Weihnachts-Auktion „Nein, nein, wir haben gar nichts gegen Männer“

Frauen in Bärbel Schorrs „Atelier Herrenlos“ bleiben lieber unter sich. Sie unterstützen mit einer Aktion das Kinderhospiz- und Palliativteam Saar.

 Bärbel Schorr in ihrem „Atelier Herrenlos“ in Sulzbach. Normalerweise empfängt sie dort viele kunstbegeisterte Frauen.

Bärbel Schorr in ihrem „Atelier Herrenlos“ in Sulzbach. Normalerweise empfängt sie dort viele kunstbegeisterte Frauen.

Foto: Iris Maria Maurer

Für die freischaffende Künstlerin Bärbel Schorr ist ihr „Atelier Herrenlos“ nicht nur Teil ihres Berufs, sondern eine Herzensangelegenheit. In der Sulzbacher Stephanstraße hat Bärbel Schorr den unteren Teil ihres Wohnhauses als große Werkstatt hergerichtet, aber nicht nur, um für die eigenen Arbeiten Raum zu haben, sondern auch, weil sie dort viermal in der Woche Kurse im Malen und Töpfern erteilt. Und das Besondere ihrer Kurse ist: Sie sind ausschließlich für Frauen, eben „Herrenlos“.

„Nein, nein, wir haben gar nichts gegen Männer“, sagt sie lachend, „aber wir wollten unter uns bleiben. Irgendwie ist das intimer.“ Seit dem Jahr 2008 arbeitet Bärbel Schorr in diesem Atelier, seit 2009 teilt sie es mit ihren Kursteilnehmerinnen. Aber auch davor arbeitete sie künstlerisch.

Bärbel Schorr wurde in Saarbrücken geboren, kam als Kind mit der Familie nach Sulzbach. Und schon da hat sie viel gemalt. „Ganz wichtig war meine Oma. Mit ihr habe ich schon im Alter von fünf Jahren zusammen gezeichnet“, erinnert sie sich. Kunst als Beruf zu erlernen kam leider nicht infrage, und so absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung. Aber ohne Kunst ging es für sie auch nicht. Und so besuchte Bärbel Schorr ab den 1980er- und 90er-Jahren regelmäßig Workshops, Klassen und Kurse in Architektur-, Akt- und Aquarellmalerei, aber auch Töpfer- und Keramikkurse.

Gerade die Keramik hat es ihr angetan. „Ich fand es immer so spannend, zu sehen, was nach dem Brennen aus dem Ofen kommt“, sagt sie. „Irgendwann hatte ich einfach das Bedürfnis, mit den Händen zu formen, nicht immer nur zweidimensional zu arbeiten.“ Bis heute wechseln sich bei ihr daher Phasen der Malerei und der Keramik ab, wobei ihre Keramiken nicht unbedingt zum Gebrauch dienen, denn sie arbeitet gern freie Objekte, die als Skulpturen aufgestellt werden, abstrahiert, aber oft figurativ.

Mit den Jahren wurde Bärbel Schorr eine gefragte Keramiklehrerin, leitete viele Kurse in Schulen. Daneben stellte sie ihre Werke auch in der Öffentlichkeit vor, so in Ausstellungen in Saarbrücken, Sulzbach, Friedrichsthal oder Losheim. Als sie 2008 das neue Haus bezog, war klar, dass sie dort ein großes Atelier mit eigenem Eingang, eigenem Brennofen und viel Tageslicht einrichtet, um auch Kurse anbieten zu können. Und schnell war ihr klar, dass sie dort nur Frauen anleiten wollte.

Ihre Kurse im „Atelier Herrenlos“ sind ihr sehr ans Herz gewachsen. „Einige meiner Damen sind schon von Anfang an, seit über elf Jahren, dabei. Da sind richtige Freundschaften entstanden. Die Chemie zwischen uns stimmt“, schwärmt sie. Ihre Kurse sind offen und fortlaufend, immer wieder mal kommen Anfängerinnen hinzu. „Die Kurse haben nur rund sieben Teilnehmerinnen, denn ich will für alle genug Zeit haben“, sagt Bärbel Schorr.

Und dann erläutert sie, dass sie keine Themen vorgibt, jede darf frei arbeiten, was sie will, wird von der Kursleiterin angeleitet und unterstützt, wo es gewünscht ist. „Mir ist wichtig, dass meine Schülerinnen mit ihren Ergebnissen zufrieden sind. Aber ich sollte auch mit den Ergebnissen zufrieden sein“, ist ihre Prämisse.

Normalerweise werden die Ergebnisse – Keramikschalen, Kerzenhalter, Figuren, Gemälde, selbstgestaltete Karten oder große Blumenstelen – auch der Öffentlichkeit präsentiert. So hat das „Atelier Herrenlos“ schon in Sulzbach und Friedrichsthal Ausstellungen veranstaltet. Dazu kommt zweimal im Jahr, im Juni und im November, ein Tag der offenen Tür, dann kommen Interessierte zum Schauen, Stöbern und Kaufen.

Gerade die Präsentation vor der Weihnachtszeit ist für die Kurse sehr wichtig, da dann auch eine Spendenaktion läuft. In diesem Jahr macht Corona aber auch hier einen Strich durch die Rechnung. „Corona ist schrecklich. Traurig. Ich vermisse all meine Herrenlosen“, seufzt Schorr. Schon seit Anfang November können keine Kurse mehr stattfinden.

Aber Bärbel Schorr engagiert sich auch hier mit viel Herzblut für ihre Teilnehmerinnen. „Wir halten übers Internet Kontakt. Dann trinken wir schon mal zusammen online einen Kaffee, aber es wird auch gearbeitet. Jede hat dann Fotos der neuen Arbeiten geschickt, von dem, was sie gemacht hat“, sagt sie.

Und so hat es auch die Adventsausstellung ins Internet geschafft. Denn Bärbel Schorr hat keine Mühe gescheut, hat jede neue Arbeit der Damen fotografiert und auf die Webseite gestellt – und manches auch verkauft. „Nach telefonischer Rücksprache geht das ganz unproblematisch kontaktlos vor der Tür des Ateliers“, erklärt sie.

Bis Weihnachten ist das noch möglich. Und auch hier ist das „Atelier Herrenlos“ sehr idealistisch, denn 20 Prozent der Einnahmen werden dem Kinderhospiz- und Palliativteam Saar gespendet.
www.baerbelschorr.de

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