Kinderschutzbund Saarbrücken Sie helfen, wenn Kinder Kummer haben

VON HEIKO LEHMANN · Jörg Merzenich und Birgit Hein engagieren sich beim Kinderschutzbund Saarbrücken und beraten am Telefon.

 Jörg Merzenich und Birgit Hein haben von Saarbrücken aus schon viele Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland beraten.      

Jörg Merzenich und Birgit Hein haben von Saarbrücken aus schon viele Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland beraten.      

Foto: Heiko Lehmann

 Ein junges Mädchen ist an Krebs erkrankt, liegt im Krankenhaus und hat nicht mehr lange zu leben. Es greift zum Telefon, ruft die „Nummer gegen Kummer“ an und möchte einfach nur reden – über ihr Schicksal und die Welt. Birgit Hein vom Kinderschutzbund Saarbrücken nahm diesen Anruf entgegen. Als sie von dem Telefongespräch erzählt, bekommt sie wieder Gänsehaut. „Das ging mir schon ziemlich nah. Manchmal ist es nicht leicht, wenn man von den Schicksalsschlägen der Jugendlichen erfährt“, sagt die 56-Jährige aus Püttlingen.

Seit fünf Jahren ist Birgit Hein ehrenamtliche Telefonberaterin am Kinder- und Jugendtelefon des Vereins „Nummer gegen Kummer“. Der Verein mit Sitz in Wuppertal ist deutschlandweit aktiv. Der Kinderschutzbund Saarbrücken ist eine von vielen Organisationen, die den Verein unterstützen. „Als meine Kinder aus dem Haus waren, habe ich nach einer sinnvollen Tätigkeit gesucht, die meinen Ansprüchen gerecht wird. Ich habe in der Saarbrücker Zeitung von dem Angebot gelesen, dass der Kinderschutzbund einen Ausbildungskurs für die ,Nummer gegen Kummer‘ macht und habe mich beworben“, berichtet die Krankenschwester, die einmal pro Woche diese ehrenamtliche Tätigkeit ausübt. Für zwei Stunden sitzt sie dann am Telefon und berät in dieser Zeit etwa 15 Kinder und Jugendliche mit Problemen.

„Wir sind Berater und keine Therapeuten, das ist wichtig. Wir zeigen den Kindern Möglichkeiten für einen neuen Weg, den sie gehen können“, erklärt Jörg Merzenich aus Rilchingen-Hanweiler. Der pensionierte Lehrer ist bereits seit zwölf Jahren dabei. „Missbrauchsfälle kommen nicht selten vor. Bei mir hat schon ein Mädchen angerufen, das zum zweiten Mal von ihrem Vater schwanger wurde. Es gibt auch Mütter, die ihre Söhne missbrauchen“, sagt der 72-Jährige.

Während Birgit Hein oft sehr überrascht war, welche schwerwiegenden Probleme es in vielen Familien in Deutschland gibt, war Jörg Merzenich dank seiner Erfahrungen als Lehrer nicht sehr überrascht. „Was mich allerdings immer wieder überrascht ist, dass bei den Jugendlichen nicht sehr verbreitet ist, wie man grundsätzlich mit Problemen umgeht. Viele sind völlig hilflos“, sagt Merzenich. Wie die einzelnen Fälle letztlich ausgehen, wissen die Berater nicht, da das Telefonat eine einmalige Sache ist. Es gibt eine „Nummer gegen Kummer“. Wenn ein Kind oder Jugendlicher, egal von wo, in Deutschland anruft, kann es sein, dass er in der Beratung in Saarbrücken landet oder in einer ganz anderen Stadt in Deutschland. Namen und Adressen müssen keine genannt werden. Es läuft alles anonym ab.

Viele tausend Anrufe haben die beiden in Saarbrücken schon entgegengenommen. Neben schweren Schicksalsschlägen sind aber auch Telefonstreiche dabei. „Pizza bestellen, Beschimpfungen oder irgendwelchen Quatsch. Wir haben schon vieles erlebt. Man entwickelt im Lauf der Zeit aber ein Gespür für solche Anrufe“, sagt der 72-Jährige, der auch eine Ausbildung für eine Email-Beratung gemacht hat.

Neun Menschen helfen derzeit beim Kinderschutzbund ehrenamtlich bei der „Nummer gegen Kummer“ mit – auch Jugendliche bei der Telefonaktion „Jugendliche beraten Jugendliche“. Der Kinderschutzbund sucht noch weitere ehrenamtliche Helfer. 2019 soll es noch einen Ausbildungskurs geben.

Wer Interesse hat, kann sich direkt melden beim Kinderschutzbund Saarbrücken, Tel. (0681) 32533 oder per Email: info@kinderschutzbund-saarbruecken.de. Am 27. September feiert der Kinderschutzbund im Saarbrücker Schloss mit einem großen Fest sein 35-Jähriges Bestehen.

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