Serie Amateurtheater im Regionalverband Wer ihre Stücke sehen will, muss fix sein

Sulzbach · Beim Sulzbacher Kellertheater gehen die Karten weg wie warme Semmeln. Die Truppe gibt es schon lang, aber ihre Stücke sind frisch.

 Das Team des Sulzbacher Kellertheaters inszeniert auch gern Stücke, die bereits verfilmt wurden, und legt dabei viel Wert auf Ausstattung und Bühnenbild. Hier eine Szene aus „The King’s Speech“ mit Uwe Andresen.

Das Team des Sulzbacher Kellertheaters inszeniert auch gern Stücke, die bereits verfilmt wurden, und legt dabei viel Wert auf Ausstattung und Bühnenbild. Hier eine Szene aus „The King’s Speech“ mit Uwe Andresen.

Foto: Kellertheater/Joachim Brueckmann

Das „Sulzbacher Kellertheater“ hat eine lange Tradition. Schon seit 1983 gibt es die Truppe, die eine Sparte des TV Sulzbach e.V. ist. Und zwei der Gründungsmitglieder sind bis heute aktiv. Allerdings ist die Theatergruppe keineswegs traditionell oder altbacken, sondern sie wirkt eher wie eine Gruppe guter Freunde. Beim SZ-Besuch wird unentwegt geneckt und gelacht.

Da wundert es auch nicht, dass die Organisation der Truppe „basischaotisch“ erfolgt, wie Markus Wantz verschmitzt berichtet. Er ist eines der Gründungsmitglieder, engagiert sich seit 36 Jahren im Kellertheater als Schauspieler, aber auch als Techniker und Bühnenbildner. „Entstanden ist das Kellertheater aus der Theatergruppe der Katholischen Jugend. Der Name Kellertheater kommt noch von unserer ersten Spielstätte, dem Klosterkeller in Sulzbach“, erklärt er.

„Aber eigentlich haben wir nie in einem Keller gespielt“, fügt Leo Klein hinzu, ebenfalls Schauspieler und Gründungsmitglied der Truppe und zuständig für Social Media. Nach dem Klosterkeller war die Aula in Sulzbach die Spielstätte des Kellertheaters, „aber bevor sie renoviert wurde“, sagt Leo Klein.

Seit 2006 ist die Jahn Turnhalle Probebühne und Spielstätte, wo jeweils 180 Zuschauer zu den zehn Aufführungen pro Jahr Platz finden.

Aber es ist gar nicht so leicht, die Truppe auf der Bühne zu sehen, denn die Vorstellungen sind immer schnell ausverkauft. „Wir haben 80 Prozent Stammpublikum. Aber es kommen auch Besucher aus dem ganzen Saarland. Und manche sogar aus Oberhausen“, berichtet Markus Wantz lachend. Sein Bruder käme nämlich von dort jedes Mal angereist, um die Stücke zu sehen.

Außer den beiden noch verbliebenen Gründungsmitgliedern hat die Gruppe heute knapp 30 Aktive. „Davon steht die Hälfte auf der Bühne, die anderen helfen beim Drumherum“, erklärt Enrico Tinebra, der Regisseur des Kellertheaters. „Wir haben wenig Fluktuation. Und nach fast jedem Stück neue Interessenten“, fügt er hinzu.

Die Stücke werden basisdemokratisch ausgesucht, so wurden im letzten Jahr „Dänische Delikatessen“ und im Jahr davor „The King’s Speech“ aufgeführt. „Unsere Stücke sind häufig männerlastig“, sagt Leo Klein. Denn im Gegensatz zu anderen Theatergruppen hat das Kellertheater nicht das Problem, dass zu wenige Männer auf der Bühne stehen. Und falls man eine Rolle besetzen möchte, für die kein geeigneter Darsteller zu finden ist, „dann leihen wir uns ganz unproblematisch einen Darsteller von einer anderen Gruppe aus“, erläutert Enrico Tinebra.

Er kennt das. Denn er selbst ist auch schon in Produktionen der Kettenfabrik in St. Arnual oder bei Musicals in Neunkirchen aufgetreten. Derzeit finden die Proben zu „Jerry Cotton jagt den New York Ripper“ von Frank Tannhäuser statt. Geprobt wird einmal in der Woche, in der Phase vor der Premiere im März nächsten Jahres auch zweimal, manchmal sogar bis zu viermal in der Woche.

Besonders viel Wert wird beim Kellertheater auf das Bühnenbild gelegt. So sah man bei den „Dänischen Delikatessen“ eine hübsch altmodisch geflieste Metzgerei, samt Schaufenster und Eingangstür, und als Nebenschauplatz ein Grab.

Tatsächlich werden die Bühnenbilder schon früh während der Produktion als Modelle gebaut, gerade wird über das maßstabstreue Modell des Bühnenbilds für das neue Stück diskutiert. „Unsere Bühnenbilder sind recht aufwändig. Wir haben einen Schreinermeister, der uns hilft, bei ihm werden die Bühnenbilder gebaut, und er transportiert sie auch in die Halle“, berichtet Markus Wantz. „Wir versuchen, bei den Bühnenbildern immer etwas Besonderes zu machen. Sie sind oft wandelbar“, fügt er hinzu.

 Eine Szene aus „Der Vorname“ mit (v.l.):  Uwe Andresen, Franziska Rundstadler, Sabine Spaendl, Leo Klein und Markus Wantz.

Eine Szene aus „Der Vorname“ mit (v.l.):  Uwe Andresen, Franziska Rundstadler, Sabine Spaendl, Leo Klein und Markus Wantz.

Foto: Kellertheater
 Für „Dänische Delikatessen“ mit (v.l.) Markus Limberger und Markus Wantz wurde sogar eine alte Metzgerei auf die Bühne gestellt.

Für „Dänische Delikatessen“ mit (v.l.) Markus Limberger und Markus Wantz wurde sogar eine alte Metzgerei auf die Bühne gestellt.

Foto: Kellertheater

Dafür wird viel freie Zeit investiert, nicht nur von Markus Wantz, dessen Hobby seit 36 Jahren das Kellertheater ist. „Das Theater lässt einen eben nicht mehr los“, sagt Enrico Tinebra dazu und lacht. Er muss es wissen, denn er ist auch schon seit 18 Jahren beim Kellertheater dabei.
www.sulzbacher-kellertheater.de

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