Umweltschutz Saarbrücker Protest gegen Parkplätze

Saarbrücken · Aktivisten verwandeln 65 Stellflächen in der City einen Tag lang in Orte der Begegnung. Klimaschützer machen mit.

Parking Day: Fotos vom Protest gegen Parkplätze in Saarbrücken
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Parking Day: Protest gegen Autoflut in Saarbrücken

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Foto: BeckerBredel

„Hier sollten keine Autos parken, sondern Kinder spielen“, sagt Melanie Malter-Gnanou vom Netzwerk Entwicklungspolitik Saar und zeigt auf die Fläche vor den alten Gebäuden in der St. Johanner Cecilienstraße. Dort hat sie am Freitag auf einem Parkplatz eine große Weltkarte ausgebreitet. Die Aktion gehört zum internationalen Parking Day. Den Saarbrücker Ableger gibt es nach 2015 zum zweiten Mal. 2005 ging’s in San Francisco los. Seitdem weisen Menschen weltweit am Parking Day darauf hin, dass parkenden Autos zu viel öffentlicher Raum zum Opfer fällt.

In Saarbrücken machen diesmal 25 Gruppen mit. Sie verwandeln 65 gebührenpflichtige Parkplätze in Erholungsoasen. Machen sie zu Plätzen für ein Picknick, zu Arenen für Gesellschaftsspiele, zu Wohnzimmern und Fenstern zur Welt.

Wie an fast jeder Station hängt am Platz von Melanie Malter-Gnanou eine Quizfrage, die auf das Problem aufmerksam machen soll: „Welche Stadt ist jeden Sonntag autofrei? Ouagadougou (Burkina Faso), Quebec (Kanada), Bogota (Kolumbien) oder Saarbrücken?“

Die richtige Antwort ist Bogota. „Ich wollte damit zeigen, dass gerade in Ländern, von denen man es vielleicht nicht direkt denkt, etwas für eine verkehrsberuhigte Stadt getan wird“, erklärt sie ihr Plakat. 17 solcher nicht ganz einfacher Fragen rund um den Verkehr gab es während des Parking Days zu beantworten.

Bereits im Januar begann die Vorbereitung. Petra Stein, die Initiatorin der Veranstaltung, erzählt, dass viele gemeinsame Treffen notwendig waren. Schon im Mai mussten die Aktivisten mit dem Ordnungsamt alles klären. So durften sie etwa die Parkplätze in der Richard-Wagner-Straße nicht für ihren Protest nutzen. Deswegen entstanden die meisten Anti-Park-Zonen im Nauwieser Viertel. Dort zeigten die Veranstalter, wie vielfältig sich diese Flächen anderweitig nutzen lassen: etwa mit einer Qi-Gong-Vorführung.

Das Ordnungsamt half dabei kräftig mit und hielt 65 sonst gebührenpflichtige Parkplätze autofrei. Obwohl die Verbotsschilder unübersehbar waren, landete ein Auto auf dem Abschleppwagen.

Mitgemacht haben beim Protesttag Leute vom Radclub ADFC, Mitglieder von Umweltverbänden und Menschen, die das Ganze einfach so gut finden. Ludivine aus St. Arnual zum Beispiel. Sie schleppte ihre Sachen quer durch die Stadt, um in der Nauwieserstraße einen Parkplatz zu besetzen. „In anderen Städten wird die Fläche besser genutzt. Da stehen viel mehr Stühle und Tische auf den Straßen. Der Parking Day soll zeigen, dass das auch hier möglich wäre.“

Während der Veranstaltung sammelten die Organisatoren Ideen für ein umwelt- und menschenfreundlicheres Saarbrücken. Die wollen sie den Politikern übergeben.

Dass ihr Parking Day und der Klimastreik am selben Tag über die Bühne gingen, war für die Veranstalter kein Problem. Im Gegenteil, wie sie versicherten: Klimaschützer verschafften dem Parking Day noch weiteren Zulauf.

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