Auf der Hirschbach wird eifrig geschafft

Sulzbach · Die RAG Montan Immobilien GmbH ist gerade dabei, das ehemalige Bergarbeiterheim auf der Hirschbach aufzumöbeln, weil hier 500 Flüchtlinge einziehen werden. Die SZ hat sich vor Ort kundig gemacht.

 Im ehemaligen Bergarbeiterheim auf der Hirschbach sollen 500 Flüchtlinge untergebracht werden. Fotos: Becker & Bredel

Im ehemaligen Bergarbeiterheim auf der Hirschbach sollen 500 Flüchtlinge untergebracht werden. Fotos: Becker & Bredel

 Bernd Günter (links) und Roland Storck im Kiosk nebenan.

Bernd Günter (links) und Roland Storck im Kiosk nebenan.

 Blick in eine Büroetage.

Blick in eine Büroetage.

Behaglich ist es hier - zwischen Zeitschriften, kleinen Leckereien und Tabakwaren. Kunden geben sich die Klinke in die Hand, der Kiosk auf der Hirschbach ist offenkundig ein beliebter Anlaufpunkt. Am Stehtisch in der Ecke treffen wir den ehemaligen Bergmann Roland Storck und Rentner Bernd Günter, der mal Bauarbeiter war.

Ein bisschen skeptisch sei er schon, sagt Storck mit Blick in die nahe Zukunft, ,,aber ich will auch, dass den Leuten geholfen wird". Die beiden Ruheständler sind natürlich darüber informiert, dass ab Januar knapp 500 Flüchtlinge ihre Nachbarn werden. Kein Mensch hier im Raum möchte, dass Männern, Frauen und Kindern auf der Flucht vor Krieg und Tod die Hilfe verweigert wird, aber das Ungewisse bereitet einigen Leuten auch Sorgen. Wirtin Petra Delwing hat gerade gut zu tun, Hunderte von Neuankömmlingen könnten weiteren Umsatz bringen. "Flüchtlingsfamilien mit lauteren Absichten werden wir immer und gern unterstützen", sagt sie. "Aber man hört solche und solche Nachrichten von Standorten deutscher Flüchtlingsheime. Wir werden abwarten", fügt sie hinzu. "Heute ist Deutschland das gelobte Land. Alle wollen zu uns. Und Merkel muss zu ihrem Wort stehen. Aber das wird nicht einfach", sagt Bernd Günter. "Doch ich zahle lieber etwas mehr Steuern, um diese Probleme zu lösen, bevor wir wieder rechtsextreme Gesinnung produzieren", fügt Storck hinzu. Im warmen Kiosk ist man sich einig: Die Menschen, die vor Krieg fliehen, hätten keine andere Wahl und müssten Unterstützung erfahren. Die bekommen sie auf der Hirschbach, wo das Innenministerium neben Lebach ein zweites Aufnahmelager eröffnen wird. Die SZ durfte sich gestern im Beisein von Rudolf Krumm, Geschäftsführer der RAG Montan Immobilien GmbH, in der Baustelle umsehen. Die RAG verwaltet die alten Liegenschaften der Zentralwerkstätten Hirschbach. Seit drei Jahren steht dort ein ehemaliges Bergarbeiterheim leer, das 1974 für türkische Bergleute gebaut wurde und später die Verwaltung der Zentralwerkstatt beheimatete. Das reine Bürogebäude wurde von allen Versorgungsleitungen getrennt, jetzt richtet man das Haus mit seinen 52 Räumen wieder her. Momentan entfernen Arbeiter die Teppiche. Ende November soll die Demontage abgeschlossen sein, dann beginnt die "Ertüchtigung". Nach dem Nutzungskonzept des Innenministeriums wird ein Bauantrag gestellt, Prüfingenieure und Untere Bauaufsicht nehmen ihre Arbeit auf, sagt Krumm. Diese Planungsphase werde man nutzen, um die Elektroinstallation zu erneuern, den Brandschutz auf den heutigen Stand zu bringen und die Toiletten herzurichten. 3000 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung. Auch den Parkplatz vor der Flüchtlingsunterkunft in spe hat die RAG ans Land vermietet, Container mit sanitären Einrichtungen sollen dort aufgestellt werden. "Bislang gibt es keine negativen Reaktionen aus dem Umfeld", freut sich Krumm. Das liege aber auch daran, dass es in direkter Nachbarschaft nur Industriebetriebe und Grünflächen gebe. Trotzdem werde man auch Info-Veranstaltungen für die Bürger anbieten. Zur Investitionssumme äußert sich die RAG nicht. Krumm: "Wir wollen nur die Renovierungskosten erstattet bekommen, verdienen wollen wir an den Flüchtlingen nichts". Vorarbeiter Wilhelm Klein und seine Kollegen haben noch viel zu tun. Aber es geht voran. Gestern sah es in einigen Räumen schon aus, als würden demnächst die Maler anrücken.

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