Ein wahrlich christliches Miteinander Sie bringen menschliche Wärme ins Haus
Dudweiler · Der Besuchsdienstkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr feiert 20-jähriges Bestehen.
Wer ist schon gerne einsam? Wer feiert sein Wiegenfest schon gern allein? Wer möchte schon Robinson Crusoe sein - ein Schiffbrüchiger auf einer trostlosen Insel im Meer des Lebens? Wohl die wenigsten Menschen. Die allermeisten sind auf der Suche nach ein bisschen Wärme, nach Verständnis und Hinwendung, nach Geborgenheit und Nähe. Und schon sind wir beim Besuchsdienstkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr angelangt. Seit nunmehr 20 Jahren gibt es ihn.
Das sind insgesamt 14 gestandene Damen und Herrren um Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp und ihrem Kollegen Heiko Poersch. Vor wenigen Tagen hatten sie ihr monatliches Treffen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Dudweiler-Süd. Die SZ war dabei und hat einiges erfahren über das segensreiche Wirken dieser Gemeinschaft. Die Leitung des Besuchsdienstkreises liegt in Händen von Horst Graj, der in seiner Arbeit von Pfarrerin und Pfarrer unterstützt wird.
Es geht darum, die Altersjubilare in der Kirchengemeinde zu besuchen, ihnen zum Geburtstag zu gratulieren, mit ihnen ein wenig zu plaudern, ihnen zuzuhören. Dabei gilt die seelsorgerische Verschwiegenheit. Kein Wort dringt nach außen, das ist ein ehernes Gesetz für alle Beteiligten. Dass die Gesandten der Kirchengemeinde aber auch Begegnungen haben, die ihnen sehr nahe gehen, kann man sich natürlich vorstellen. So erzählt Pfarrerin Jaske-Steinkamp von einer betagten Dame, die ganz allein mit ihr gefeiert und auf ein Glas Champagner angestoßen habe. Sie sei leider die einzige Gratulantin gewesen. Woanders habe sie erlebt, dass sie an der Haustür eines Geburtstagskindes im Seniorenalter geklingelt habe und dieses erstaunt gefragt habe: „Wie - ich habe heute Geburtstag?“ Einzelne Gemeindemitglieder werden öfter besucht, wenn festzustellen ist, dass sie Hinwendung besonders nötig haben.
„Kirche ist immer auf dem Weg zu den Menschen“, betont die Pfarrerin, man habe es ja nicht bloß mit einem Gebäude zu tun. Das Angebot werde im Übrigen dankbar in der Gemeinde angenommen, etwa 40 bis 45 Geburtstage verzeichne der Besuchsdienstkreis pro Monat. Und manchmal, im Gespräch mit dem ein oder anderen Altersjubilar, treten ungeheure Lebensschicksale zutage. Tragische Geschehnisse, die mitteilsam machen. Weil es oftmals gut tut, sie mit jemandem teilen zu dürfen. Das ist nur all zu menschlich, den Adressaten - Männer und Frauen mit einer gehörigen Portion Lebenserfahrung - ist das sehr bewusst. Übrigens kriegt jeder Senior, der der Evangelischen Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr angehört, ab dem 70. Lebensjahr eine handschriftlich verfasste Glückwunschkarte mit lieben Grüßen zugesandt. Vier Leute in der Besuchsgruppe haben diese Aufgabe übernommen, wobei Herbert Pitz die Tätigkeit schon seit 50 Jahren für Dudweiler-Süd ausübt.
Die monatlichen Treffen mit Pfarrer und Pfarrerin im Dietrich-Bonhoeffer-Haus dienen vor allem dem gegenseitigen Austausch, der Reflexion und der Fortbildung beziehungsweise Schulung. Hier kommen unter anderem auch besondere Erlebnisse zur Sprache und wie man mit ihnen am besten umgeht. Hier sind beide Seelsorger gefragt, in schwierigen Situationen und Verhältnissen eine Lösung zu finden. Der Besuchsdienstkreis - mankönnte ihn als gelebtes Christentum bezeichnen. Menschen sind für Menschen da. Besser kann’s kaum sein.
Wer mitmachen möchte im Besuchsdienstkreis der Ev. Kirchengemeinde , kann sich gerne an Horst Graj wenden, Telefon (0 68 97) 7 14 62.