Nach der Katastrophe im Ahrtal Saarbrücker Rotary Club rettet Familienhaus im Flutgebiet

Saarbrücken · Hier wird Solidarität gelebt: Der Rotary Club Saarbrücken-St. Johann und der DRK-Kreisverband Saarbrücken helfen bei der Instandsetzung eines Familienhauses im flutgebeutelten Ahrtal. Am Wochenende wurde ein weiterer wichtiger Schritt in Angriff genommen.

 Helfer des DRK Quierschied bringen eine neue Tür sowie Heiz- und Trocknungsgeräte zu der Rotary-Patenfamilie in Antweiler im Ahrtal.

Helfer des DRK Quierschied bringen eine neue Tür sowie Heiz- und Trocknungsgeräte zu der Rotary-Patenfamilie in Antweiler im Ahrtal.

Foto: BeckerBredel

Im Ahrtal hat ein sturzflutartiger Starkregen Schäden verursacht, wie in einem Kriegsgebiet. 133 Menschen starben, hunderte Gebäude wurden zerstört. Der Rotary Club (RC) Saarbrücken-St. Johann und der Kreisverband Saarbrücken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben für eine Familie im Ahrtal ganz gezielt eine Partnerschaft übernommen und versuchen gerade, ihr Haus in Antweiler zu retten. „Die Idee dahinter ist einfach. Kirchengemeinden, Hausärzte und Ortsbürgermeister haben Familien identifiziert, die eine besonders schwierige Situation haben, bei denen ein familiäres Netzwerk fehlt, kein Vermögen und keine Versicherung besteht und die Schäden in Eigenregie unbehebbar erscheinen“, sagt Saarbrückens Rotary-Präsident Manfred Spikowitsch. Zusammen mit seinen Clubfreunden hat er aus der Region im oberen Ahrtal die Patenschaft für eine Familie übernommen.

Der Rotary Club Adenau-Nürburgring koordiniert Patenschaften für 75 Familien und weist Patenschaftsanfragen und Hilfsangebote aus ganz Europa gezielt zu.  „So kümmern sich immer Rotarier aus einer Stadt um eine Familie und deren ganz individuelle Probleme“, sagt Thomas Sander vom RC Adenau. Dieser Verein hat über eine Million Euro gesammelt und bereits als Soforthilfe ausgezahlt, Spenden werden zentral angenommen und nach Bedarf verteilt oder auch nach Bedarf bestellt. Was in Adenau fehlt und regional nicht zu besorgen ist, wird im Pool der Spendenwilligen kommuniziert und meist schnell gefunden.

Die Saarbrücker haben jetzt mehrfach ihre Patenfamilie besucht. Ein Bauingenieur hat das Haus unter die Lupe genommen und der Familie Hinweise gegeben, wie das Mauerwerk vor dem Winter zu trocknen ist. Trocknungs- und Heizgeräte wurden in Saarbrücken besorgt und vom DRK aus Quierschied und Göttelborn nach Antweiler gebracht und aufgestellt. Saarländische Elektriker, die im Flutgebiet ehrenamtlich helfen, kümmerten sich darum, dass die Hauselektrik den Anforderungen gewachsen ist und es in den feuchten Wänden nicht zu Kurzschlüssen kommt. Der Verputz im Erdgeschoss musste innen und außen abgetragen werden, Saarbrücker Helfer besorgten in der Landeshauptstadt eine neue Haustür und bauten sie ein. Demnächst kommen Fenster, die auch ein Saarbrücker Bautrupp einbauen wird.

Die betroffene Familie, ein verwitweter Bauarbeiter mit zwei Kindern, wird jeden zweiten Tag besucht. „Darum kümmern sich unsere Freunde aus Adenau. Die melden uns dann, was fehlt“, sagt Spikowitsch, der einen Kaminofen nach Antweiler bringen will. Örtliche Ofenbauer waren nicht mehr in der Lage, Öfen zu liefern. „Auch die örtlichen Handwerker zu beauftragen, ist wichtig. Nur haben die selbst sehr viel zu tun.“ Jetzt kommt ein gebrauchter Kamin aus Saarbrücken, Freunde aus Nagold im Schwarzwald haben bereits eine Lkw-Ladung Holz bei der Patenfamilie abgeladen, da der eigene Holzvorrat von der Flut durchnässt wurde. „Jetzt können wir ab diesem Wochenende auch endlich die Heizung in Betrieb nehmen“, freut sich Spikowitsch, der sich um den beginnenden Schimmel im Haus Sorgen macht. Das im vorletzten Jahrhundert erbaute Haus zeigte sich bei Messungen auch Wochen nach der Flut noch extrem durchnässt.

Die Saarbrücker Hilfe rettet vermutlich das Haus der Familie, das über Winter auch irgendwann nicht mehr bewohnbar gewesen wäre. Baufachleute schauen jetzt ständig nach den Fortschritten. Und damit keine Hilfsansprüche der öffentlichen Hand und der großen Spendenwerke übergangen werden, hat die Frau des Ortsbürgermeisters ehrenamtlich den Briefverkehr übernommen und Anträge gestellt.

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