Verkehrsplanung SPD und ADFC für Radspuren auf der Brücke

Saarbrücken · Die CDU hatte die Pläne der Stadt für die Wilhelm-Heinrich-Brücke erneut kritisiert. SPD und Fahrrad-Club verteidigen das Projekt.

 Wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Fokus der Diskussion: Die Wilhelm-Heinrich-Brücke soll zwei Fahrradspuren bekommen. 

Wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Fokus der Diskussion: Die Wilhelm-Heinrich-Brücke soll zwei Fahrradspuren bekommen. 

Foto: BeckerBredel

„Wenn‘s schwierig wird, ist die CDU dagegen.“ So kommentiert Patrick Kratz, der für Radverkehr zuständige Stadtverordnete der SPD-Fraktion, die Einlassungen seines CDU-Kollegen Alexander Keßler zum Umbau der Wilhelm-Heinrich-Brücke (die SZ berichtete). Kratz: „Das Verhalten der CDU ist schon seltsam. Ihr baupolitischer Sprecher fordert im städtischen Bauausschuss, die Verwaltung solle sich darum kümmern, dass außerhalb Saarbrückens Schnellradwege gebaut werden - also dort, wo die Stadt gar nicht zuständig ist. In der Stadt aber, da wo es eng und knifflig ist, gehen die Kollegen auf die Barrikaden.“

Die SPD versichert, sie wolle mehr Radverkehr in der Stadt. Dazu müsse Saarbrücken die großen Achsen seiner innerstädtischen Radverkehrsinfrastruktur systematisch durchgehen und stärken. Fahrradwege seien nur dann attraktiv, wenn sie nicht immer wieder durch fehlende Teilstücke, Hindernisse, Bordsteine oder Baustellen unterbrochen werden.

Radfahrer, so meint die SPD, sollen zügig, sicher und bequem durch die Stadt kommen. Die SPD habe sich die Pläne für die Wilhelm-Heinrich-Brücke gut angeschaut und intensiv in den Gremien diskutiert. Kratz versichert: „Ich bin davon überzeugt, dass das Konzept funktioniert - für Fahrräder und Autos gleichermaßen. Die Wilhelm-Heinrich-Brücke ist Teil einer Verbindungsachse, die von Alt-Saarbrücken bis zur Uni verläuft.“ Die SPD unterstütze den Umbau der Brücke und werde sich dafür einsetzen, dass auch die übrigen Teilstücke der Verbindung Uni-Alt-Saarbrücken radlerfreundlich gestaltet werden — insbesondere die Heuduckstraße und der Meerwiesertalweg. Kratz: „Da wünschen wir uns mehr Tempo in der Umsetzung.“

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) widerspricht den Einwänden der CDU. In einer Pressemitteilung erklärt der ADFC, dass dem rechtspolitischen Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, Alexander Keßler, mehrere Fehlinterpretationen der geplanten Maßnahmen unterlaufen seien.

ADFC-Sprecher Thomas Fläschner bedauert, „dass niemand von der Saarbrücker CDU an einem Seminar zur Radverkehrsplanung teilgenommen“ habe, das letzten Donnerstag in Saarbrücken stattfand. Dort habe der bundesweit renommierte Verkehrsexperte Dankmar Alrutz aus Hannover genau die Führungsvariante vorgestellt, die nun auf der Brücke installiert werden soll – nämlich eine „duale Radverkehrsführung“.

Das bedeutet laut Fläschner: Auf der Fahrbahn werden den sicheren Radfahrern eigene Streifen angeboten, die unsicheren und langsameren dürfen den Gehweg mitbenutzen. Es liege also für diesen innerstädtischen Knoten eine genau dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechende Planung vor, folgert Fläschner.

Hintergrund für diese doppelte Führung sei, dass es „den“ Radfahrer nicht gebe, dies sei mittlerweile auch Standard sozialwissenschaftlich unterfütterter Erkenntnis in der Verkehrsplanung. Wenn die Stadt wirklich mehr Radverkehr wolle — und dies habe Saarbrücken bitter nötig — dann müsse die Stadt auf den wichtigen Achsen auf die verschiedenen Bedürfnisse und Sicherheitsansprüche eingehen.

Für die im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) angestrebte Steigerung des Radverkehrs von momentan 4 Prozent auf 10 bis 12 Prozent habe schließlich auch die CDU gestimmt.

Die jetzt schon für Radfahrer freigegebenen Gehwege als Fahrspuren für Radfahrer zu bezeichnen, wie dies Keßler getan habe, sei „eine absolut realitätsferne Verzerrung“.

Fläschner: „Auf einem solchen Gehweg muss der Radfahrer mit Schrittgeschwindigkeit rollen, das sind circa sechs Stundenkilometer, damit es nicht zu Konflikten mit den Fußgängern kommt. Schnelle Radfahrer müssen runter von den Gehwegen und rauf auf die Fahrbahn.“

Das gehe aber nur, wenn sie dort auch einen geschützten Raum vorfinden. Von der Stadt in Auftrag gegebene Berechnungen hätten zudem ergeben, dass die Wegnahme einer Autospur die Leistungsfähigkeit der Brücke nicht beeinträchtige. Der den Verkehr begrenzende Faktor liege nämlich nicht auf der Brücke, sondern auf den sich anschließenden Straßen. Es verblieben nach der Umgestaltung pro Fahrtrichtung ein Radfahrstreifen, ein Bürgersteig, der auch mit dem Rad genutzt werden dürfe, und drei (und nicht etwa nur zwei) Fahrspuren für Autos.

Fläschner: „Ob man das eine Benachteiligung für den KFZ-Verkehr nennen kann, sollte sich die CDU wirklich einmal ernsthaft überlegen.“

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