpolitische Nachrichtenlage hat mich öfters nachdenklich gemacht. Ich hoffe, dass sich da im neuen Jahr vieles ändert, und es friedlicher wird."

Ihre ursprünglichen Silvesterpläne musste Maria DiMartino ändern. Die Anwältin pendelt zwischen Sulzbach und Heidelberg. Kurzfristige Geschäftstermine ließen die große Familienfeier platzen: "Jetzt feiern wir zu zweit - mein Freund und ich in Heidelberg. Mit Sekt wollen wir am Neckarufer auf das neue Jahr anstoßen. Beruflich hat sich in diesem Jahr viel bewegt. Doch 2016 soll weniger turbulent werden. Ich möchte wieder mehr Zeit für das Zwischenmenschliche haben - für Freunde und Familie." Viele Menschen - auch im Sulzbach-/Fischbachtal - schätzen das Feuerwerk zur Jahreswende durchaus. Und sie lassen sich nicht gern von Politikern sagen, womit sie krachen dürfen und wo nicht. Denn sie wollen selbst entscheiden, wie sie das neue Jahr begrüßen. Und das tun nach wie vor viele bei Feiern zuhause - oftmals ohne Feuerwerk.

Die Flamme frisst sich, vom Streichholz oder Feuerzeug auf die Zündschnur übertragen, unaufhaltsam ans Ziel. Dann beginnt für ein paar Sekunden ein Spektakel aus Farben, Schall und Rauch. Bis zum nächsten Böller, zur nächsten Rakete, die gegen Mitternacht mit ihrem Lärm- und Lichterzauber dem neuen Jahr einen furiosen Empfang bereiten.

Feuerwerkskörper verscheuchen in dunkler Nacht noch immer bei vielen das flaue Gefühl der Ungewissheit an der Schwelle zu den nächsten zwölf Monaten. Das bestätigt unsere Umfrage. 78 Prozent der insgesamt 74 Teilnehmer mögen Feuerwerk zum Jahreswechsel (58 Befragte). Doch das Ja zu Böllern und Raketen gilt keineswegs uneingeschränkt. Immerhin mögen 15 Prozent oder 11 Befragte Feuerwerk grundsätzlich nicht.

Einem 2014 in vielen niederländischen Städten und Gemeinden verschärften Böller- und Raketenverbot können immerhin 36 Prozent unserer Umfrageteilnehmer etwas abgewinnen. Dagegen stimmt hier die klare Mehrheit - 55 Prozent oder 41 Umfrageteilnehmer.

Deutlich in der Mehrheit (64 Prozent = 47 Teilnehmer) sind dann auch diejenigen, die nach dem Terror von Paris Einschränkungen beim privaten Feuerwerk ablehnen. Hier liegt die Zustimmung zu den Plänen bei 28 Prozent, was 21 Teilnehmern entspricht. Bei den Feiern zum Jahreswechsel wollen 59 Prozent der Teilnehmer (also 44) bei ihren eigenen Feiern zum Jahreswechsel auf das Spiel mit Lärm und Farben verzichten. Das Jahr mit Böllern etc. begrüßen werden 41 Prozent (also 30 Befragte).

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