Saar-Export Saarbrücker Benjamin Kelm versucht sich als Schauspieler in New York
Saarbrücken/New York · Schon als Kind träumen viele davon, professioneller Schauspieler zu werden. Benjamin Kelm ist diesem Wunsch 2017 einen entscheidenden Schritt näher gekommen.
Damals nahm der Saarbrücker an den Weltmeisterschaften „World Championships of Performing Arts“ in Los Angeles teil, bei denen Talente in Kategorien wie Singen, Tanzen und Schauspiel mitmachen können. Er gewann nicht nur sieben Medaillen, sondern erhielt nach einem Vorsprechen auch die Zusage für ein Stipendium am „New York Conservatory for Dramatic Arts“. „Das war das größte Geschenk für mich“, sagt er rückblickend.
2018 nahm Kelm sein Studium an der Schule auf, die sich auf Schauspiel für Film und Fernsehen spezialisiert hat. „Insgesamt dauert die Ausbildung zwei Jahre, dafür ist sie sehr intensiv und jede Prüfung muss geschafft werden“, berichtet Kelm. Neben den verschiedenen Klassen muss er auch eigene Projekte realisieren und Praktika absolvieren. Auf der Schule hätten viele Stars ihren Abschluss gemacht, sagt er. Zu ihnen gehörten Jacob Batalon, der in den aktuellen Spiderman-Filmen eine der Hauptrollen spielt, und Ashley Murray, die in der Serie „Riverdale“ mitwirkt.
„Die Zeit in New York war bisher wirklich ein Abenteuer“, so Kelm. Das fange schon mit der Stadt an. „Es gibt wirklich so viel zu entdecken.“ So sei er einer Hellseherin begegnet, die ihm seine Zukunft treffend vorhergesagt habe. Und zwar nicht aus seiner Hand, sondern aus den Schuhen. Aber auch negative Dinge wie den Einbruch in seine Wohnung habe er erfahren müssen. Neun Polizisten hätten ihn und seine Mitbewohner dazu befragt und alles untersucht. „Das war schon ein surreales Bild“, erinnert er sich.
Nicht unproblematisch ist die Finanzierung seines Studiums: „Das Leben in New York ist schon an sich nicht günstig und dann kommt noch hinzu, dass ich zwar ein Stipendium erhalten habe, es aber nicht die gesamten Studiengebühren abdeckt.“ Zudem dürfe er mit seinem Studenten-Visum nicht in den USA arbeiten. Deshalb habe er einen Kredit aufnehmen müssen. „Es ist auf jeden Fall eine starke Einschränkung, aber ich weiß ja, wofür ich es mache“, sagt Kelm. „Wenn ich so eine einmalige Chance bekomme, meinen Traum leben zu können, sollte ich auch alles versuchen, diesen wahrwerden zu lassen.“
Seine ersten Schauspiel-Erfahrungen hat Kelm in seiner Heimat in der Jugendabteilung des Saarländischen Staatstheaters gesammelt. In Köln und London bildete er sich weiter, bis er 2012 zurück nach Saarbrücken kam und die private Schule „acting and arts“ entdeckt habe – sein „kreatives Zuhause“, wo er seit 2016 auch als Dozent tätig ist.
Seit der Aufführung des Musicals „Ich habe einen Traum“ 2012 engagiert sich Kelm zudem intensiv beim Verein „2. Chance Saarland“. Hier kümmert er sich – auch während seiner USA-Zeit – um die Planung, Organisation und Durchführung verschiedener Projekte. Für Hobbies bleibe ihm nebenher nur wenig Zeit. „Aber ich gehe jede Woche mindestens ein- bis zweimal ins Kino.“ Zudem hat er gerade ein neues Buch geschrieben. Auch arbeite er an einem englischen Theaterstück sowie an seinem ersten Roman. „Schreiben ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in New York“, sagt der Saarländer.
Außerhalb der Schule neue Kontakte in der Weltmetropole zu knüpfen, sei nicht einfach: „Ich vermisse oft die Herzlichkeit und Offenheit der Saarländer. Hier in New York sind wirklich viele Menschen sehr distanziert und verschlossen.“
Auch weitere Bühnenerfahrungen konnte Kelm in den USA sammeln: „Beispielsweise habe ich an einer Improtheater-Show teilgenommen oder bei einem Poetry-Slam Texte von mir vorgetragen“, sagt er. Seine bisher größten Rollen hatte er jedoch in seiner Heimat. So spielte er in der SR-Serie „Unter Tannen“ mit. Sein persönliches Highlight war für ihn sein Mitwirken im „SR-Tatort“ mit dem Titel „Der Pakt“.
Auf seine Zukunftspläne angesprochen, entgegnet Kelm: „Ich wünsche mir erst einmal, dass ich meine Ausbildung im Mai erfolgreich abschließen kann. Danach hätte ich die Möglichkeit, in den USA offiziell als Schauspieler zu arbeiten. Doch ich komme auch liebend gerne zurück nach Deutschland, um hier meinen Weg als Schauspieler zu gehen.“