Kolumne: So kann’s gehen Wie Sting mich zum Oldie macht

Unlängst war ich am späteren Abend mit dem Auto unterwegs. Da läuft natürlich das Radio, klar. Normalerweise liebe ich Deutschlandfunk Kultur oder SR 2 – weil ich tatsächlich zu den Leuten gehöre, die gern langen Zwiegesprächen im Radio lauschen.

Zwischen Sting und Donny Osmond
Foto: SZ/Robby Lorenz

Aber am späteren Abend wird es dort manchmal musikalisch etwas zu ungemütlich für meinen Geschmack. Also hab ich ein bisschen rumgeschaltet. Und der Suchlauf stoppte bei einem Sender, der alle möglichen Songs spielte, die ich so liebe. Chanson natürlich, englische Pop-Songs, ein bisschen nicht zu heftige Rockmusik und etwas Singer-Songwriterei. Von jetzt auf nachher hatte ich gute Laune, ich kannte fast jeden Titel, der da lief. Und so fuhr ich laut singend durch die Nacht. Was soll ich sagen, ich fühlte mich jung!

 Bis, ja bis mein Blick auf die Sender-Anzeige fiel: SR 3 Saarlandwelle. Wie bitte? Das ist nicht wahr, oder? Das ist doch dieser Sender für die alten Leute. Wo Elvis Presley schon das Neueste ist und ansonsten der Schlager regiert? Meine Oma hörte sowas gern. Sie liebte Oldies. Da fühlte sie sich jung.

Die haben ja ihr Programm komplett geändert, dachte ich. Respekt. Und dann hörte ich mal genauer hin. Und fing an zu rechnen. Ok, ein Schlagersender ist SR 3 sicher nicht mehr. Aber ansonsten hat sich gar nicht so viel verändert dort. Dafür umso mehr bei mir. Ich bin sozusagen in SR 3 reingealtert.

Ich liebe zum Beispiel Sting und Charles Aznavour – nur um so mal eine Hausnummer zu nennen. Naja, Sting war mit Police schon Nummer eins als ich 18 war. Und Aznavour ist sogar schon tot. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich begriffen habe, dass die Songs, bei denen ich mich da gerade so jung fühlte, heute die Oldies sind. Seither frage ich mich: Kann es sein, dass unbemerkt von der Öffentlichkeit in deutschen Altersheimen längst der alte Krieg tobt: Beatles oder Stones?

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