Saxophonist Sven Kurz Vielkönner freut sich schon auf die nächste Session

Saarbrücken · Sven Kurz machte sich bereits mit zahlreichen Instrumenten vertraut. Am liebsten jazzt der Saxophonist spontan mit anderen.

 Multitalent Sven Kurz, hier in der Jazzkneipe Zing, spielt und studiert Saxofon, Klarinette, Klavier und Kontrabass.

Multitalent Sven Kurz, hier in der Jazzkneipe Zing, spielt und studiert Saxofon, Klarinette, Klavier und Kontrabass.

Foto: Sebastian Dingler

Für eine Jam Session sollte zumindest die Basis einer Jazzformation vorhanden sein: Schlagzeug, Bass, Harmonie-Instrument, Blasinstrument. Gut, wenn einer der Musiker drei dieser Kategorien bedienen kann. Dann kann er den möglicherweise fehlenden Part übernehmen. Wie Musikstudent Sven Kurz. Neben Kontrabass und Klavier ist sein Hauptinstrument das Altsaxofon – nicht das einzige Blasinstrument. Auch mit der Klarinette und der Querflöte kann er dienen. Die Karriere des 25-Jährigen beginnt mit dem Saxofon.

Als er in der fünften Klasse ist, spielt seine beste Freundin dieses Instrument. „Sie hat mich zum Musikverein in Saarlouis mitgeschleppt, da durfte ich jedes Instrument mal ausprobieren.“ Doch statt auch das Saxofon zu nehmen, findet der junge Sven an der Klarinette den größten Gefallen: „Das war das Erste, aus dem ich einen Ton herausbrachte.“

Fünf Jahre bekommt er Unterricht und spielt die im Musikverein übliche Orchestermusik. Als er in der Pubertät aufhören will, machen die Eltern einen Deal mit ihm: Er kann die Klarinette zur Seite legen, wenn er ein anderes Instrument lernt. Der 13-Jährige entscheidet sich für den E-Bass: In der Schule hat er gerade eine Präsentation über die Beatles gesehen, in der ihn Paul McCartney beeindruckt.

Privat hört er aber eher Bands wie Linkin Park. Dadurch bleibt er dem Musikmachen treu. Mit 16 macht ihm die Klarinette dann wieder Spaß. Bei einem Dirigentenlehrgang, den Everard Sigal leitet, zeigt er Sven die Grundlagen der Harmonielehre. „Er hat mir erklärt, was Akkorde sind und wie man sie verbindet. Das hat mich fürs Klavierspielen inspiriert“, sagt das Multitalent. Er bringt sich das Tasteninstrument selbst bei.

Zum Glück steht das Klavier seines Großvaters zuhause. Obwohl der Jugendliche jetzt drei Instrumente spielt, ist der Weg zum Berufsmusiker noch nicht programmiert. Zuerst macht er eine kaufmännische Ausbildung in der Logistik, merkt aber, dass ihm noch etwas fehlt. Er entdeckt den Jazz, außerdem kommt eine erstaunliche Fügung des Schicksals hinzu.

Bei einem Frankreich-Austausch trägt er sich in die falsche Liste ein. Statt in die Kleinstadt Cavaillon zu fahren, gerät er ins wesentlich größere Montpellier. „Dort habe ich ziemlich viele professionelle Bands gesehen. Das war der Knackpunkt, wo ich dachte, es könnte noch etwas anderes geben für mich.“

Das ist 2017, im zweiten Ausbildungsjahr. „Ich wusste dann, dass es nichts mit der Logistik wird.“ Kurz beginnt, Jazz Jam Sessions aufzusuchen, zuerst mit der Klarinette. Zunächst landet er in Saarwellingen beim Pianisten Klaus Krisch, dann in Saarbrücken im Zing und im Jules Verne, wo er mit Musikstudenten in Kontakt kommt. Er gründet sein erstes Jazz-Quintett, Flat Five.

Seine Ausbildung beendet er 2019, im gleichen Jahr schafft er die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule fürs Hauptfach Klarinette. Sein Dozent  ist der hauptsächlich als Tenorsaxofonist bekannte Johannes Müller. Im zweiten Semester versucht es Kurz auch mit diesem Instrument. So ganz behagt es ihm nicht – „Irgendwas war damit komisch“ –, dafür aber das Altsaxofon. Im Nebenfach lernt er Klavier bei Alexander Schimmeroth, im Wahlfach Kontrabass bei Stefan Scheib.

Kurz spielt viele Instrumente und Stile in unterschiedlichen Formationen. Da gibt es ein Free-Jazz-Duo mit dem Schlagzeuger Louis Pinn sowie ein weiteres Duo mit dem Pianisten Simon Germann namens Bro Zeit. Jazz-Standards und  Songs von Billy Joel, Stevie Wonder oder den Eagles gehören zum Repertoire.

Er und seine Mitbewohner, ebenfalls HfM-Studenten, betreiben ein „WG-Trio“, in dem er Kontrabass spielt. Und dann gibt es noch die Tribute-Band zu Ehren von John Abercrombie, wo Kurz zwischen Saxofon und Klavier wechselt.

Jam Sessions liegen ihm noch sehr am Herzen. So will er sich vermehrt um Sessions im Baker Street (ehemals Blauer Hirsch) kümmern. Die Organisatoren Helmut Commer und Bernd Decker hätten Kurz gern  dabei. Sollte das Zing schließen, wäre die Session in St. Arnual die letzte in Saarbrücken. Umso mehr hofft Kurz auf rege Beteiligung: Nächsten Dienstag ist es um 20 Uhr wieder so weit. Alle Jazzmusiker sind eingeladen.

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