Experten aus Deutschland, Schweden und Schweiz Forscher zufrieden mit Schnecken-Ausbeute

Saarbrücken/Schiffweiler · Für viele Gartenbesitzer sind sie ein Ärgernis. Im Saarland jedoch freuen sich Schneckenforscher über jede einzelne und vor allem seltene Art.

Schon die Exkursionsvorbereitung für ihre erste Frühjahrstagung im Saarland hatte den Schneckenforschern Hoffnung gemacht: Dabei nämlich hatten sie bereits die „Spindelförmige Schließmundschnecke“ gefunden. Und bei dieser einen Wiederentdeckung blieb es nicht. Denn auch den „Hellen Schnegel“, eine rund drei Zentimeter lange Nacktschnecke, konnten die 60 Forscher der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft jüngst vor Ort bei ihren Exkursionen ausfindig machen.

„Das Saarland bietet keine extremen Schnecken-Lebensräume, wir mussten schon lange suchen. Aber die Tagesausbeute war wirklich sehr zufriedenstellend“, bilanzierte Steffen Caspari, stellvertretender Referatsleiter am Zentrum für Biodokumentation in Landsweiler-Reden. Insgesamt 55 verschiedene Arten – darunter etwa zehn Wasserschnecken – hatten die Experten aus Deutschland, Schweden und der Schweiz insgesamt gefunden.

Caspari ist optimistisch, dass diese Anzahl noch zunehmen wird. Viele Teilnehmer hätten Streuproben und Bodenproben mitgenommen, die nun erst einmal gesiebt und ausgewertet werden. „Manche Arten sind nur zwei Millimeter groß. Bei der Nachbestimmung durch die Experten kommen sicherlich noch einige weitere Arten dazu“, sagte der Biologe. Insgesamt seien im Saarland bislang 135 Schnecken-Arten bekannt, davon 85 Landschnecken. Bei dem Rest handle es sich um Wasserschnecken und Muscheln.

„Natürlich sind Gartenbesitzer nicht so glücklich, wenn die Schnecken an ihr Gemüse gehen“, meinte Caspari. Die Tiere seien jedoch wichtig für die Biodiversität und das Ökosystem. „Die allermeisten helfen in der Natur, den Nährstoffkreislauf zu vervollständigen“, so der Experte. Indem sie etwa Nährstoffe aus welkem Laub, faulen organischen Substanzen, aber auch zersetzendem Holz aufbereiten. Zudem seien sie selbst Bestandteil in der Nahrungskette, etwa für Igel und Drosseln.

Wenig bekannt sei bislang, dass Laufkäfer mit ihren Zangen sogar Gehäuseschnecken knacken könnten. Schneckenfreunde wie Caspari jedenfalls sind begeistert von diesen Weichtieren. „Es ist faszinierend, dass sie alle möglichen Lebensräume besiedeln, dass es sie überall gibt – sowohl auf trockenen Kalkfelsen wie auch in Mooren oder auf Feldern und Wiesen.“

Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) zeigte sich erfreut, dass die Experten der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft das erste Mal in der 150-jährigen Vereinsgeschichte im Saarland getagt hatten. „Ein solcher Besuch lenkt den Blick der Öffentlichkeit auf eines unserer wichtigsten Themen: den Schutz der Biodiversität“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Das Umweltministerium engagiere sich auf verschiedenen Feldern, um die Vielfalt in Fauna und Flora für die Zukunft zu sichern. Um aber dauerhaft erfolgreich zu sein, benötige man die Unterstützung der Bürger. Jost: „Aufklären und sensibilisieren ist hier wichtig – auch mit Hilfe der Schneckenforscher.“

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