Altenwalder empört über "Kahlschlag" am Friedhof

Altenwald. Reichlich angesäuert steht Marlies Krämer vor dem kleinen Waldstück in unmittelbarer Nähe zum Altenwalder Friedhof. Niemand habe sie und andere Bürger informiert, sagt die 70-Jährige und zeigt auf ein paar Baumstämme, die der Motorsäge zum Opfer fielen

 Marlies Krämer (links) und Annemarie Wagner sitzen auf den Stämmen der gefällten Pappeln am Altenwalder Friedhof. Foto: SZ

Marlies Krämer (links) und Annemarie Wagner sitzen auf den Stämmen der gefällten Pappeln am Altenwalder Friedhof. Foto: SZ

Altenwald. Reichlich angesäuert steht Marlies Krämer vor dem kleinen Waldstück in unmittelbarer Nähe zum Altenwalder Friedhof. Niemand habe sie und andere Bürger informiert, sagt die 70-Jährige und zeigt auf ein paar Baumstämme, die der Motorsäge zum Opfer fielen. Wie kleine WollknäuelRudolf und Doris Nitschke, die gegenüber wohnen, sowie Annemarie Wagner sind auch gekommen. Am frühen Donnerstagnachmittag nämlich war am Wald ein kleiner Ortstermin, nachdem Marlies Krämer am Morgen schon im Sulzbacher Rathaus mit ihrer ganzen Empörung telefonisch vorstellig geworden war. Sie und andere Leute in der Umgebung wollen nicht, dass hier Bäume gefällt werden. Das zu verhindern, sagt Krämer, habe die Stadt vor vielen Jahren mal versprochen. Vor Ort und zum ausführlichen Gespräch bereit war am Donnerstag Volker Wenzel. Der Förster betreut im Saarland rund 500 Hektar Wald, die, wie er informierte, zum Unternehmen Ruhrkohle AG (RAG) gehören. Und damit auch das Waldstück in Altenwald, eine ehemalige Halde auf 5,3 Hektar Land. Wenzel kann zum großen Teil die Gemüter beruhigen: Gefällt worden seien nur ein paar 30 bis 40 Jahre alte Pappeln, weil sich Anwohner über deren Samenflug beschwerten. Die Samen sind von einem langen, dichten Flausch aus Härchen umgeben, sie sehen aus wie kleine Wollknäuel. Und diese Wollknäuel können sehr weit fliegen. Ärgerlich für so manche Hausfrau, wenn diese Puschel durchs Fenster hereinkommen und zu Hunderten Möbel und Böden bedecken. Aufgrund solcher Beschwerden, sagt Volker Wenzel, habe man sich dazu entschlossen, die auf der Halde stehenden Pappeln zu fällen. Aber, und das sagt er auch: "Hier fallen noch keine 50 Festmeter." Ein Boulevard-Blatt habe im Übrigen vor geraumer Zeit in dicken Lettern den Altenwalder "Pollen-Alarm" heraufbeschworen. "Samen-Alarm", sagt er, wäre da ja wohl die richtige Variante. Schön sieht der von Marlies Krämer so titulierte "Kahlschlag" derzeit nicht gerade aus. Vor allem vom Parkplatz am Friedhof aus sieht man die Schneise, die da reingehauen wurde. Volker Wenzel aber sagt, als Anwohner Rudolf Nitschke sich nach optischen Verbesserungsmöglichkeiten erkundigt, dass hier noch eine Hecke hinkommen soll - sozusagen als Sichtblende. Krämer traut Frieden nichtVolker Wenzel erzählt so ganz nebenbei, dass zu früheren Zeiten, als es das Zündholz-Monopol noch gab, die Stämme der Pappel einen relativ hohen Preis erzielten. Mittlerweile würden sie unter anderem zur Herstellung von Paletten verwandt. Marlies Krämer indes traute dem ganzen Wald-Frieden nicht. Sie gab zu verstehen, dass sie das gesamte Areal wie ein Adler im Auge behalten wird. Damit hier nicht eines Tages wirklich der ganz große Kahlschlag passiert. Mit der Seniorin ist solcherlei wohl kaum zu machen. Daran lässt sie keinen Zweifel. mh

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