Kolumne über Saarbrücker Personalproblem Hartes Knirschen im Getriebe der Stadt

In Sachen Baudezernent hat sich Uwe Conradt bislang nicht mit Ruhm bekleckert. Jetzt nimmt ihm seine Koalition das Heft aus der Hand.

 Jörg Laskowski

Jörg Laskowski

Foto: Robby Lorenz

Auweia! Diese Woche hat’s mächtig geknirscht im Stadt-Getriebe. Und zwar in Sachen Baudezernent. Ein leidiges Thema – vor allem für Oberbürgermeister (OB) Uwe Conradt. Denn er hatte hier 2020 ziemlich unglücklich agiert. Und sein Image hatte einen mächtigen Kratzer davongetragen. Erinnern wir uns: Die Kosten des Ludwigspark-Stadions sorgten für Entsetzen. Conradt erklärte das Stadion zur Chefsache. Baudezernent Heiko Lukas und Giu-Chef Jürgen Schäfer gingen von Bord. Es wirkte, als seien sie allein verantwortlich. Frühere Verdienste waren vergessen. Dabei war Lukas als Dezernent unprätentiös, bürgernah und mutig – siehe Bürgerbeteiligung in Alt-Saarbrücken und Projekt SHD-Gelände. Schäfer war derjenige Giu-Chef, unter dessen Ägide die Giu sich vom Millionen-Grab zum Schätzkästchen mit 33 Millionen auf dem Konto gemausert hatte (die SZ berichtete).

Zunächst wollte Conradt, dass der neue Giu-Chef Martin Welker auch Baudezernent wird. Dann aber war Welker plötzlich in diverse Streitigkeiten verwickelt (die SZ berichtete) – und die Dezernentenwahl wurde abgeblasen.

Nun gab am Mittwoch die Jamaika-Koalition im Stadtrat bekannt, dass sie sich auf einen neuen Baudezernenten geeinigt hat. Und weil die Koalition ja die Mehrheit im Stadtrat hat, ist klar: Ihr Kandidat, der CDU-Politiker Patrick Berberich, hat den Job sicher. Der OB kam in der Meldung der Koalition nicht vor. Die SZ fragte nach, ob der OB mit Berberich einverstanden ist oder ob er einen Gegenkandidaten aufstellen will. Conradts Anwort roch nach Ausweichmanöver: „Stand heute liegen 16 Bewerbungen für die Stelle vor.... Grundsätzlich ist der Stadtrat Herr des Verfahrens. Ich bin davon überzeugt, dass der Rat den passenden Kandidaten für die Stelle findet, und wünsche allen Bewerbern viel Erfolg.‟

Aha. Der OB hat also keinen Favoriten. Er glaubt, der Rat wird’s richten – und der OB sagt kein Wort zu Patrick Berberich. Obwohl der den Job sicher hat. Und obwohl die beiden bald eng zusammenarbeiten müssen. Da drängt sich der Verdacht auf: Conradt schmollt – weil die Koalition Berberich alleine ausgesucht hat. – Das wäre riskant, denn OB und Dezernent müssen harmonieren.

Aber der OB wäre gut beraten, wenn er den Kandidaten akzeptiert. Denn falls Berberich nichts kann, ist ja diesmal die Koalition schuld – und nicht der OB.

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