Zuwanderung Saarbrücken überlässt Roma nicht sich selbst

Saarbrücken · Stadt bietet Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien Möglichkeiten, hier Fuß zu fassen. Unterstützung setzt jetzt bei Kindern an.

In ihren Herkunftsländern stehen sie am Rande der Gesellschaft, in Deutschland auch. 2015 hatte Saarbrücken große Probleme mit einigen Roma-Familien, die in der Frankenstraße Wohnungen gemietet hatten. Lärm, Müll und auch Kriminalität machten den deutschen Nachbarn zu schaffen. Der Stadt gelang es, das Problem zu lösen, auch durch den Einsatz von Sozialarbeitern, Beratern – und nicht zuletzt der Polizei.

Gelernt hatte man dadurch, dass eine gute Koordination und eine gute Beratung die beste Hilfe zur Selbsthilfe sind. Gebündelt war die Hilfe von 2015 bis 2018 in dem Projekt Eule.mobil. Eule steht für Europa leben und mobil bedeutet, dass die Helfer in die Familien gingen. Drei Jahre lang lief das gut, dann war die Förderung zu Ende.

Inzwischen hat Saarbrücken ein Nachfolgeprojekt mit ähnlichem Namen. Eule.pro heißt es. Diesmal setzen die Helfer, zu denen auch die Arbeiterwohlfahrt und das Diakonische Werk zählen, bei den Kindern an. Von Bildungschancen für die Jüngsten verspricht man sich einiges – auch für die Integration ganzer Familien.

Das neue Eule-Projekt arbeitet mit städtischen Kindergärten zusammen. Das generelle Ziel ist geblieben. Saarbrückens Bürgermeister Ralf Latz: „Wir geben den Leuten die Chance, sich zu sich integrieren.“ In Kindergärten lassen sich aus Sicht der Experten einerseits Weichen stellen für die frühkindliche Bildung der Migrantenkinder. Über die Kinder findet man zudem auch Zugang zu den Eltern.

Wie schon bei Eule.mobil setzt die Stadt auch auf die Initiative der Roma-Familien. Der Zuwachs verlangsamt sich zwar, weiß das Saarbrücker Amt für soziale Angelegenheiten. Dennoch ist Hilfe gefragt. Guido Freidinger, bis vor kurzem Leiter des Amtes, erläutert: Man überlasse die Menschen nicht sich selbst, sie müssten aber auch selbst etwas tun. Zwei städtische Kindertagesstätten sind Paten-Kitas. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Eule pro begleiten die Eltern, arbeiten mit den Kindern. Vor allem: Sie achten darauf, dass sie regelmäßig die Kita besuchen.

Neben dem ordnungspolitischen Blick habe man auch den sozialpolitischen Blick, sagt Yvonne Ploetz von der Koordinierungsstelle EU-Zuwanderung. Und die Hilfe soll nicht nur finanzieller Art sein, gefragt ist Integrationshilfe. Wichtig dabei: Die Einwanderer müssen auch selbst etwas tun.

Genaue Zahlen hat die Stadt nicht parat. Nach Auskunft der Pressestelle weist das statistische Amt ethnische Gruppen nicht gesondert aus. Der Zuwachs aus Rumänien und Bulgarien verlangsame sich aber, sagen die Experten. Das heißt aber nicht, dass man die Bemühungen um Integration von Seiten der Stadt ebenfalls verlangsame.

Saarbrücken hat in diesem Bereich durchaus auch fachlich etwas zu melden – Vorlagen, Erfahrungsberichte, die für den deutschen Städtetag geschrieben wurden, sind ein Beleg dafür. Saarbrücken tut sich auch damit hervor, dass hier die Integration in den Arbeitsmarkt von sozialen Maßnahmen begleitet wird.

Saarbrücken hat in vielen Bereichen allerdings auch genau dieselben Probleme wie andere bundesdeutsche Großstädte. Man müsse sich, sagte Freidinger zum Ende seiner Amtszeit im Gespräch mit der SZ, „mit teilweise unzureichenden Instrumenten herumplagen.“ Er meint damit auch das Wohnraumwirtschaftsgesetz. Vielfach ist zu beobachten, dass Privatleute heruntergekommene Wohnungen zu überhöhten Preisen an Einwanderer aus Osteuropa vermieteten. Hier müssten Kommunen stärker intervenieren können, fordert auch Yvonne Ploetz. Sie hat unhaltbare Zustände in Saarbrücker Wohnungen dokumentiert. Könnten Kommunen einschreiten, wenn Schrott­immobilien zu überteuerten Preise vermietet würden, hätte das zumindest „abschreckende Wirkung.“ Doch das ist eine Diskussion, die über Saarbrücken hinaus geführt werden müsste.

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