Berufliche Heimat für Jugendliche

Sulzbach · Was früher das Sozialkaufhaus war, ist nun die ,,Werkstatt 86“. Gestern wurde die Einrichtung in der Sulzbachtalstraße 86 offiziell mit einem Tag der offenen Tür eröffnet, ab Montag beginnt dann der Normalbetrieb.

 In der Fahrradwerkstatt (von links): Jan Gehrke, Anleiter Pascal Nisius, Stephan Kiefer und Isa Altunbas.

In der Fahrradwerkstatt (von links): Jan Gehrke, Anleiter Pascal Nisius, Stephan Kiefer und Isa Altunbas.

 Magi Hanna und Rolf Reimershofer kümmern sich als ,,Migra-Team“ um die Berufsvorbereitung für Flüchtlinge. Fotos: Langenstein

Magi Hanna und Rolf Reimershofer kümmern sich als ,,Migra-Team“ um die Berufsvorbereitung für Flüchtlinge. Fotos: Langenstein

"Dies ist kein neues Sozialkaufhaus", erklärte am Freitag Astrid Klein-Nalbach, Referentin der Abteilung der Jugendberufshilfe beim Diakonischen Werk an der Saar (DWSAAR). Denn nachdem der Stadtrat im vergangenen Jahr einer finanziellen Unterstützung eine Absage erteilt hatte, musste man abspecken. So stehen etwa Möbel und Elektrogeräte nicht mehr auf dem Verkaufsplan. Und der Anteil an angebotener Kleidung hat sich reduziert.

Die Verkaufsfläche, die früher zwei Stockwerke umfasste, ist nun auf das Erdgeschoss begrenzt. Auch beim Fuhrpark musste man Federn lassen. Derweil hat sich die Anzahl der Langzeitarbeitslosen, die hier eine Beschäftigung finden, von 30 auf 20 reduziert, wie Klein-Nalbach im Pressegespräch erklärte. Trotzdem habe man den Standort erhalten wollen. Und so ist beispielsweise die Jugendberufshilfe von Altenwald nach Sulzbach gerückt. "Auch der Vermieter kam uns sehr entgegen", berichtete Klein-Nalbach.

Allerdings konnten mit den Jobcentern in Dudweiler und Sulzbach neue Projekte angestoßen werden, etwa mit der Eingliederung von Schwerbehinderten. Und neben den 20 Langzeitarbeitslosen, die nun jeweils für ein halbes bis ein ganzes Jahr in der Einrichtung arbeiten, sind über 105 Jugendliche in der Ausbildungsbegleitung. Zudem wurden 40 Maßnahmenplätze für Flüchtlinge geschaffen. Für letztere soll es hauptsächlich um eine berufsspezifische Sprachförderung gehen.

Daneben will sich die Werkstatt auch als Treffpunkt präsentieren. Ab Montag stehen hierzu eine Sitzecke, Kaffee und kleinere Häppchen zum Selbstkostenpreis bereit. Daneben gibt es eine offene Fahrradwerkstatt mit Verkauf der Räder sowie Geschenkartikel, die von den Jugendlichen produziert werden. Hierzu gehören Schalen, Kissenbezüge und Taschen aus Stoff und Filz, Notizblöcke, dekorierte Gläser, Uhren aus Schallplatten, Holzprodukte und vieles mehr. "Wir möchten hier auch zeigen, wie die Jugendlichen gebrauchten Dingen neues Aussehen und neuen Wert geben, die Waren im Wertstoff-Kreislauf bleiben und nicht einfach zu Müll werden", sagte Diakoniepfarrer Udo Blank, Geschäftsführer des DWSAAR, und: "Wir sind stolz, dass es weiter geht. Es ist ein bunter Strauß aus Fördermaßnahmen, die den Menschen zugute kommen."

Bürgermeister Michael Adam betonte in seiner Ansprache, dass die Werkstatt eine hohe Wertschätzung in der Stadt genieße. Nach den Streitigkeiten aus dem letzten Jahr gelte es nun, sich gemeinsam abzustimmen: "Viele Ratsmitglieder sind heute anwesend. Sie wollen ihre Solidarität zeigen", so Adam.

Für den 21-jährigen Pascal Vogelgesang ist der Wert der Einrichtung eine klare Sache: "Sie bietet mir einen guten Einblick in die Berufswelt, so kann ich meinen künftigen Weg mehr selbst bestimmen", und: "Lange konnte ich mich nicht entscheiden, jetzt weiß ich, dass ich Einzelhandelskaufmann werden will."

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