Vortrag von „Scientists for Future Saarland“ Wie gelangt Plastikmüll ins Meer?

Saarbrücken · Normalerweise drehen sich die Vorträge in der Reihe „KlimaKrise – KlimaSchutz“, die von der Organisation „Scientists for Future Saarland“ veranstaltet wird, eher um die Belastung der Atmosphäre durch Treibhausgase und die dadurch erzeugte Erderwärmung.

 Gerhard Wenz, emeritierter Professor und Mitglied von „Scientists for Future Saarland“  Foto: Sebastian Dingler

Gerhard Wenz, emeritierter Professor und Mitglied von „Scientists for Future Saarland“ Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Am Mittwoch spielte dieses Umweltproblem jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Gerhard Wenz, emeritierter Chemie-Professor und Grünen-Politiker, wandte sich einem anderen gravierenden Umweltthema zu, nämlich den Gefahren, die der Menschheit durch den Plastikmüll drohen.

Im vollbesetzten Saarbrücker Filmhaus überraschte er allerdings damit, dass er die Kunststoffe nicht vollkommen verteufelt. Eher hob sein Vortrag darauf ab, wie ein sinnvollerer Umgang mit Plastik erreicht werden könnte. Dabei erfuhren die Zuhörer viele interessante Informationen: Etwa dass die verschiedenen Plastiktypen wie Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyurethan (PU/PUR) und Polyethylenterephthalat (PET) ganz unterschiedliche Eigenschaften und somit auch ein unterschiedliches Gefahrenpotenzial aufweisen.

Am problematischsten schätzt Wenz PVC und PE ein. Ersteres, weil es beim Verbrennen Schadstoffe ausstoße, und das Zweite, weil es das gesundheitsgefährdende Bisphenol A absondere. PVC könne aber wenigstens gut recycelt werden. Es sollte deshalb getrennt als Sondermüll gesammelt werden. Überhaupt sei es günstig, die einzelnen Plastiksorten zu kennzeichnen und getrennt zu sammeln. Es gebe aber auch schon Anlagen, die das maschinell bewerkstelligen können.

Schlecht seien auch die so genannten Weichmacher, die in manchen Kunststoffen enthalten sind. Die EU habe sie bereits verboten, was nicht heiße, dass sie nicht doch hierzulande verkauft werden – etwa in Kinderspielzeug aus China. Deshalb sollten Importe von Plastikwaren streng darauf kontrolliert werden. Natürlich wirke sich die Herstellung von Kunststoffen auch negativ auf die CO2-Bilanz aus. Schlimmer aber sei die Tatsache, dass in den Ozeanen immer mehr Plastik schwimmt, sich in mikroskopische Partikel aufteilt, die sogar in Körperzellen eindringen – mit bisher noch unerforschten Folgen.

Wie aber kann deutscher Plastikmüll ins Meer gelangen? Wenz zeigte dazu eine Grafik, die besagte, dass 2017 3,15 Millionen Tonnen, also weit über die Hälfte der insgesamt angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Plastikmüll, verbrannt wurden. Nur 0,71 Millionen Tonnen wurden ins Ausland exportiert – überwiegend in Länder wie Malaysia, Indien und Indonesien, die oftmals keine optimale Entsorgungsstruktur besitzen. Deswegen sprach der Professor sich am Ende seines Vortrags für das Verbot von Plastikmüll-Exporten aus. Von der im Publikum sitzenden Meeresbiologin Frauke Bagusche erfuhren die Zuhörer, dass nur zehn Flüsse für 95 Prozent des Plastikeintrags in die Weltmeere sorgen, darunter als der mit Abstand schlimmste der Jangtsekiang in China. Es sei somit, abgesehen vom Verzicht auf Plastik und von der Kreislaufwirtschaft, der beste Ansatz, das Plastik aus diesen Flüssen zu fischen.

Mehr Informationen unter https://s4f-saarland.org

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