Das Mädche und der Drauf-Hauer

Sulzbach · Mit ganz unterschiedlichen Stilarten unterhielten die beiden Gitarristen ihr Publikum im Salzbrunnenhaus. Leider war das durchaus überschaubar.

 Judith Beckedorf im Salzbrunnenhaus. Foto: Iris Maurer

Judith Beckedorf im Salzbrunnenhaus. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Das Mädche kenn isch - das spielt klasse", schwärmte ein Mann aus Neunkirchen bereits vor Beginn des Konzerts am vergangenen Freitagabend im Salzbrunnenhaus. Mit "Das Mädche" war Judith Beckedorf gemeint, die zusammen mit Armin Kulla im Rahmen ihrer Deutschlandtournee - nach Saargemünd und vor Saarbrücken - der Salzstadt ihre Aufwartung machte. Zwar ließ der Besuch - es fand gerade einmal etwas mehr als ein Dutzend Interessierte den Weg ins Kulturzentrum Auf der Schmelz - zu wünschen übrig. Die beiden Musiker schien das nicht sonderlich zu stören. "Da kann man fast ohne Mikro spielen", gewann Judith Beckedorf dem Ganzen gar was Positives ab und startete mit der Instrumentalversion von "Don't know why" (Norah Jones ). Den ganzen Abend nur Gitarrenmusik - das ist zu anstrengend, glaubt sie. Die Singer-Songwriterin möchte vielmehr zeigen, was man mit dem Instrument alles machen kann. Als sie dann ihren einzigen deutschen Song, nämlich "Du Held", zum Besten gab, war eines schnell klar: Die Beckedorf braucht sich mit ihrer Stimme nicht zu verstecken. Auch, wenn eigentlich die Musik dominiert. Leisere Töne schlägt sie etwa bei ihrer Eigenkomposition "Flowers on my grave" an. Mit diesem Song verarbeitet sie Erlebtes, so wie andere Tagebuch schreiben. Er ist auch auf ihrer neuen CD "Flowers". Wenn die Künstlerin zwischen den Titeln ihr Instrument stimmt, plaudert sie über allerlei aus der Welt der Musik.

Und dann verblüfft sie, indem sie den Madonna-Klassiker "Material Girl" auf der Gitarre zum Besten gibt oder bei "Both sides now" (Joni Mitchell ) zum Mitschnippen motiviert. Die etwas progressiveren Töne schlug Armin Kulla an. "Das ist eine ganz schöne Hau-Drauf-Nummer", gab er nach einer mehr als flotten Eigenkomposition zu, mit der er seinen Part eröffnet hatte. Teilweise klingen seine Werke gar wie Techno. Etwa das Stück "Nebelmaschinen-Geruch", was einem auch wie ein aktueller Chartbreaker vorkommen kann. Als flott, kraftvoll und mehr als rhythmisch kann man viele seiner Kompositionen beschreiben. Auch beim Abstecher auf die Folkschiene bekommt man diesen Eindruck. In einem anderen Fall, als er "Yüksel" (ein traditionelles türkisches Volkslied, welches sich dem Heimweh eines Seefahrers widmet) spielt, bezieht auch er das Publikum mit ein. Er will wissen, um welch seltenen Takt es sich handelt. Es waren wohl einige Fachleute anwesend, denn "Neun-Achtel-Takt" fiel gleich mehrfach. Auch sein Abstecher in brasilianische Musik kam gut beim Sulzbacher Publikum an. Kulla hat diese leichte, sympathische Ironie, was sich etwa beim Kieran-Murphy-Titel "Shy" zeigte. Murphy sei abgetaucht, jetzt spielt er eben dessen Musik. Auch in einem anderen Fall bewies er Mut. Nämlich, als er "Watermelon" (Leo Kottke), welches eigentlich für eine zwölfsaitige Gitarre vorgesehen ist, auf seinem sechssaitigen Instrument vortrug. Am Ende spielten die beiden dann unter Einbeziehung des singenden Publikums gemeinsam Stings "Englishman in New York". Man ahnt es schon: Ohne Zugabe ging es nicht. Die Ballade mit dem irrwitzigen Namen "Ballade" rundete das Konzert ab. Vieles wirkt bei Beckedorf und auch bei Kulla noch nicht ganz so routiniert. Doch das macht überhaupt nichts. Die beiden Musiker, die an der Dresdner Hochschule für Musik Pop-Gitarre/Weltmusik studieren, versprühen einfach Charme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort