Da tat sich sogar der Himmel auf

Sulzbach · Es waren viele Freunde und Weggefährten, die am Sonntag in die evangelische Kirche in Sulzbach eilten. Dort zelebrierte Pfarrer Carlo Holzmann seinen letzten Gottesdienst. Von der großen Anteilnahme seiner Gemeinde zeigte er sich überwältigt.

 Auch Rolf Strauß, eigens vom Bodensee angereist, machte Pfarrer Carlo Holzmann, wie viele andere Gläubige der Gemeinde, seine Aufwartung. Foto: Maurer

Auch Rolf Strauß, eigens vom Bodensee angereist, machte Pfarrer Carlo Holzmann, wie viele andere Gläubige der Gemeinde, seine Aufwartung. Foto: Maurer

Foto: Maurer

"Es ist doch nur ein ganz normaler Gottesdienst", hatte der Sulzbacher Pfarrer Carlo Holzmann im Vorfeld gesagt. Doch irgendwie schienen selbst die Glocken der neugotischen Kirche am Sonntag anders zu klingen, riefen sie doch deutlich mehr Gläubige ins Gotteshaus als sonst. "Ich wusste gar nicht, dass ich so eine große Gemeinde habe", witzelte Holzmann vor seinem letzten Gottesdienst als Pfarrer . Viele Freunde und Weggefährten waren gekommen. Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall ebenso wie Rolf Strauß. "Carlo und ich haben viele Dinge gemeinsam angepackt", so der frühere Sulzbacher Buchhändler, der eigens vom Bodensee angereist kam: "Es hat immer sehr viel Spaß gemacht."

Dem sonst so souveränen Holzmann war die Anspannung deutlich anzumerken, als er kurz vor Beginn aus der Sakristei ins Kirchenschiff trat. Ein kurzes Innehalten, ein stilles Gebet, ein tiefes Durchatmen - dann trat er an den Altar. "Ich bin überwältigt, fast sprachlos - und das kommt bei mir selten vor", sagte der Seelsorger mit deutlichem Zittern in der Stimme, ,,23 Jahre habe ich versucht, ein treuer Diener Gottes zu sein. Jetzt gehe ich erst in den Urlaub und dann in den Ruhestand." Sein ganz eigener Humor erleichterte den Einstieg in den Gottesdienst.

Als Holzmann später auf die Kanzel steigt, um noch einmal das Wort des Herrn an die Gemeinde zu richten, tut sich der Himmel auf. Sonnenstrahlen durchfluten plötzlich die Kirche. Wer mag, darf es gern als Gruß seines "Chefs" an "Papa Carlo" sehen. "Ich bin immer gern wegen seiner Predigten gekommen", sagt eine der Anwesenden, "wenn er was kann, dann das."

Diesmal wählte der Seelsorger aus dem vierten Kapitel des Matthäus-Evangeliums die Verse 12 bis 17. Es geht darin um den Auszug Jesu aus Nazareth und sein Wirken in der Provinz am See Genezareth. Ein Gleichnis sicher auch für Holzmanns Wirken in Sulzbach , wo er es - wie Jesus - mit "den Heldinnen und Feiglingen des Alltags" zu tun hatte, "mit ganz einfachen Menschen, die gerade deshalb ganz besonders sind", wie er es in seiner Abschiedspredigt formulierte.

Dass er wieder einmal den Nerv seiner "Schäfchen" getroffen hatte, zeigte der ungewohnte Applaus am Ende der Predigt. "Wenn wir jetzt weitergehen, sind wir nicht alleine", sang die Gemeinde und kam damit "Papa Carlos'" Abschiedsworten zuvor: "Ich bleibe Euch als Mensch erhalten, nur als Pfarrer seid Ihr mich los."

Nach dem letzten Segen ging es gemeinsam ins Gemeindehaus zum Frühschoppen, ganz so wie man "Hochwürden", wie ihn einige Freunde nennen, kennt. "Ich wollte Dir was zum Trinken schenken, aber Du trinkst ja nichts", scherzte Liedermacher Wolfgang Winkler und widmete dem Fast-Ruheständler ein Ständchen. "Zwei Seelen sind in meiner Brust", bekannte Holzmann zu Tränen gerührt, "ich freue mich auf meinen Ruhestand. Aber es erfüllen mich gerade auch Traurigkeit und Wehmut. Die Gemeinde und die Kirche bleiben bestehen, nur eben mit wechselnden Menschen."

Das Licht in der Kirchengemeinde wird auch nach dem Weggang des Pfarrers nicht ausgehen, es wird aber sicher in einer anderen Farbe scheinen.

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