Arbeitskreis will Patienten helfen

Sulzbach. "Obwohl die Krankenkassen auch 2008 wieder große Überschüsse erwirtschaftet haben, bleibt für manchen Versicherungsnehmer die Situation eher schwierig." Das sagt Jutta Adam, Sprecherin des Arbeitskreises (AK) Patienten-Info in Sulzbach

Sulzbach. "Obwohl die Krankenkassen auch 2008 wieder große Überschüsse erwirtschaftet haben, bleibt für manchen Versicherungsnehmer die Situation eher schwierig." Das sagt Jutta Adam, Sprecherin des Arbeitskreises (AK) Patienten-Info in Sulzbach. Seltsame Blüten treibe die Gesundheitsreform etwa im Falle eines 78-jährigen Mannes, dessen Frau beim Fensterputzen von der Leiter gestürzt und bewusstlos liegen geblieben war. Der seit Jahren bettlägerige Mann rief sofort den Notarztwagen, der auch kam. Leider konnte der Arzt nur noch den Tod der Frau feststellen. Sie starb an einem Herzinfarkt. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Drei Monate später, erzählt Jutta Adam, erhielt Herr L. eine Rechnung in Höhe von fast 400 Euro für den Einsatz des Notarztwagens: "Nachfragen bei der zuständigen Krankenkasse ergaben, dass der Notarztwagen zu Unrecht angefordert worden wäre. Schließlich sei die Frau schon tot gewesen." Doch wie hätte der kranke Ehemann den Tod seiner Frau diagnostizieren können? Und was, wenn er sich als Laie geirrt hätte mit der Diagnose, und seine Frau wäre gar nicht tot gewesen? Droht ihm dann nicht eine Klage wegen unterlassener Hilfeleistung? Auf Nachfragen, so Adam, sei dem Arbeitskreis Patienten-Info mitgeteilt worden, dass der Notarzt in einem solchen Fall bescheinigen müsse, dass zumindest Widerbelebungsversuche stattgefunden haben, damit die Kasse die Kosten übernimmt. Und nun die Frage, die sich wohl jeder stellt: Was soll ich als Betroffener mit einer solchen Information anfangen? Wer hilft mir weiter, wenn ich solche Auskünfte bekomme? In unserer Region erhält man Hilfe: Vor wenigen Monaten gründete sich in Sulzbach nach einer Veranstaltung mit Renate Hartwick, Buchautorin und erbitterte Gegnerin der Gesundheitsreform, besagter Arbeitskreis. Er will Sprachrohr sein für alle Leute, die sich mit kaum nachvollziehbaren Entscheidungen von Krankenkassen nicht abfinden wollen. Jutta Adam: "Die Praxis hat gezeigt, dass manche Entscheidungen von Krankenkassen Menschen in soziale Notsituationen bringen." Nicht jeder sei in der Lage, sich zu wehren. Und deshalb gebe es den Arbeitskreis. Patienten, so der AK, zahlten Praxis- und Krankenhausgebühren, einen Teil dringend benötigte Medikamente, Fahrtkosten, sie legten drauf bei nicht mehr verschreibungspflichtigen Medikamente und gerieten nicht selten dadurch in finanzielle Bedrängnis. Oder, und das sei der weit häufigere Fall: "Sie gehen überhaupt nicht mehr zum Arzt oder beenden die Behandlung, weil sie sich diese nicht mehr leisten können." Wer nicht alles klaglos hinnehmen will, ist dazu eingeladen, sich beim AK Patienten-Info kostenlos beraten zu lassen. Das nächste Treffen ist am heutigen Montag, 5. Oktober, um 18 Uhr im Besprechungszimmer des AWO-Seniorenzentrums, Auf der Schmelz 38, in Sulzbach. Mehr zum Thema gibt's im Internet.

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