Saarbrücker Freimaurer Freimaurer seit 240 Jahren in Saarbrücken

Saabrücken · Am Sonntag wird das Logenhaus im Trillerweg 14 in Alt-Saarbrücken von 10 bis 18 Uhr für Neugierige geöffnet.

 Der Versammlungsraum der Saarbrücker Loge – auch ihn dürfen Besucher am Sonntag betreten.

Der Versammlungsraum der Saarbrücker Loge – auch ihn dürfen Besucher am Sonntag betreten.

Foto: BeckerBredel

Rupert Schmidt ist Freimaurer. Und der Ingenieur weiß, dass das für manche Menschen so klingt, als sei er ein böser Mensch, ein Verschwörer. Einer der mit anderen Verschwörern im Geheimen Dinge tut, die schlecht sein müssen, denn sonst würde man sie ja nicht im Geheimen tun. Die Nationalsozialisten seien es gewesen, die dieses Bild von der Freimaurerei in die Köpfe gebracht haben. „Da wurde von der jüdisch-freimaurerischen Verschwörung gewarnt – wobei weder Juden noch Freimaurer zur Verschwörung neigen“, sagt Rupert Schmidt.

„Eine Freimaurerloge macht keine geheimen Sachen, bietet ihren Mitgliedern aber einen geschützten Raum“, erklärt er. In einer Loge könne man Dinge „offen besprechen, auch Persönliches“ – und sicher sein, dass nichts nach außen dringt. Und ja, es gebe auch alte Rituale, überlieferte Texte, die zum Andenken und zum Nachdenken gelesen werden. Alles Dinge, die man nicht nach außen trägt als Freimaurer, sagt Schmidt. Im Kern seien Freimaurer Suchende. „Wir suchen den moralischen Kompass“, erklärt Schmidt. Mit ihm sind etwa 60 Männer in der Saarbrücker Loge „Bruderkette zur Stärke und Freiheit“ auf dieser Suche.

Der Mann, der Männer in Saarbrücken erstmals auf diese Suche geschickt hat, ist einer, der diese Stadt in vielfacher Hinsicht geprägt hat: Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken. „Fürst Ludwig war Freimaurer“, erklärt Rupert Schmidt. Und die Freimaurerei sei damals „eine der einflussreichsten Bewegungen zur Verbreitung der Aufklärung“ gewesen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Menschenliebe – die fünf Grundsätze der Freimaurer seien immer mehr in der Gesellschaft angekommen. „Das Bürgertum hat sich entwickelt und wurde selbstbewusst“, sagt Schmidt. Und Ludwig sei einer der Fürsten gewesen, „die gemerkt haben: Wir müssen etwas ändern, sonst kommen wir unter die Räder“.

„Fürst Ludwig wollte als aufgeklärter Mensch gesehen werden“, sagt Schmidt. Auch deshalb habe er in Saarbrücken 1779 mehrere Freimaurerlogen gegründet. In diesen Logen seien bewusst Adelige, Hofpersonal und Bürger zusammengebracht worden. Das erste Logenhaus stand am Ludwigsplatz. Die Blütezeit der Freimaurer in Saarbrücken war allerdings schnell vorbei. Die Französische Revolution und ihre Ausläufer fegten auch die Freimaurer hinweg. Erst als Saarbrücken preußisch wurde und es wieder „ein geregeltes bürgerliches Leben“ gab, wie Rupert Schmidt sagt, begannen auch die Freimaurer sich wieder zu versammeln.

1840 gründete sich offiziell wieder eine Loge. Zu dieser Zeit sei sie „ein Honoratiorenverein“ gewesen, sagt Schmidt. Alles, was Rang und Namen hatte in Saarbrücken, war Mitglied der Loge. Aber die fünf Grundsätze seien geblieben. Wobei der Zeitgeist auch nicht an den deutschen Freimaurern vorbeiwehte. Die Logen gaben sich national und kaisertreu. Und es gab großen Zulauf. So viel, dass eine zweite Loge gegründet wurde. Zwei repräsentative Logenhäuser wurden eingerichtet, erzählt Schmidt, eins an der Christkönigkirche, eins in der Gutenbergstraße, dort wo heute das SZ-Pressehaus steht.

Nach dem Ersten Weltkrieg biederten sich viele Logen den Nationalsozialisten an. Es sei schwer zu ertragen, was damals geschrieben wurde, sagt Schmidt. Aber auch die nationalen Töne konnten nicht verhindern, dass die Nationalsozialisten die Freimaurerei verboten. Als das Saarland 1935 zum Reich kam, sei am ersten Tag bereits die Gestapo aufgetaucht und habe das Logenhaus leergeräumt und geschlossen, sagt Schmidt.

Nach dem Krieg haben sich Freimaurer im Gasthaus Horch getroffen. „Die Zusammenkünfte wurden aus Vorsicht als Geburtstagsfeiern kaschiert“, erzählt Schmidt. Schließlich habe sich „einer ein Herz gefasst“ und habe bei der französischen Verwaltung „nachgefragt, ob man eventuell an eine Neugründung denken darf“. In Frankreich sei die Freimaurerei wesentlich bedeutender als in Deutschland, sagt Schmidt. Und so sei die Antwort gewesen: „Gründet doch einfach.“

 Rupert Schmidt ist eines von rund 60 Mitgliedern der Loge „Bruderkette zur Stärke und Freiheit“.  Foto: Martin Rolshausen

Rupert Schmidt ist eines von rund 60 Mitgliedern der Loge „Bruderkette zur Stärke und Freiheit“. Foto: Martin Rolshausen

Foto: Martin Rolshausen
 Fürst Ludwig gründete die ersten Logen in Saarbrücken.   Foto: Rolf  Ruppenthal

Fürst Ludwig gründete die ersten Logen in Saarbrücken.  Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: rup

1951 haben sich dann die beiden Logen zur „Bruderkette zur Stärke und Freiheit“ zusammengeschlossen und eine neue Loge gegründet. Im Logenhaus im Trillerweg treffen sich die Männer, aber inzwischen auch Mitglieder von acht weiteren Logen aus der Region (darunter eine Frauenloge), um darüber nachzudenken, was es bedeutet, die Werte der Freimaurer zu leben. Es gibt Vorträge, Konzerte. Am Ende, sagt Rupert Schmidt, handeln die Freimaurer aber nicht als Organisation. Es ist jedem selbst überlassen, wie er Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Menschenliebe in die Gesellschaft bringt. „Freimaurer tun das, ohne es vor sich her zu tragen“, sagt Rupert Schmidt. Vielleicht macht sie das in einer eher lauten und marktschreierischen Gesellschaft verdächtig.

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