Saarbrücken Sabrina Inzillo malte die Wellen-Frauen

Saarbrücken · Sie schmücken seit rund zwei Jahren die grauen Betonpfeiler unter der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke.

Sabrina Inzillo vor ihren „waterwoman“ -Bildern  an den Pfeilern  der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

Sabrina Inzillo vor ihren „waterwoman“ -Bildern an den Pfeilern der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

Foto: BeckerBredel

Sabrina Inzillo arbeitet unter dem Künstlernamen Petit comité Paris. 2018 hatte sie eine erste Solo-Ausstellung im Atelier in der Stengelstraße 1. Die Show unter dem Namen „waterwomensworld“ zeigte Arbeiten auf Papier und Leinwand.

Tagtäglich kann man ihre Arbeit aber unter der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke bewundern, wo die grauen Betonpfeiler der Brücke von Frauengestalten geschmückt werden, die dort seit rund zwei Jahren einen festen Platz haben und offensichtlich von anderen Grafitti-Künstlern respektiert werden, denn sie wurden bis heute nicht übermalt.

Gerade haben die Frauenkörper, die mit Dispersionsfarbe im Stil einer Kreidezeichnung verewigt wurden, das Hochwasser überstanden. Immer wieder bleiben Passanten stehen, fotografieren sich mit den Frauenkörpern.

Die Stadt Saarbrücken hatte die Zeichnungen an dieser Stelle genehmigt, nachdem die Künstlerin im Rathaus vorgesprochen und ihre Absichten erläutert hatte. Passend zu ihrer Soloausstellung erschuf sie die „waterwomans“ (Wasserfrauen). Wellenlinien in den Frauenkörpern unterstreichen den Bezug zum Wasser, dabei sollen die hier abgebildeten Damen aber nicht flüssig „sondern im Aggregatzustand des Eises“ sein, sagt Inzillo, die ähnliche Arbeiten auch in Paris und im Berliner Mauerpark verwirklicht hat.

Die 36-Jährige ist Künstlerin seit Kindheitstagen: „Ich wollte nie Künstlerin werden – ich war es“, sagte sie und erinnert sich daran, dass sie mit zehn Jahren schon anfing zu malen und zu schreiben.

Geboren wurde sie im Nauwieser Viertel, heute lebt sie an der Bellevue in Alt Saarbrücken. Allerdings nicht mehr lange, denn sie folgt einem Jobangebot einer Naturschutzorganisation nach Berlin und will sich dort zunächst in einer Künstler-WG auch kreativ neu entfalten. „Da meine Familie aber weiterhin in Saarbrücken lebt, werde ich immer wieder hier sein und auch hier Projekte durchführen“, sagt sie.

In Saarbrücken hat sie nicht nur mit „waterwomansworld“ Spuren hinterlassen. Im Altenheim in Bischmisheim malte sie mit demenzkranken Menschen. Längere Zeit unterhielt sie auch eine Kindermalschule. Die Arbeit mit den Senioren habe sie besonders berührt: „Eine alte Dame malte immer nur, wenn ich ihr körperlich nah war. Sie hatte als Vorlage eine Postkarte mit den waterwomen und setzte das Motiv mit eigenen Wellenbildern fort. Ging ich weg, hörte sie auf zu malen. Das war ein intensives Erlebnis für meine Kunst“, erzählt die Malerin, die Ende des Monats die Landeshauptstadt erst einmal verlassen wird.

Die Figuren am Willi-Graf-Ufer werden bleiben. Darunter auch das Bild des Teekesselmanns, eines einzelnen Mannes zwischen den Frauen, dessen Kopf ein Teekessel bildet. Die Symbolik verweist auf „Polaritäten zwischen Mann und Frau“ in einer Stadt, die nach Ansicht Inzillos von „männlicher Kunst dominiert ist“.

Dabei gebe es gute Künstlerinnen in der Stadt – aber zu wenige Galerien. In Berlin sieht sie für ihre Kunst erst einmal bessere Chancen.

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