Seltsame Vorgänge und ein Biologe mit erstaunlichen Fähigkeiten Schlaff im Kühlschrank

Gibt es unerklärliche Phänomene, die sich im Kühlschrank unbeobachtet abspielen? Man könnte es meinen, wenn Grünzeug von heute auf morgen schlappmacht. Ein Biologe mit übersinnlichen Fähigkeiten könnte weiterhelfen.

Seltsame Vorgänge und ein Biologe mit erstaunlichen Fähigkeiten : Schlaff im Kühlschrank
Foto: SZ/Robby Lorenz

Manchmal kommt man abends von der Arbeit heim und ist müde. Dann macht man den Kühlschrank auf, und da liegt etwas, das  noch sehr viel müder ausschaut. „Freundchen“, denk ich, als ich den Trauerfall betrachte, „gestern haste aber besser ausgesehen“. Ich nehme den Salat heraus, den ich vor zwei Tagen erst gekauft habe. In dem Laden, der vornehmlich mit  größter Frische seiner verderblichen  Ware prahlt. Ich muss an eine Trauerweide denken und an einen Lehrer, dem wir einst einen (für uns) komischen Spitznamen verpasst haben: „de Schlaff“.

Vergangene Woche ist mir das schon mal passiert. Da zog ich ebenfalls einen grünen Salat zu Hause aus dem kühlenden Gehäuse und war verblüfft. Auch er hatte nach kurzer Zeit die Waffen gestreckt. Die Blätter hingen allesamt schlapp herab – zum Steinerweichen. Vielleicht sollte man dazu übergehen, den Strunk und die harten Rippen zu verarbeiten und den verwelkten Rest gleich schon mal in die Tonne tun.

Nun ja, womöglich geschehen  seltsame Dinge, wenn ich im Büro bin. Klettert das Grünzeug etwa in unbeobachteten Zeiten aus dem Kühlschrank und spaziert in der Hitze auf dem Balkon umher? Ist es vielleicht durch gentechnische Veränderung in der Lage, sich selbstständig zu machen? Etwa so wie neuerdings die Autos, die keinen Fahrer mehr brauchen. Verdächtig auch die noch übrig gebliebene Scheibe Mortadella, die sich nun kräuselt, weil ich sie leider übersehen habe. Der Nachwuchs hat es eben so an sich, dass er eine neue Packung anbricht, wenn die alte noch nicht ganz aufgebraucht ist.

Kommt da eine Kommunikation  zustande zwischen den Lebensmitteln? Ich betrachte die Tomaten, die, weil sie an Geschmack verlieren, nicht kühl gelagert sind. Frisch und munter sehen sie aus. Natürlich, sie sind ja auch nicht mit anderen essbaren Sachen in Berührung gekommen.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich  Pflanzen über gewisse Signale  mitteilen. Sie schreiben nicht, sie reden nicht, aber angeblich erfolgt die Kommunikation über Dufststoffe. Mithilfe von Duftvokabeln tauschen sie sich miteinander aus. Besonders dann, wenn Gefahr im Verzug ist.

Ich kenne einen Biologen, der kann Pflanzen schreien hören. Ihn nehme ich mit – beim nächsten Einkauf. Womöglich kriegt er mit, wenn der Salat zu verwelken gedenkt.

Übrigens: Besagter Lehrer war gar nicht mal so schlaff. Wir Schüler waren einfach nur boshaft.

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