Relief am Rathaus Sandstein zeigt Wurzeln der Großstadt

Saarbrücken · Paul Schneider schuf am Rathaus St. Johann ein Relief. Es erinnert an das Zusammenwachsen dreier Städte zur Saar-Metropole.

 Paul Schneiders Lebensbaum ziert an den Arkaden in der Betzenstraße die Rathaus-Fassade.

Paul Schneiders Lebensbaum ziert an den Arkaden in der Betzenstraße die Rathaus-Fassade.

Foto: Iris Maria Maurer

In der Innenstadt lassen sich an vielen Orten die unterschiedlichsten Kunstwerke finden. Doch während Kunst im öffentlichen Raum heute meist hauswandhoch und kunterbunt daherkommt, wie die aktuellen Wandmalereien des Art Walks zeigen, war man in früheren Jahrzehnten häufig dezenter. Und die Kunstwerke waren kleiner.

Eines dieser Werke ist der „Lebensbaum“ aus dem Jahr 1963, ein Relief von Paul Schneider, oberhalb der Arkade des Rathauses St. Johann an der Betzenstraße. Als Anfang der 1960er-Jahre das Rathaus St. Johann nach den Plänen des damaligen Stadtbaudirektors Peter Paul Seeberger instandgesetzt und der Durchgang zur verbreiterten Betzenstraße gebaut wurde, wurde auch die Wandfläche zwischen Arkade und dem darüber liegendem Maßwerkfenster neu gestaltet.

Den Auftrag, ein Fassadenrelief für diese Stelle zu entwerfen, erhielt Paul Schneider. Der gebürtige Saarbrücker, einer der renommiertesten Bildhauer des Saarlandes, erhielt diverse Preise, darunter auch den Kunstpreis der Stadt Saarbrücken, das Bundesverdienstkreuz am Bande  sowie den Albert-Weisgerber-Preis für Bildende Kunst. Er ist Initiator des Projektes „Steine an der Grenze“ und erschuf viele Kunstwerke im öffentlichen Raum, auch in und um Saarbrücken. Häufig sind seine Steinskulpturen naturbelassen, hat Schneider den rauen Stein nur wenig bearbeitet. Hier aber, an der Arkade des Rathauses, findet sich ein stark vereinfachtes, aber doch gegenständlich-ornamentales Relief. Schneider meißelte das Relief 1963 aus Sandstein vor Ort.

Dank der Lage hoch über den Köpfen der Passanten ist das Kunstwerk bis heute nicht verändert oder abgebaut worden. Ein Netz verhindert lediglich, dass Tauben das Werk zu sehr verschmutzen. Aus dem Schlussstein der Arkadenöffnung wachsen drei stilisierte Wurzeln, die einen massiven, kurzen Stamm hervorbringen, der sich in mächtige Äste teilt. Die Form ist gedrungen, stark vereinfacht, man muss das Relief wirken lassen, um Wurzeln, Stamm und Äste zu erkennen.

Der Lebensbaum symbolisiert das Zusammenwachsen der drei Städte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach im Jahr 1909 zur Großstadt Saarbrücken. Die Wurzeln erinnern an die einzelnen Saarstädte, der mächtige Stamm und die Krone verkörpern die Großstadt.

Das ausdruckstarke Relief verschönert nicht nur die Arkadenwand des Rathauses, es ist auch den vielen  Passanten und Wartenden an der Haltestelle ein Blickfang, wenn sie denn den Kopf etwas heben.

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