Der Dank für ein grandioses Lebenswerk

Sulzbach · Erst einmal, und zwar vor 20 Jahren, wurde ein honoriger Mann aus Sulzbach zum Ehrenbürger ernannt. Und nun folgte die zweite Amtshandlung dieser Art. Der Geehrte glänzte mit einer humorvollen Rede.

 Bürgermeister Michael Adam mit dem neuen Ehrenbürger, Karl Ludwig Jüngst (links). Foto: Maurer

Bürgermeister Michael Adam mit dem neuen Ehrenbürger, Karl Ludwig Jüngst (links). Foto: Maurer

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Nach 20 Jahren hat die Stadt Sulzbach wieder einen Ehrenbürger . So folgt nun auf Prof. Ludwig Harig (87), den allseits bekannten Schriftsteller, Dr. Karl Ludwig Jüngst (76) aus Neuweiler . Vor großem Publikum im Festsaal der Aula verlieh ihm Bürgermeister Michael Adam am Sonntag die Ehrenbürgerrechte. Adam ging in seiner Festrede auf die herausragenden Verdienste des 76-Jährigen ein. Die höchste Auszeichnung, die eine Kommune vergeben könne, sei ,,ein Zeichen der Wertschätzung, aber auch des Dankes für ein Lebenswerk mit besonderen Leistungen", schickte der Verwaltungschef voran.

Zuletzt arbeitete der Gymnasiallehrer Jüngst als Akademischer Oberrat in der Fachrichtung Erziehungswissenschaft an der Saar-Universität. In seiner Freizeit widmete er sich der Heimathistorie und wurde mehrfach ausgezeichnet, auch auf dem Gebiet der Heimatforschung . Den ,,Ordre pour le mérite" im Rang eines ,,officier" erhielt er von Großherzog Jean für jahrzehntelange Lehrtätigkeit am Centre universitaire de Luxembourg.

Der Anfang der Aufarbeitung der Sulzbacher Familienkunde lag in den 1970er Jahren, als seine mittlerweile verstorbene Frau Heidelinde mit der Ahnenforschung begann. Aus der Fülle des zusammengetragenen Materials aus Kirchenbüchern und Standesamtsakten entstand schließlich das Projekt, die Familien- und Sozialgeschichte für das gesamte Sulzbachtal wissenschaftlich fundiert aufzubereiten. Veröffentlicht wurden bisher: drei Bücher über Dudweiler mit Herrensohr, eines über Bildstock und vier Bücher über Sulzbach , inklusive Hühnerfeld und Neuweiler . Ein weiteres Ortsfamilienbuch, und zwar über Altenwald, ist derzeit in Bearbeitung.

Alle Bücher haben eines gemeinsam: neben vielen Daten und Fakten fesseln sie durch prägnante Schilderung des menschlichen Lebens, in dessen Vergangenheit man fasziniert einzutauchen vermag. Sie erzählen vom sozialen Umfeld, von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, von Zu- und Abwanderung, von der Dorfgemeinschaft im Allgemeinen und im Besonderen. Wobei Karl Ludwig Jüngst auch immer wieder Honig saugt aus örtlichen Kuriositäten, die er sowohl humorvoll als auch hintersinnig darzustellen weiß.

Was den Humor angeht, so hielt der Geehrte selbst eine exquisite Rede. Fernab staubtrockener Ausführungen und jenseits jeglicher Selbstbeweihräucherung erfreute der neue Sulzbacher Ehrenbürger das Publikum mit aufgespürten Fakten, die allzu Menschliches und Zwischenmenschliches zum Inhalt hatten. Wobei sich die voreheliche Moral hinter des Pfarrers Rücken schon im 18. Jahrhundert ganz erstaunlich in Grenzen hielt.

So manche Urlaubsreise sei zur Forschungsreise geraten, um den Vorfahren auf die Spur zu kommen - auch das erzählte der Geehrte. Die meisten von ihnen seien nach dem 30-jährigen Krieg in den fast menschenleeren Saarraum zugewandert. Karl-Ludwig Jüngst: ,,Diese Zuwanderer kamen aus vielen deutschen Landstrichen, vor allem aber aus der Schweiz und Österreich, aus Lothringen, dem Elsass und dem übrigen Frankreich. Damit haben Sie also heute gleichsam einen Ehrenbürger mit deutlichem Migrationshintergrund vor sich."

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt in der Aula von drei jungen Pianisten der Musikschule Sulzbach , die ob ihrer Leistungen den begeisterten Applaus des Publikums einheimsen durften. Es waren dies: Simon Capriotti, Lars-Aaron Götz und Günes Oba.

Die Moderation des etwa eineinhalbstündigen Festaktes übernahm Michael Bleif.

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