So lange gibt es den Fluglärm Die Geschichte des Luftraums über dem Saarland
Vor rund 20 Jahren gab es im Südwesten Deutschlands nicht nur einen sondern zwei zeitlich reservierte militärische Übungslufträume: Die TRA Lauter und die TRA Eifel. Die Kampfjets von der US-Airbase Spangdahlem flogen also damals noch in einem anderen Luftraum.
Darüber, seit wann der Luftraum TRA Lauter existiert, gibt es keine Unterlagen. Der Lärm im Saarland fing Anfang der 1980er Jahre an. Doch damals wusste man noch nicht, wo er herkam. Auch die Errichtung des Luftraums TRA Eifel (Bild) lässt sich zeitlich nicht zurückverfolgen. Die Auflösung dagegen schon: Das war 2003.
Damals gab es eine Umstrukturierung. Die USA wollten einen größeren Luftraum und drohten damit von der Airbase in Spangdahlem abzuziehen. Der damalige Verteidigungsminister Rudolph Scharping (SPD) bewegte die Amerikanern im Jahr 2001 aber zum Bleiben, indem er anbot, den Luftraum TRA Lauter zu vergrößern. Seit 2003 nutzen die Militärs also diesen neuen größeren Luftraum für Übungszwecke.
Die Umstrukturierung hatte aber auch andere Gründe. Bis 2003 gab es nur einen schmalen Korridor für die zivile Luftfahrt zwischen den militärischen Sperrgebieten. Die Zusammenfassung der TRAs sorgte dann dafür, dass mehr Maschinen von den Flughäfen Frankfurt/Main und Frankfurt/Hahn in westliche Richtung starteten.
Vor der Vergrößerung im November 2003 umfasste die TRA Lauter nur das in rot eingezeichnete Gebiet. Damals kannten nur die Menschen im äußersten Norden des Saarlandes Fluglärm durch Kampfjets. Das änderte sich nun. „Je größer der Luftraum ist, desto attraktiver wird er“, sagt Holger Marzen von der Bürgerinitiative Fluglärm. Seit 2003 hätten der BI zufolge auch die Abendflüge zugenommen.
In den 1970er Jahren sind die länderübergreifenden Polygone (Übungseinrichtungen für Elektronische Kampfführung für alle Luftwaffen der NATO) in der Region aufgestellt worden. Eine Einrichtung steht in Zweibrücken (Foto). Die Anlagen locken seit Jahren immer wieder Einheiten für Übungen in die Region – auch in den Luftraum TRA Lauter. Die Franzosen haben eine ihre Einrichtung 2014 schon wieder abgebaut.
Seitdem es die TRA Eifel nichtmehr gibt, verrichtet die in Spangdahlem stationierte US-Airforce alle ihre Übungsflüge in TRA Lauter. Entgegen der damaligen Ankndigung, kommen seit 2003 auch Flieger aus Büchel (Foto) oder Nörvenich, die früher in der TRA Eifel flogen, auch in den Luftraum über dem Saarland.
2016 hätte es beinahe wieder eine Veränderung im Luftraum gegeben. Im Rahmen eines sogenannten South East Project des funktionalen Luftraumblocks (FABEC) sollte die TRA Lauter nach Osten verschoben und mit dem französischen Luftraum TSA 22 zusammengeführt werden. Ziel war es erneut Hindernisse für die zivile Luftfahrt abzubauen.
In dem neuen Übungsluftraum (EUC22) hätte Saarbrücken mitten drin gelegen. Das multinationale Projekt ist jedoch erstmal auf Eis gelegt worden. Wie die Bürgerinitiative Fluglärm aus einem Gespräch mit Offizieren des Bundesverteidigungsministeriums erfahren hat, sollen die Pläne damals offenbar am Widerstand der französischen Fluglotsen gescheitert sein.
2020 kündigte der damalige US-Präsident Donald Trump an, Truppen der Airforce vom Stützpunkt Spangdahlem abziehen zu wollen. Er drohte damit, weil die Bundesregierung nicht bereit war seine Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des BIP zu erhöhen. Ein US-Abzug aus Spangdahlem hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass im Luftraum TRA Lauter weniger geflogen wird. Der neue US-Präsident Joe Biden hatte den von seinem Vorgänger geplanten Truppenabzug erstmal auf Eis gelegt.