Konzert im Salzbrunnenhaus Das war Klang-Kunst, die der Seele guttat

Sulzbach · Von Oliver Sandmeyer

Im Obergeschoss der Sulzbacher Aula ist am Sonntagabend erstaunlich wenig los. Von einem Ansturm auf die Veranstaltung kann denn auch nicht die Rede sein. Das Wetter ist wahrscheinlich einfach zu gut. Da bleibt wohl mancher, selbst wenn er sich für Klassik interessiert, lieber im Grünen und genießt diesen warmen Apriltag.

Zur Premiere des Programms „Gegenwelten“ von Violinistin Velislava Taneva und Uwe Brandt am Klavier erscheinen gerade mal dreißig Zuschauer – die Aula ist damit nur zu einem Fünftel besetzt. Und das, obwohl die beiden Musiker drei interessante Stücke ausgewählt haben: Drei Sonaten stehen auf dem Programm und sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Es sind Werke von Béla Bartók, Johannes Brahms sowie Sergei Prokofjew.

Eröffnet wird die Veranstaltung mit Bartóks „Violinsonate Nr. 2“: Hierbei bieten die bereits mit mehreren Musikpreisen ausgezeichnete Taneva, die neben ihrer Tätigkeit als Dozentin an der Hochschule für Musik Saar Teil des Et Arsis Pianoquartetts ist, und der ebenfalls an der Hochschule unterrichtende Brandt zwanzig Minuten toll vorgetragene, expressionistische Musik – vor allem vom technischen Standpunkt aus: Um zu berühren, ist die Komposition des Ungarn etwas zu spröde und durch die ihr innewohnende Hektik bisweilen enervierend. Dass hier zwei auf der Bühne stehen, die ihre Instrumente absolut beherrschen, ist trotzdem jederzeit offenbar und lässt einen dem Stück bereitwillig folgen.

Durch die darauf folgende romantische „Sonate A-Dur für Klavier und Violine op. 100“ von Brahms mit ihren gefühlvollen Melodien und den immer wieder ineinanderfließenden Themen im ersten Satz schaffen es Taneva und Brandt, einen Kontrast zum vorangegangenen Stück herzustellen: Auf Kopfmusik folgt welche fürs Herz.

Brandt und Taneva haben die Reihenfolge des Abends wohl bedacht: Nach einer kurzen Pause spielen die Musiker zum Höhepunkt von „Gegenwelten“ auf: Die abwechslungsreiche „Sonate Nr.1 in f-Moll, op. 80“ des Russen Prokofjew mit ihren vier Teilen, die jeweils einer eigenen Dramaturgie und Dynamik folgen, halten für die Zuhörer allerlei Facetten bereit: Die tiefe Traurigkeit des ersten Satzes wird im zweiten Satz, in dem beide energisch und laut zu Werke gehen, konterkariert, woraufhin sie das Stück wieder ins Liebliche, Versöhnliche tragen. Besonders in den schnellen Passagen zeigt sich, wie gut der Pianist und aufeinander eingespielt sind. Danach spielen sie mit Rachmaninows sehnsüchtiger „Vocalise“ als Zugabe, wie Uwe Brandt so schön sagt, noch „etwas für die Seele – auch wenn ihr nur wenige seid.“

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