Auf Landstraßen steigt Risiko von Wildunfällen

Sulzbach/St. Ingbert. Auf einen Wildunfall, an dem nach Zeugenaussagen ein großer Hirsch beteiligt war, hat die St. Ingberter Polizei am Sonntag aufmerksam gemacht (die SZ berichtete). Förster sind über diese Meldung überrascht, ist doch diese Wildart in unseren Gefilden nicht heimisch. Vor der Gefahr eines unliebsamen Zusammentreffens mit Tieren des Waldes warnen sie aber eindrücklich

Sulzbach/St. Ingbert. Auf einen Wildunfall, an dem nach Zeugenaussagen ein großer Hirsch beteiligt war, hat die St. Ingberter Polizei am Sonntag aufmerksam gemacht (die SZ berichtete). Förster sind über diese Meldung überrascht, ist doch diese Wildart in unseren Gefilden nicht heimisch. Vor der Gefahr eines unliebsamen Zusammentreffens mit Tieren des Waldes warnen sie aber eindrücklich. Auch der ADAC hat sich erst vor einigen Tagen zu Wort gemeldet: Gerade in den Wochen nach der Zeitumstellung, so der Automobilclub, sollten Fahrer in den Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit besonders vorsichtig sein. Das gilt gleichermaßen mit dem Einsetzen der Dunkelheit und über die Nachtstunden, fügt der St. Ingberter Förster Martin Eberle hinzu. Über den Tag sei das Risiko, plötzlich ein Reh oder Wildschwein vor der Kühlerhaube zu haben, nicht ganz so hoch. St. Ingbert ist umgeben von Waldgebieten. Auf den Landstraßen bestehe deshalb ein hohes Risiko für Wildunfälle, betont Eberle. Im Grunde müssten Fahrer das ganze Jahr über auf der Hut sein. Sein Kollege Bodo Marschall fügt hinzu, das Frühjahr sei in besonderem Maße gefährlich, da die Tiere jetzt nach ihrer natürlichen, Energie sparenden Bewegungsträgheit im Winter wieder weitere Wege zurücklegten. Die Förster kennen eine ganze Reihe von Gefahrenstellen, an denen Wild die Fahrbahnen kreuzt. An der L 112 bei Schüren wechseln demnach Schwarzkittel bevorzugt zwischen dem Gebiet Ruhbach und dem Waldstück um den Sauweiher bis Richtung Waldfriedhof. Vom Waldfriedhof Richtung Spieser Reitstall führen Wildwechsel über die Spieser Landstraße. Weitere Gefahrenstelle ist die L 244 Richtung Schnappach. Marschall: "Kurz vor der Kuppe hoch zu Sechs Eichen ist viel Bewegung." Eberle nennt weitere neuralgische Stellen: In der Dudweilerstraße Richtung Neuweiler (L 250), am Autobahnzubringer Rentrischer Talbrücke, die L 108 hoch zum Staffel, die L 235 Richtung Oberwürzbach und weiter der Kreuzungsbereich hinter der Rittersmühle in Richtung Niederwürzbach. Eberle: "Dort ist mir selbst neulich fast eine Sau ins Auto gelaufen. Das war ein Riesenbrummer." Rehwild sei zwar territorial ausgerichtet, erläutert Förster Eberle weiter, aber die jungen Böcke gingen auf Wanderschaft. Zudem gebe es für die Tiere kein Halten, wenn im Hochsommer die Brunftzeit beginne. Während der Förster die Rehe als dämmerungsaktiv beschreibt, haben die Wildschweine nach seinen Worten ihr Verhalten durch Umwelteinflüsse verändert. Eberle: "Sie waren früher am Tag aktiv. Im Laufe der Zeit haben sie ihren Aktionsraum in die Nacht hinein verlegt." Von hochkomplexen Sozialstrukturen der Wildschweine spricht Eberle. Während die Rehe wie eh und je ihre Jungen im Mai setzten, erlebten es Förster und Jäger bei Wildschweinen, dass sie heute auch zu Unzeiten Nachwuchs bekämen. Einen Appell richtet der Förster an die Verkehrsteilnehmer: Sie sollten die Warnhinweise an den Straßen ernst nehmen. "Hinter der Rittersmühle ist mir selbst neulich fast eine Sau ins Auto gelaufen."Förster Martin Eberle

HintergrundDie Polizei gibt im Internet Hinweise für richtiges Verhalten im Zusammenhang mit Wildunfällen. Grundsätzlich sollten Fahrer wachsam sein und sofort langsam fahren, wenn sie Wild sehen. Achtung: Die Tiere sind selten einzeln unterwegs. Bei Dunkelheit bremsen, hupen und nicht aufblenden, da das Wild sonst stehen bleibt. Kommt es zum Unfall, ist die Unglücksstelle umgehend abzusichern und in jedem Fall die Polizei zu benachrichtigen. Tiere dürfen nicht einfach liegen gelassen oder mitgenommen werden, das entspräche dem Straftatbestand der Wilderei. Niemals die Tiere anfassen (z.B. Tollwutgefahr). mbe

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