Süße Berufung Im Rentenalter in die Selbstständigkeit

Bliesransbach · In ihrer Manufaktur in Bliesransbach macht Christine Breyer Marmeladen, Pesto und Senf – teils mit ungewöhnlichen Rezepten.

 Christine Breyer rührt im Topf in ihrer Manufaktur in Bliesransbach.

Christine Breyer rührt im Topf in ihrer Manufaktur in Bliesransbach.

Foto: Heiko Lehmann

Es riecht süß und fruchtig. Kein Wunder: In einem großen Topf hat Christine Breyer den ganzen Morgen Feigensirup gekocht. Nach dem Erkalten kam es am Nachmittag zur großen Vermählung: Christine Breyer gibt selbst fermentierten Senf zum Sirup, rührt alles kräftig zusammen und schnappt sich dann einen Löffel für die Probe aufs Exempel. „Ja, jetzt schmeckt’s richtig gut. Ich habe ein paar Anläufe gebraucht, bis zu diesem Ergebnis“, erklärt die 70-Jährige.

Sie steht dabei in der Küche ihrer kleinen Manufaktur auf dem Hartungshof in Bliesransbach. Mit 60 Jahren, wenn das gemeine, arbeitende Volk anfängt, die Tage bis zur Rente zu zählen, hat sich Christine Breyer selbständig gemacht – mit einer kleinen Manufaktur in ihrem Heimatort Bliesransbach.

Alles ist handgemacht. Es gibt Liköre, Marmeladen, Pesto, Senf und viele andere leckere Sachen. Angefangen hat alles – mit einer Freundin zusammen – im heimischen Keller. „Wir kochen ja schon immer unsere eigene Marmelade daheim. Irgendwann haben wir aus einer Laune heraus begonnen, ausgefallene Mischungen herzustellen“, sagt die Marmeladenköchin und muss bei dem Gedanken an die Vergangenheit anfangen zu lachen. „Da waren auch ein paar Sachen dabei, die waren für die Tonne. Das passiert heute auch noch, wenn mir neue Ideen in den Sinn kommen“, sagt die gelernte Bank- und Bürokauffrau mit Hang zum süßen Brotaufstrich.

Doch neben den Versuchen für die Tonne sind auch ein paar außergewöhnliche Kreationen entstanden. Himbeer-Kaffe-Vanille- oder Rote-Johannisbeere-Ingwer-Zitronengras-Marmelade. Kreationen, die weit über die Familie hinaus Freunde fanden.

Im Jahr 2009 hat Christine Breyer dann den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht. „Mir macht diese Arbeit einfach großen Spaß, sonst würde ich das alles ja gar nicht machen“, so die Bliesransbacherin, die bis zu zehn Stunden am Tag in der Küche steht, Altbewährtes kocht und Neues probiert. „MaLi’s Délices“ hat sie ihre Manufaktur genannt. Namensgeber waren die Anfangskreationen der Marmeladen und Liköre. Sie verkauft ihre Produkte direkt vor Ort oder in den Regionalregalen in den Supermärkten der Umgebung, die mittlerweile auf die Leckereien aufmerksam geworden sind.

Wichtig sind ihr die Handarbeit und die Zutaten aus der Region. „Diese Aufgabe hält fit, und ich werde es so lange machen, wie ich kann. Eine goldene Nase verdient man damit nicht, aber wenn andere mein Hobby toll finden, ist das eine schöne Sache“, sagt die 70-Jährige.

Sie hat sogar unter ihren kulinarischen Entwicklungen ein eigenes Würzmittel hergestellt: Ihr Wahlnuss-Pesto wurde von Topköchen und Sommeliers in Belgien mit zwei Sternen ausgezeichnet. Anfragen kommen aus ganz Deutschland und sogar aus China.

„Die Chinesen wollten mal ganze Paletten von meinen Marmeladen kaufen. Aber das war mit zu viel, und ich habe abgesagt. Stress soll das alles ja nicht werden“, sagt sie, lächelt und rührt weiter ihren neuen Feigensenf zusammen. Für Weihnachten lässt sie sich vielleicht ein neues Rezept einfallen. Oder auch nicht – ganz nach Lust und Laune der 70-Jährigen, die sich nach ihrem Berufsleben mal eben noch selbständig gemacht hat.

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