Unternehmer Der Fachmann für süße Saarbrücker Sachen wurde 80 Jahre alt

Saarbrücken · Konditor Heinz Schubert baute eine Firma auf, deren Waren in alle Welt gehen – und die ihn zum Weltmeister machten.

 Konditormeister Heinz Schubert zeigt im Café an der Sulzbachstraße ein Tablett mit Petits Fours.

Konditormeister Heinz Schubert zeigt im Café an der Sulzbachstraße ein Tablett mit Petits Fours.

Foto: Iris Maria Maurer

Verführerisch edle Pralinen für das thailändische Königshaus, leckere Marzipan-Glücksschweinchen für Lufthansa-Passagiere und weltweit mit Firmenlogos verschickte Petits-Fours-Kreationen oder „Saarbrigger Kligger“: Die Erfolgsgeschichte von Heinz Otto Schubert, dem Seniorchef der „Schubert Confiserie-Café GmbH“ in Saarbrücken, ist grenzenlos und ziemlich einmalig für das kleine Saarland.

Am Dienstag feierte der mit 21 Lenzen einst jüngste Konditormeister der Bundesrepublik und später von Starkoch Paul Bocuse mit der deutschen Equipe für seine Dessertkreation zum Weltmeister der Köche gekürte Schubert seinen 80. Geburtstag. „50 Prozent meines Erfolgs sind meine Frau, die das Handwerk ebenfalls von der Pike auf gelernt hat“, sagt er. Mit Ehefrau Rita, mit der er fast ebenso lange verheiratet ist wie mit seinem Betrieb, geht’s bald auf Urlaubsreise nach Thailand, um zunächst einmal ganz privat zu feiern.

„Ich habe mit 63 Jahren das Geschäft an meine Tochter Karin Schubert-Hintze übergeben und helfe ihr heute noch“, erzählt Schubert bei einem Espresso im Café an der Sulzbachstraße. Dort sind in den Obergeschossen seit zwei Jahrzehnten Backstube und Produktionsanlagen all der süßen handwerklich und ohne Konservierungsstoffe hergestellten Leckereien. Der Seniorchef, bis heute ein leidenschaftlicher Frühaufsteher, Oldtimer-Fan, Heimorgelspieler und Weltreisender, kommt noch nahezu jeden Morgen in die Produktion und zeigt sich den Gästen im Café.

„Aber das ist heute mehr Hobby“, sagt er. Bescheiden, aber auch mit berechtigtem Stolz, zeigt er die Firmenchronik der Konditorei Schubert von 1950 bis 2000. Sie zeigt mit vielen kleinen Farbfotos, dass ihn auch der Deutsch-Französische Garten in Saarbrücken (seine Meisterprüfungsarbeit 1960), oder erfolgreiche Galopp- und Trabrennsportler auf der Güdinger Pferderennbahn zu Torten und Marzipankreationen inspiriert haben.

Auch der als „James Bond 007“ bekannt gewordene Schauspieler Roger Moore bekam, als er 1994 als Unicef-Kinderhilfswerk-Botschafter zu einem Empfang im Saarbrücker Rathaus war, von Heinz O. Schubert eine eigens kreierte Torte überreicht.

Die Beziehung zum thailändischen Königshaus, so erzählt er, geht auf eine Cousine von Majestät Sirikit zurück. Deren Sohn machte im Saarland einst Abitur und studierte an der Saar-Uni, wobei eine thailändische Besucherdelegation den Schubert-Betrieb samt seiner Köstlichkeiten kennenlernte.

Und auf die Lufthansa als zeitweiligen Top-Kunden in den 1990er- Jahren stieß Schubert, als bei der Fluggesellschaft damals ein anderer Lieferant kurzfristig ausfiel und er das Kunststück fertigbrachte, innerhalb von nur acht Wochen bis Silvester 35 000 Marzipan-Glücksschweinchen zu liefern.

Den Weltmeister-Titel brachte seine Dessertkreation „Weingelee mit Trollinger“. 600 bis 700 Artikel vom Butterhörnchen über Geburtstags-, Hochzeits- und Jubiläumstorten bis hin zur Pralinen-Spezialität werden je nach Saison bei Schubert produziert und verpackt. Und die Verkaufshits? „Das sind die Champagner-Trüffel ,Perlen der Saar’, auf die wir uns seit 1977 spezialisiert haben“, sagt der Seniorchef. Noch früher, von 1972 bis heute, stark nachgefragt sind auch die „Saarbrigger Kligger“, eine Mixtur aus Trüffel, Vanille und Cognac, wie eine der insgesamt rund 60 Beschäftigten des Unternehmens den Kunden im Laden erklärt. Heinz O. Schubert – 1939 geboren im ehemaligen Saarbrücker Rot-Kreuz-Krankenhaus – hat heute dank seiner Betriebe in der Innenstadt (seit 1968) und in der Schwarzenbergstraße (seit 1961) einen Bekanntheitsgrad wie kaum ein anderer in der Landeshauptstadt. Vor 20 Jahren erhielt er zusammen mit dem kürzlich verstorbenen ZDF-Hitparaden-Moderator Dieter-Thomas Heck den Saarländischen Verdienstorden.

Dazu bekleidete der mit noch etlichen weiteren Auszeichnungen bedachte Jubilar auch jahrelang Ehrenämter als Richter am Landessozialgericht oder als Vorsitzender des Saarbrücker Verkehrsvereins (von 1983 bis 2006), wo er Mit-Erfinder des Christkindlmarktes und der knapp 200 bunten Saarbrücker Plastiklöwen zur 1000-Jahr-Feier der Stadt war.

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