Altenpflege Pakt für eine gute Pflege bis zuletzt

Regionalverband · Hochbetagte und schwerkranke Menschen zu versorgen, ist eine Herausforderung. Heimbetreiber und St. Jakobus Hospiz nehmen sie an.

 Die Betreuung von Menschen am Lebensende reicht von der Symptomlinderung bis zur Sitzwache am Krankenbett. Mit ihrer Kooperationsvereinbarung regeln das Hospiz und der Heimbetreiber, die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, wem welche Aufgabe zukommt. Und wann.

Die Betreuung von Menschen am Lebensende reicht von der Symptomlinderung bis zur Sitzwache am Krankenbett. Mit ihrer Kooperationsvereinbarung regeln das Hospiz und der Heimbetreiber, die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, wem welche Aufgabe zukommt. Und wann.

Foto: picture-alliance/ dpa/Oliver Berg

Immer weniger, immer älter: Die Zahl der Menschen im Regionalverband kennt seit fast zweieinhalb Jahrzehnten nur noch eine Richtung: abwärts. Sie sank von 358 000 im Jahr 1995 auf 330 000, die 2017 in den Statistiken standen. Aufwärts geht es dagegen mit dem Durchschnittsalter. Weil die Zahl der Senioren viel schneller wächst als die der Kinder und Jugendlichen ist das Durchschnittsalter inzwischen auf 45,1 Jahre gestiegen, während es 1995 noch bei 41,5 Jahren lag.

Die ständig wachsende Zahl alter Menschen hat Folgen, denen sich zwei Organisationen stellen, seit es sie gibt. Zum einen die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts), ab 1992 Betreiber von Krankenhäusern und Seniorenheimen. Zum anderen das zwei Jahre jüngere ambulante St. Jakobus Hospiz.

Die cts ist zum einen Mitgesellschafter des als gGmbH organisierten Hospizes (siehe Info). Zum anderen sind Mitarbeiter des Hospizes schon lange in den cts-Seniorenheimen im Einsatz, wenn Schwerstkranke und Sterbende Pflege brauchen. Jetzt hat diese Zusammenarbeit ein neues Fundament. Es ist eine Kooperationsvereinbarung mit einem wichtigen Ziel. Es geht um ein verbessertes Miteinander von ambulanter Hospizarbeit und stationärer Betreuung in Seniorenheimen. Darum, wie die Zusammenarbeit von Hospizmitarbeitern und Pflegekräften am besten aussehen soll, wenn das Leben eines alten Menschen im Heim dem Ende zugeht.

Die Senioren sind so krank, dass sie nicht mehr zu Hause leben konnten. Viele haben keine Angehörigen, die sich um sie kümmern können. Oder Demenz macht ihnen ein Leben in den vertrauten vier Wänden unmöglich. Ganz zu schweigen von chronischen Schmerzen und mehreren Krankheiten gleichzeitig. Die davon Geplagten sind oft überhaupt erst ins Heim gegangen, weil ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. Das erfordert Pflege, für die ein Seniorenheim Partner braucht, begrenzt wie seine personellen Möglichkeiten nun einmal sind.

Unterschrieben haben die Vereinbarung Paul Herrlein, Geschäftsführer der Saarbrücker St. Jakobus Hospiz gGmbH, und Stephan Manstein. Er ist bei der cts Direktor des Geschäftsbereiches Altenhilfe und Hospiz.

 Manstein und Herrlein erläuterten der SZ, warum dieser Vertrag wichtig ist. Er betrifft rund 1000 Frauen und Männer, die in Seniorenheimen der cts leben, davon 750 im Regionalverband. Weil dort ständig Menschen sterben und neue Bewohner einziehen, ist die Zahl der Betroffenen über die Jahre erheblich größer. In einem heute typischen Seniorenheim stirbt binnen zwölf Monaten etwa ein Drittel der Menschen, die zu Jahresbeginn dort gelebt haben.

Sie hätten am Lebensende heftige Schmerzen, litten unter Angst und Depressionen, ließe sich nicht mit lindernder Betreuung dagegenhalten. Schmerztherapie heißt in diesen Fällen, Patienten so einzustellen, dass sie nichts mehr spüren. Experten hat das Hospiz dafür in den Teams der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Die palliative Pflege dient nicht mehr dem Gesundwerden, sondern dem menschenwürdigen Zurechtkommen mit nicht mehr heilbaren Krankheiten.

„Die cts hat sich seit ihrer Gründung 1992 mit dem Thema beschäftigt“, sagt Manstein. Um eine symp­tomlindernde Pflege trotz aller Zwänge bei der Personalausstattung in Seniorenheimen hinzubekommen, brauchen die Mitarbeiter einfach Hilfe vom Hospiz. „Wir schauen als Berater mit dem Pflegepersonal, worum es bei dem Bewohner geht, sei es bei der Ernährung durch eine Sonde oder bei der Schmerztherapie“, sagt Herrlein. Er weiß wie Manstein um die Reibungen, die es geben kann, wenn Menschen aus zwei Organisationen in einem Haus zusammenarbeiten müssen. Die beiden kennen die Konkurrenz-Gefühle, wenn der eine Helfer von außen kommt und das Lob kriegt für eine gute Idee zur Symptomlinderung, während der andere Tag für Tag in der Pflege schuftet – ohne sonderlichen Dank von Bewohnern und Angehörigen.

Deshalb steht die neue Vereinbarung für ein Ziel, das in Etappen zu erreichen ist: das weitere Aufeinanderzugehen der Mitarbeiter in den Seniorenheimen auf die Leute vom Hospiz, die hinzukommen, um ihr Wissen anzubieten. Die Statistiken zur wachsenden Zahl der Senioren zeigen, dass beiden Teams die Arbeit nicht ausgehen wird. Im Gegenteil.

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