Extra-Code für Blinde an den Info-Stellen auf dem Rabbiner-Rülf-Platz Stadt verteidigt ihr Modell für die Stelen

Saarbrücken · Ein Sprach-Code soll Blinden und Sehbehinderten das Denkmal am Rabbiner-Rülff-Platz erklären.

 Neue Infostelen geben seit einer Woche auf dem Rabbiner-Rülf-Platz in Saarbrücken Auskunft zum Namensgeber des Platzes.

Neue Infostelen geben seit einer Woche auf dem Rabbiner-Rülf-Platz in Saarbrücken Auskunft zum Namensgeber des Platzes.

Foto: BeckerBredel

Die Ausstattung der Info-Stelen am Rabbiner-Rülf-Platz mit einem QR-Code sei keine gute Lösung, um Sehbehinderten die Infotexte der Stelen zu erschließen. Mit dieser Kritik an der Stadtverwaltung meldete sich die Gesamtbehindertenbeauftragte der Landeshauptstadt, Dunja Fuhrmann, jetzt bei der SZ. Zum einen könne man einen QR-Code nur nutzen, sofern man über ein Smartphone und die nötige App verfüge, um so die Informationen über Sprachausgabe abhören zu können. Das aber sei gerade bei älteren Menschen oft nicht der Fall, sagt Fuhrmann. Zum anderen stelle sich die Frage, wie eine blinde oder sehbehinderte Person diesen QR-Code überhaupt finden solle. Fuhrmann hatte aus diesen Gründen ein anderes Modell favorisiert. Man hätte eine Säule mit einem Sprachausgabe-Taster  neben dem bestehenden Tast-Modell für Blinde aufstellen sollen, so die Gesamtbehindertenbeauftragte. Damit hätte man sich per Knopfdruck  – ganz ohne Smartphone – den Infotext vorlesen lassen können, auch in verschiedenen Sprachen.

Auf Anfrage der SZ erklärt Stadtsprecher Robert Mertes, dass es sich bei der Vorrichtung für Sehbehinderte nicht um den QR-Code handelt, sondern um einen Speech-Code. Der Speech-Code besteht, wie ein Ortstermin der SZ ergab, aus einem blau umrandeten Aufkleber mit der Aufschrift „Audio-Info“, der auf jeder der drei Säulen unmittelbar neben dem QR-Code auf die Scheibe aufgeklebt wurde. „Speech-Code ist ein zweidimensionaler, farbiger Datencode, der in Verbindung mit der kostenlosen Speech-Code-App und einem Smartphone direkt gescannt und decodiert werden kann“, teilt Mertes mit. Man könne sich damit den Text je nach Säule auf Deutsch, Englisch oder Französisch vorlesen lassen.

Im Unterschied zu QR-Codes, die im Wesentlichen einen Link zu einer Website böten, beinhalte der Speech Code selbst die gesamte Information und funktioniere daher unabhängig von einer Internetverbindung. Sobald man mit dem Smartphone und der Speech-Code-App einen Code scanne, werde dieser auf dem Display angezeigt und über die Sprachausgabe vorgelesen. Damit könnten die Nutzer Sprachgeschwindigkeit und Klang, aber auch Schriftgröße, Kontrast und Farben am Display anpassen. Zudem verfüge die Speech-Code-App über ein Leitsystem, das es blinden Nutzern ermöglicht, die Codes zu finden. Verbale Anweisungen und Signaltöne erlaubten es, das Smartphone richtig zu halten, damit der Code richtig gescannt werden könne.

Gegen eine Säule mit Sprachausgabe hätten laut Mertes zwei Gründe gesprochen. Zum einen sei der verkehrsbedingte Lärmpegel am Rabbiner-Rülf-Platz zu hoch, um eine Sprachausgabe ohne Kopfhörer zu verstehen. Zum anderen seien Säulen mit Sprachausgabe-Taste störanfällig und böten Angriffsflächen für Vandalismus, was wiederum höhere Wartungskosten bedeute. Die Stadtverwaltung habe sich bei der Planung der Stelen intensiv mit der Barrierefreiheit auseinandergesetzt, sagt Mertes. Dazu habe unter anderem ein Vor-Ort-Termin mit Dunja Fuhrmann als Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt stattgefunden. „Anschließend haben wir uns durch Vermittlung des Stadtverordneten Thomas Brass mit dem Verband der Sehbehinderten ausgetauscht, bevor wir uns für die Lösung QR-Code und Speech-Code entschieden haben“, sagt Mertes.

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