Jüngst gefeiert Auch im Alter den Forschergeist bewahrt

Sulzbach · Der Sulzbacher Ehrenbürger Dr. Karl Ludwig Jüngst lüftete zum 80. Geburtstag ein Geheimnis.

 Dr. Karl Ludwig Jüngst erläuterte die Zusammenhänge des historischen Gemäuers, in dem er seit seiner Kindheit lebt, seinen Gästen Mary-Rose Bramer und Michael Adam (links).

Dr. Karl Ludwig Jüngst erläuterte die Zusammenhänge des historischen Gemäuers, in dem er seit seiner Kindheit lebt, seinen Gästen Mary-Rose Bramer und Michael Adam (links).

Foto: Stadt Sulzbach/Anne Allenbach

Zum 80. Geburtstag wollten Bürgermeister Michael Adam und die erste Beigeordnete der Stadt Sulzbach Mary-Rose Bramer es sich nicht nehmen lassen, dem seit 2014 berufenen Ehrenbürger der Stadt zu gratulieren.

„Das Haus atmet Geschichte“, sagte Dr. Karl Ludwig Jüngst bei der Begrüßung der offiziellen Gratulanten freudig. Denn der Jubilar wurde 1938 als Sohn des Steigers Heinrich Jüngst und seiner Ehefrau Emma geb. Russy in Neuweiler geboren und bewohnt noch heute das inzwischen denkmalgeschützte Haus seiner Russy-Vorfahren. Bei Kaffee und Kuchen erinnerte sich Jüngst gerne an seine Schulzeit. Er besuchte die Grundschule Neuweiler bis 1948. „Ich erinnere mich besonders an meine Lehrerin Fräulein Gottschall“, so Jüngst lächelnd. Nach der Grundschule ging er auf das Knabenrealgymnasium Sulzbach bis 1952 und dann auf das Evangelische Lehrerseminar nach Ottweiler von 1952 bis 1957. Von 1957 bis 1959 studierte er an der Comenius-Hochschule in Saarbrücken Lehramt für Grund- und Hauptschulen.

„Ich war zehn Jahre Volksschullehrer“, gab Jüngst an. Als Lehrer einer einklassigen Volksschule war Jüngst von 1959 bis 1967 in dem Einöder Ortsteil Schwarzenacker tätig, wo er auch 1965 seine zweite Lehrerprüfung ablegte. Von 1967 bis 1971 war er Gymnasiallehrer und Gymnasialoberlehrer am Staatlichen Aufbaugymnasium und dem Realgymnasium in Blieskastel.

Bald sollte sich herausstellen, dass Jüngst die Forschung sehr lag. Später sollte diese Leidenschaft dazu führen, dass er zahlreiche Ortsfamilienbücher zusammen mit seiner 2005 verstorbenen Frau Heidelinde Kipper veröffentlichte. Aufgrund seines nebenberuflichen Studiums der historisch orientierten Pädagogik bzw. der psychologisch orientierten erfahrungswissenschaftlichen Erziehungswissenschaft an der Saarbrücker Uni wurde er 1971 in ein Forschungsprojekt abgeordnet. 1974 promovierte Karl Ludwig Jüngst an der Philosophischen Fakultät. Bis 2003, dem Jahr seines Ruhestandes, arbeitete Jüngst als Akademischer Oberrat in der Fachrichtung Erziehungswissenschaften an der Saar-Uni. Seine Aufgaben lagen im Bereich der Forschung. Diese Freude am Ergründen brachte ihn, angestoßen von Ehefrau Heidelinde, zu dem Bereich Heimatforschung, mit der er seiner Heimatstadt einen großen Dienst erwiesen hat, denn Jüngst stieg mit seiner Ehefrau regelrecht in die Feldforschung ein. Aus der Fülle dieses zusammengetragenen Materials entstand schließlich das Projekt, die Familien- und Sozialgeschichte für das gesamte Sulzbachtal aufzuarbeiten. Bisher hat Jüngst drei Bücher über Dudweiler, ein Buch über Bildstock, vier über Sulzbach, und je eines zu Hühnerfeld, Neuweiler und Altenwald verfasst. „Friedrichsthal kommt vor Weihnachten raus“, verriet Jüngst im Gespräch. Seine Abhandlung über die Salzgewinnung im Sulzbachtal sowie sein großer Beitrag zur Ortschronik machen die Gewichtung seiner Forschungen für Sulzbach deutlich.

„Das sind alles Werke und Leistungen, die zur Identitätsstifung für die Einwohner Sulzbachs beitragen“, so Adam. Am Kaffeetisch im historischen Russy-Haus lüftete Jüngst das Geheimnis seiner Namensherkunft: „Mein ältester Vorfahre war Schöffe in Netphen im Siegerland, der von sich schrieb: Ich, Henne, Berchmanns Sohn, den man nennt den Jungeste. Er wurde laut Aufzeichnungen am 24. Dezember von 1400 geboren. Das war der letzte, und wie man damals sagte der jüngste Tag des 14. Jahrhunderts. Deshalb nannte man den Neugeborenen nach diesem Tag den Jungesten“, sagte Jüngst lachend.

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