Schwimmschiff Geheimwaffe Kondensmilch für die Bergung des Schwimmschiffs

Saarbrücken · Um die letzten Löcher im halb gesunkenen Saarbrücker Schwimmschiff zu finden, muss man Ideen haben. Taucher Fritz Engelmann versucht es mit Kondensmilch.

 Taucher Fritz Engelmann sucht noch kleine Löcher, die am Schwimmschiff zu stopfen sind, bevor man es heben kann. Seine Geheimwaffe: Kondensmilch.

Taucher Fritz Engelmann sucht noch kleine Löcher, die am Schwimmschiff zu stopfen sind, bevor man es heben kann. Seine Geheimwaffe: Kondensmilch.

Foto: BeckerBredel

Ein gelernter Koch aus Berlin und eine Sprühflasche mit Kondensmilch spielten am Dienstag eine gewichtige Rolle bei der Bergung des Schwimmschiffs „Vaterland“ am Saarbrücker Willi-Graf-Ufer. Die Sprühflasche gehört Fritz Engelmann (30), der nach seinem Küchenjob die weite Welt entdecken wollte und mehrere Jahre als Sporttaucher in Australien und Neuseeland lebte und arbeitete. Der junge Mann mit der ansteckenden guten Laune eines Animateurs brachte Touristen zu Korallenriffen und hat dieses Leben lange genossen.

„Jetzt bin ich seit einem Jahr Industrietaucher und stelle mich einer ganz neuen Herausforderung, die wesentlich anspruchsvoller ist“, sagt er und sprüht am Rand der Vaterland Kondensmilch unter die Wasserlinie. Die so entstehende weiße Dispersion zeigt ihm an, wo Wasser hinströmt – und wo Sog entsteht. Das hilft ihm letztlich dabei, kleine Lecks zu finden.

Denen waren die Taucher jetzt auf der Spur, denn die Pumpen liefen den ganzen Tag, aber die Wasserlinie im Schiff ließ sich nur 12 Zentimeter absenken, danach pegelte sich der Wasserstand trotz voller Pumpleistung ein. Der Rumpf hob sich keinen Millimeter, obwohl das von außen anders aussah, denn auch hier verriet ein dunkler Rand, dass das Wasser mal höher stand. Der Schriftzug „Vaterland“ konnte man am Dienstag komplett lesen. Der Grund dafür war aber nicht die Hebung des Schiffs, sondern ein Absenken des Staupegels durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA). Es ließ die Saar etwas ab.

Am Mittwoch sollen die Hebekissen montiert werden, jedes Kissen bringt fünf Tonnen Auftrieb, 140 Tonnen sind nötig. „Vielleicht wird der Rumpf Mittwochnachmittag oder Donnerstag in Bewegung kommen, das hängt noch von ganz vielen nicht planbaren Kleinigkeiten ab“, sagt Einsatzleiter Karl-Heinz Vitt.

Am Dienstag strömte noch zu viel Wasser in den Rumpf, die Taucher dichteten mit Lappen und Schaumstoff Ritzen ab, suchten mit der Kondensmilch nach Lücken und versteiften die Holzplatten an den Fenstern auch von innen, damit sie nicht eingedrückt werden können.

Chronik: Das Schiff Vaterland liegt seit Februar auf Grund in der Saar
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Chronik einer Schiffsbergung

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Foto: BeckerBredel

Das kniffligste Projekt wird sein, die Eisenketten für die Hebung unter dem Rumpf hindurchzuführen. Taucher Fritz Engemann: „Wir werden mit langen Stangen nach Lücken unter dem Rumpf suchen und Seile durchziehen, mit denen wir dann die Ketten ziehen können. Wir haben das noch gar nicht erkundet. Es gibt Lücken unter dem Rumpf, wir werden sehen, wie das klappt“, sagt er. Gefährlich sei das nicht. Als Berufstaucher tauche man nach strengen gesetzlichen Sicherheitsregeln, die peinlich genau eingehalten würden.

Trotzdem wird die Schifffahrt während dieser Arbeiten komplett eingestellt. Weder Sog noch Wellenschlag soll die Taucher stören. Dafür sorgt die Wasserschutzpolizei. Michael Klein und seine Kollegen sind mit dem Polizeiboot da, sie werden die Saar komplett sperren, wenn die Bergung startet. „Wir arbeiten in zwei Schichten, um die Schifffahrtssperre zu kontrollieren“, sagt Klein. Für Engemann ist die Baustelle in Saarbrücken etwas Besonderes. „Wir haben selten so viel Publikum. Die Menschen auf der Berliner Promenade haben Logenplätze und beobachten jeden Handgriff. Das Interesse ist hier riesig“, sagt er und sägt einen Holzpflock zurecht, der in ein Loch im Rumpf geschlagen wird. Dann wird wieder mit Kondensmilch getestet, ob der Pflock seinen Zweck erfüllt.

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