Nächster Schritt im saarländischen Demenzplan Erste Landesärztin für Demenzerkrankte

Saarbrücken · Dr. Rosa Fehrenbach wird ehrenamtlich die Schnittstelle zwischen Behandlung und Beratung übernehmen. Das Gesundheitsministerium stellte weitere Konzepte vor.

 Demenzkranke Menschen sind oft auf die Hilfe Angehöriger angewiesen.

Demenzkranke Menschen sind oft auf die Hilfe Angehöriger angewiesen.

Foto: dpa-tmn/Uwe Umstätter

Mit Dr. Rosa Adeline Fehrenbach beruft das Saar-Gesundheitsministerium die erste Landesärztin für an Demenz erkrankte Menschen ins Amt. Fehrenbach ist Chefärztin der Gerontopsychiatrischen Klinik der SHG Klinik Sonnenberg in Saarbrücken.

  Dr. Rosa Fehrenbach vom SHG-Klinkum Sonnenberg wird die erste Landesärztin für Demenzerkrankte.

Dr. Rosa Fehrenbach vom SHG-Klinkum Sonnenberg wird die erste Landesärztin für Demenzerkrankte.

Foto: SHG Kliniken

In ihrem neuen Ehrenamt soll sie das Thema Demenz noch weiter in die Öffentlichkeit rücken und als Schnittstelle zwischen medizinischer Behandlung, Betreuungsangeboten und Beratungsangeboten fungieren, sagt Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU). Außerdem soll Fehrenbach künftig eng mit dem Ministerium bei Fragen rund um die Demenzerkrankung zusammenarbeiten. Damit werde der saarländische Demenzplan, der im Dezember 2015 vom Sozialministerium verabschiedet wurde, neu aufgelegt. Fehrenbach reiht sich die Riege der bisherigen fünf berufenen Landesärzte für die Belange von Menschen mit Behinderungen ein.

Eine Befragung des Ministeriums ergab, dass über 22 000 Saarländer an Demenz erkrankt sind. Die Dunkelziffer sei mindestens genauso hoch, sagt Bachmann. Mit der steigenden Lebenserwartung der Menschen werde die Erkrankung noch weiter in den Fokus rücken. Um in den kommenden Jahren die Herausforderungen bewältigen zu können, bedürfe es eines professionellen Umgangs mit Demenz, der unter anderem durch Dr. Fehrenbach übernommen werde. „Es gibt immer noch große Lücken in diesem Bereich. Lücken in einer sicheren und raschen Diagnose, Lücken in der Begleitung und Betreuung über die Diagnose hinaus“, sagt Fehrenbach. Die Ärztin sieht ihre Aufgabe darin, die beiden Bereiche besser zu vernetzen. Sie erhofft sich zudem, mit dem neuen Titel mehr Rückenwind in Gesprächen mit der saarländischen Ärztekammer, Pflegestationen und Demenz-Einrichtungen zu haben. Auf beruflicher Ebene wünscht sich Fehrenbach, dass sich saarländische Pflegekräfte zukünftig zu „Fachkräften Psychiatrie mit Schwerpunkt Gerontopsychiatrie“ weiterbilden können.

Das Saarland sei nach Ansicht von Fehrenbach mit dem Demenzplan schon ein gutes Stück vorangekommen. Es gebe Netzwerke in den einzelnen Landkreisen und viele Kooperationspartner. Nun gehe es darum, diese Partnerschaften noch weiter zu vertiefen und mehr Informationen auch frühzeitig an Betroffene und Angehörige weiterzugeben. Laut Bachmann ist das Saarland das erste und bisher einzige Bundesland, das einen Demenzplan verabschiedet hat. Viele andere Länder und auch der Bund blickten „wohlwollend auf das Saarland“. Sie wäre aber noch stolzer, „wenn sich andere Bundesländer auch aufraffen würden, sich diesem Thema zu stellen“.

Ein weiteres Konzept, das zur Zeit auf den Weg gebracht wird und das Betroffene entlasten soll, sind die „Nachbarschaftshelfer“. Auf freiwilliger Basis können engagierte Personen mit einem besonderen persönlichen Bezug zu einer pflegebedürftigen Person für diese Gartenpflege, Putz- und Einkaufsdienste übernehmen. Das soll dann über einen Entlastungsbetrag bei der Pflegekasse abgerechnet und dem Nachbarschaftshelfer ausgezahlt werden. „Dies soll eine Anerkennung des Engagements von Nachbarn, Freunden und Bekannten älterer Menschen sein, die ehrenamtlich ihre Zeit und Fürsorge für Menschen in ihrem Umfeld aufbringen“, sagt Bachmann.

 Saar-Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) will den Demenzplan künftig weiter vorantreiben.

Saar-Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) will den Demenzplan künftig weiter vorantreiben.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Im „Demenz-Monat September“ werde es saarlandweit Aktionen zum Thema Demenz geben. Diese reichen von Filmvorführungen, Ausstellungen und Beratungsangeboten über spezielle Gottesdienste bis hin zum 22. internationalen Demenzkongress, der am 24. September in Saarlouis stattfindet. Bachmann möchte zudem die Schulung von sowohl pflegenden Angehörigen als auch ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen im Umgang mit Demenzerkrankten vorantreiben. 500 Polizisten wurden bereits geschult, ebenso Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben. Weitere sollen noch in diesem Jahr folgen.

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