Fastnacht Bis Aschermittwoch gibt’s kein Halten mehr
Regionalverband · Das letzte Rathaus ist erobert. Narrenumzüge füllten die Straßen mit Kostümen, Motivwagen und Musik. Und nun? Einfach weiterfeiern!
Rund 120 Jecken feierten am Freitagabend mit dem Luisenthaler Karnevalsverein „Hoch das Bein“ ausgelassen Fastnacht. In der ausverkauften Turnhalle trägt man Narrenkappe, Glitzerhut, Kapitänsmütze oder Federschmuck. Die gut gelaunten Besucher sind verboozt, und auch die Gastgeber hatten ihre Hausaufgaben gemacht. Dekoration, Bewirtung, Sound, Licht – alles passte.
Noch am Donnerstag hatte Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz den Ansturm abgewehrt. Und das, obwohl Manfred Hoffmann und Ulf Clasen von der Karnevalsgesellschaft „Die Molscher Narrekäpp“ so fest am Rathausschlüssel zerrten, dass dieser Schaden nahm. Als die Saarbrücker Karnevalisten am Samstag umso vehementer an die Rathaustür klopften, gab die Verwaltungschefin nach einigen Wortgefechten und Schunkelrunden dem Drängen der Narrenrunde nach: „Awwer nur bis Aschermittwoch, länger wollt ihr ja nicht, die Arbeit müssen wir dann danach wieder alleine schaffen.“
Als „Quieen von Quierschd“ machte er noch eine gute Figur, als Beschützer des Rathauses scheiterte er. Bürgermeister Lutz Maurer musste sich als englische Herrscherin der anrückenden Narrenschar geschlagen geben. Vorher hatten die Präsidenten der Vereine ausgiebig nach dem „Schaffschuhversteckler“ gesucht. Doch der wollte sich mittels „Quexit“ und „Hello“-Rufen aus der Affäre ziehen und sein Luftschloss, die Q.lisse, nicht einfach so aufgeben. Letztlich übenahmen die Narren bis Aschermittwoch die Herrschaft.
Um 18.11 Uhr zogen am Freitag die Narren der Riegelsberger Karnevalsgesellschaft „mir bleiwe so“ vors Rathaus und verlangten Einlass. Althippie Bürgermeister Klaus Häusle stellte sich ihnen tapfer in den Weg. Nach einem kurzen Rededuell bröckelte der Widerstand der Rathausmannschaft. Häusle wurde in Stricke gelegt, und die Narren übernahmen kurzerhand bis Aschermittwoch die Regentschaft im Riegelsberger Rathaus.
Beim Fastnachtsumzug der Aktionsgemeinschaft Heidstock (AGH) war am Samstagnachmittag von Beginn an ordentlich Musik drin: Der Spielmannszug Marpingen, der Musikverein Gugge mol, die Brass-Band Ludweiler und die Marching-Band Völklingen sorgten für gute Stimmung. Bei ihrem Triumphmarsch durch den Völklinger Stadtteil präsentierten sich die rund 35 Gruppen. Die Tanzmäuse Völklingen gingen als Pinguin, Eskimo, Eisbär und Schneeflocke, die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei trugen Schottenröcke. Und die katholische Jugend Hostenbach war als Mickymaus und Minniemaus verkleidet. „Heute feiern wir und singen Lieder, morgen hat uns dann der Kater wieder“, lautete ihr Motto.
„Wilde Kostüme, buntes Haar – die Naßweiler Faasend is wunderbar“, hieß der Umzug des Karnevalvereins Hinne Hott Naßweiler am Sonntagnachmittag. Fantasievoll verkleidete Jecken warfen jede Menge Süßigkeiten ins Volk. Die Mitglieder des Niklooser Stammtischs präsentierten sich als Wahl-Wahrsagerinnen. „Kugel, Kugel in der Hand, wer wird neuer Chef im Warndt?“, fragten sie mit Blick auf die Bürgermeisterwahl im Mai. Rund 20 Gruppen begleiteten Kinderprinzessin Maren I. bei ihrem Defilee durch die Straßen des Großrosseler Ortsteils. Weil dem närrischen Gaudiwurm traditionell viele Franzosen zujubeln, wurde wieder auf Deutsch und Französisch moderiert.
Vielversprechende Büttenredner müssen babbeln können, locker, leicht luftig. In dieser Hinsicht war die Heusweiler Karnevalsgesellschaft (HKG) optimal aufgestellt in ihrer Kappensitzung „70 Jahre auf närrischem Kurs“ am vergangenen Samstag von der Eisbrecherrede bis zum Finale. Hingucker waren unter anderem die Schautanzmädchen der Saarbrücker „Nassauer“ mit ihrer „Las-Vegas-Show“. Und was wäre die HKG-Fasnacht schließlich ohne Prinzenpaare, Garden, Mariechen? Auf so viel Nachwuchsarbeit, auf diese tolle Bühnenpräsenz darf der Verein mit Recht stolz sein.
Ein großes Lob erhielten am Ende des Göttelborner Umzuges die Ehrenamtler vom Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes und die Schülerlotsen im Ort. „Die unterstützen uns immer tatkräftig“, sagte Michaela Saar-
Michel, die Vorsitzende des KV Von der Höh in Göttelborn. Dem Verein war es am Sonntag wieder gelungen, rund 30 Gruppen in den kleinen Ort zu locken. Der närrische Tross setzte sich in der Uchtelfanger Straße in Bewegung, und die verboozten Karnevalisten feuerten zu Fuß oder auf den Wagen die Besucher an, die sich zu Hunderten am Straßenrand versammelt hatten. Einen Sonderplatz hatte die „Quieen von Quierschd“ inne.
Als Vertreter der englischen Herrscherin mischte sich Bürgermeister Lutz Maurer unters närrische Volk. Schließlich hatte die prominenteste Blaublüterin der Welt mehr als genug mit den Brexit-Verhandlungen um die Ohren.
Bleiben wir in der Gemeinde Quierschied, wo die Narretei offenbar bestens gedeiht. Zum Beispiel bei der Wohltätigkeitsbühne 1920, deren „Faaseboozeball“ im närrischen Terminkalender nicht fehlen darf. Eine Auslese aus 20 Jahren boten rund 50 Akteure mit großartigen und urkomischen Sketchen und Beiträgen ihrem Publikum, das aus dem Lachen einen wunderbaren Abend lang nicht herauskam.