Oberzentrum wird wieder attraktiver Saarbrücken rüstet sich für Zeit nach Corona

Saarbrücken · Einkaufen, Kultur, Freizeit, Tourismus: Verwaltung und Handel sehen City gut vorbereitet für den Neustart. Doch Forderungen bleiben.

 Passantenzählungen in der Bahnhofstraße zeigen, dass die Werte sich langsam denen vor der Corona-Zeit annähern.

Passantenzählungen in der Bahnhofstraße zeigen, dass die Werte sich langsam denen vor der Corona-Zeit annähern.

Foto: BeckerBredel

Für die Stadtverwaltung ist klar: Der Saarbrücker Handel und die Landeshauptstadt sind gut vorbereitet auf den Neustart nach Corona. Gleichzeitig fordert Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), Bund und Länder müssten den Erhalt lebendiger Innenstädte unterstützen. Die Stadt teilt mit, die Besucherzahl in der Bahnhofstraße habe in der ersten Woche nach den jüngsten Lockerungen mit 245 000 nahezu das Niveau vor Corona erreicht (263 000 Besucher gab es in der Vergleichswoche aus dem Jahr 2019). Auch die Gastronomie mit ihren stark erweiterten Außenflächen ist demnach stets sehr gut besucht. Überdies ist das umfangreiche Angebot des Kulturamtes angelaufen.

Vorige Woche begann im Deutsch-Französischen Garten (DFG) die Reihe „Die Muschel rockt“, die bis August dauert. Bereits als Erfolg verbucht ist die Fête de la Musique vom vorigen  Wochenende. (Programmübersicht unter: www.saarbruecken.de/kultur).

Ein während der Pandemie erarbeitetes Maßnahmenpaket für einen Neustart soll Saarbrücken als Einkaufs- und Freizeitstadt sowie kulturelles Oberzentrum der Grenzregion stärken. Saarbrückens Oberbürgermeister stellt ein wichtiges Element vor: „Unsere städtische Gesellschaft City Marketing hat die Tourismus-Kampagne #Visit Saarbrücken forciert und macht im Umkreis von 200 Kilometern gezielt Werbung für die Region Saarbrücken – in Kooperation mit dem Regionalverband. Die Kampagne ist ein Baustein in der 2020 beschlossenen Tourismusstrategie für unsere Region. Touristische Highlights unserer Umlandkommunen wie das Weltkulturerbe Völklinger Hütte oder das Biosphärenreservat Bliesgau stehen ebenso im Fokus der grenzüberschreitend ausgerichteten Online-Kampagne wie das vielseitige Angebot in unserer lebendigen Landeshauptstadt.“ In diesem Zusammenhang werde für Saarbrücken als Einkaufsstadt geworben.

 Der Vorsitzende des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe, Michael Genth, sagt: „Die Pandemie hat Gastronomie, Handel und Kultur besonders schwer getroffen, möglicherweise aufgebaute Reserven sind inzwischen aufgebraucht. Viele Gewerbetreibende halten sich mit Krediten über Wasser.“ Das Maßnahmenpaket der Stadt für den Neustart sei wichtig. Doch brauche der Handel weitere Hilfen, vor allem Geld. Bund und Länder müssten mit gezielten Programmen lebendige Innenstädte fördern und zwar unbürokratisch und schnell. Und die Eigentümer könnten mit angepassten Mieten Luft für den Neustart und die Rückzahlung von Krediten schaffen.

Saarbrücken ist der Stadtverwaltung zufolge mit 180 000 Einwohnern Deutschlands 42. größte Stadt. Ihr Einzugsgebiet umfasse etwa eine Million Menschen. Die Bahnhofstraße liege unter den besucherstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands an achter Stelle.

Zwar könne Saarbrücken für den Neubeginn auf guten Voraussetzungen aufbauen. Doch die Pandemie und ihre Nachwirkungen verstärkten die Herausforderungen für den Handel in den Innenstädten im gesamten Bundesgebiet. Bereits vor Corona hätten der Strukturwandel im Handel und insbesondere das Wachstum des Online-Handels den stationären Handel stark beeinflusst, sagt der Oberbürgermeister.

Nun wolle die Stadt die Händler nicht nur mit mehr Werbung unterstützen, sondern das Einkaufserlebnis noch attraktiver gestalten. Im vorigen Winter war der neu konzipierte Weihnachtsmarkt im Deutsch-Französischen Garten noch ebenso nicht möglich wie das Riesenrad auf dem Vorplatz der Congresshalle. Nur wenige Verkaufsstände waren erlaubt. Musik- und Lichtkunstdarbietungen nicht. Conradt zufolge hat zumindest die neue Weihnachtsbeleuchtung einen ersten Impuls gesetzt.

„In diesem Jahr hoffen wir, mit der Weihnachtsstadt Saarbrücken in die Vollen gehen zu können. An dem Konzept wird bereits seit Wochen gearbeitet. Denn das Weihnachtsgeschäft wird von entscheidender Bedeutung für den Handel in der Stadt sein.“

Auch die Aufenthaltsqualität in der Stadt müsse gestärkt werden, findet Conradt. „Die geplante Erweiterung der Fußgängerzone am St. Johanner Markt, welche wir im kommenden Jahr bereits umsetzen wollen, wird ein wichtiger Baustein sein. Mit ersten Arbeiten zur Sanierung der Alten Brücke als einem zentralen Wahrzeichen der Stadt geht es im kommenden Monat los“, sagt Conradt. Zudem weite die Stadtverwaltung die kontinuierliche Erfassung der Passantenzahl auf angrenzende Bereiche der Innenstadt aus, um wichtige Daten zu erhalten. Und bis zum Jahresbeginn 2022 führe die Stadt ein digitales Leerstandsmanagement ein.

Im Zuge der weiteren Lockerungen kehrt auch die Europa-Galerie Saarbrücken zur Normalität zurück. „Während der Pandemie mussten alle auf Online-Shopping zurückgreifen und haben gelernt, dass es vor allem eins ist: einsam. Das hat dazu geführt, dass die Stärken des stationären Handels, nämlich gemeinsame Erlebnisse, Lebendigkeit und besondere Momente, die die Sinne ansprechen, von den Kundinnen und Kunden aufs Neue entdeckt wurden. Das zeigen uns vor allem die Besucherzahlen der vergangenen Wochen. Unser Ziel ist es, unseren Besucherinnen und Besuchern ein optimales Einkaufserlebnis von der ersten Information bis hin zu Serviceangeboten, unabhängig von Kanal, Ort und Zeit zu ermöglichen. Daher bieten auch heute bereits zahlreiche Shops in der Europa-Galerie Omnichannel-Lösungen (kanalübergreifende Geschäftsmodelle, Anm. d. Red.) an und verknüpfen auf diese Weise das Beste aus beiden Welten“, sagt Centermanagerin Katharina Reiser.

Bereits 2020 hatte die Untere Bauaufsicht (UBA) der Stadt ein Gespräch mit den Vertretern des Managements der Europa-Galerie geführt. Dabei habe die UBA zugesichert, bei baurechtlichen Verfahren im Zuge von Umbauten bestmöglich zu unterstützen. Diese Zusage gelte und wird der UBA zufolge in die Tat umgesetzt, sobald entsprechende Anträge benötigt werden.

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