Vorträge Zweiter Weltkrieg, das urbane Leben und Willy Brandt

Saarbrücken · Die Politische Akademie der Stiftung Demokratie Saarland lädt zu einigen Vorträgen ein.

In der Politischen Akademie der Stiftung Demokratie Saarland in der Europaallee 18 in Saarbrücken stehen Vorträge zur Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg, zur Entwicklung der Städte in Europa und zu Willy Brandt an. Johannes Koll wird in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Saar über den deutschen Überfall auf die neutrale Niederlande referieren. Am 10. Mai 1940 war der Beginn der fünfjährigen Besatzungsherrschaft. Die 8,8 Millionen Einwohner wurden einem brutalen Regime unterworfen. Das Land wurde systematisch in den Dienst der deutschen Rüstungswirtschaft gestellt und gegen Ende des Krieges großflächig ausgeraubt und zerstört. Allein im Spätherbst 1944 und in den ersten Monaten des Jahres 1945 wurden zehn Prozent des Landes überflutet, um den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten.

Historisch beispiellos war das systematische Mordprogramm an der jüdischen Zivilbevölkerung der Niederlande. Die Entrechtung, Ausplünderung und Konzentration der jüdischen Bevölkerung in Ghettos begann unmittelbar nach der Besetzung des Landes. In seinem Vortrag analysiert der Wiener Historiker die Strukturen der deutschen Herrschaft anhand der Biographie von Arthur Seyß-Inquart - Hitlers Statthalter in den Niederlanden - und beleuchtet ein in Deutschland lange verdrängtes Kapitel nationalsozialistischer Herrschaft.

Den Vortrag „Das Drama der Stadt: Die Krise der urbanen Lebensformen“ wird am Montag, 30. Oktober, ab 18 Uhr Eberhard Straub halten. Seit dem 11. Jahrhundert ist die Stadt Motor der europäischen Geschichte als Reich der Vernunft, in dem Bürger in Abgrenzung zur Natur zu Selbstbestimmung und Freiheit finden bei der Bemühung, Konflikte auszutragen und darüber zu lernen. Vielfalt, Unberechenbarkeit und Dynamik gehörten zu ihr wie Lärm im öffentlichen Raum, der allen gleichberechtigt zur Verfügung stand, schreiben die Veranstalter.

Mittlerweile verbreite sich aber unter dem Druck eines ausufernden Sicherheitsstrebens die Angst vor der Stadt und der in ihr lauernden Gefahren. Neue Vorstellungen von Gesundheit, natürlichem Leben und Umwelt bringen das stets spannungsvolle Verhältnis von Privat und Öffentlich aus dem Gleichgewicht. Die Begriffe und Lebenserwartungen, die mit Urbanität verbunden waren, unterliegen einem rapiden Wandel. Ist das Ende der europäischen Stadt in Sicht und mit ihr der Untergang der bürgerlichen Freiheit?

Zur Lesung mit Gespräch mit Peter Brandt zum Thema „Versuch über den Politiker und Privatmann Willy Brandt“ wird am Dienstag, 12. Dezember, ab 18 Uhr geladen. Willy Brandts Sohn Peter erinnert sich an seinen Vater als Politiker und Privatmann, der noch in den 1980er-Jahren eine der umstrittensten Persönlichkeiten in Deutschland war. Peter Brandt verbindet die familiäre Sicht mit dem Blick des Historikers.

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