Großstreiktag „Zollt uns den Respekt, den wir wert sind“

Burbach · Rund 350 Menschen haben sich vom Burbacher Bürgerhaus aus auf den Weg gemacht, um für mehr Lohn zu kämpfen.

Bunte Luftballons, hohe Fahnen, weiße Westen, auf denen „Wir sind es wert“ steht – im Bürgerhaus in Burbach, einem von vielen Versammlungsorten am Großstreiktag in Saarbrücken, haben sich gegen 10 Uhr rund 350 Demonstrierende versammelt. Verdi-Gewerkschaftssekretärin Lisa Summkeller bringt die Forderungen der Arbeitnehmer auf den Punkt: sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens 200 Euro im Monat, für die Beschäftigten von Bund und Kommunen.

Zwei Tarifrunden haben die Unterhändler schon hinter sich. Bisher ergebnislos, fasst Summkeller zusammen. Der große Saal im Bürgerhaus füllt sich mit Buhrufen. „Die Leute haben kein Verständnis mehr“, sagt Summkeller. „Dass es nach der zweiten Tarifrunde noch kein Angebot gibt, das ist ein Zeichen von Respektlosigkeit“, ärgert sich Regina Folz, seit 40 Jahren im Dienste der Knappschaft. Und sie fordert: „Zollt uns den Respekt, den wir wert sind. Zu sagen, dass die Forderung von sechs Prozent zu hoch ist, ist schlichtweg unverschämt“, sagt sie mit Blick auf volle Kassen und Steuerüberschuss. „Die Lebensmittel werden teurer, die Lebenshaltungskosten steigen, da haben wir es doch verdient, dass auch die Löhne steigen“, findet Ilona Schley, seit 30 Jahren im öffentlichen Dienst. Eine weitere Aktivistin, hat sich an diesem Morgen im Bürgerhaus blicken lassen, Elena Koch, Mitarbeiterin der Bundesagentur für Arbeit. Für sie ist es der erste Streik. Während eine Kollegin ihr noch schnell einen roten „Weil wir es wert ­sind“-Stempel auf der Wange platziert, erläutert die 24-Jährige, warum sie heute die Arbeit niedergelegt hat: „Weil es wichtig ist, für seine Rechte einzustehen“, sagt sie. Ihr Ziel für den Tag: „Ordentlich Krach und auf uns aufmerksam machen.“ Nicht zu überhören: Mit lautem Rasseln und dem dumpfen Tröten der schwarz-rot-goldenen Vuvuzelas macht sich der Protestzug in Richtung Tbilisser Platz auf, dort, wo um 14 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden soll. Die Burbacher Gruppe hat den längsten Weg der vielen Protestgruppen, die sich an diesem Tag in ganz Saarbrücken formiert haben. Sie besteht hauptsächlich aus Mitarbeitern der Arbeitsagentur, der Deutschen Rentenversicherung Saarland, Deutschen Rentenversicherung Knappschaft Bahn See und des Jobcenters. Bisher waren sie an den Warnstreiks in diesem Jahr nicht beteiligt. Dafür jetzt um so lauter.

Aus Lautsprechern tönt DJ Ötzi, die Autofahrer, die die Polizei jetzt nicht mehr durchlässt, schimpfen. Die meisten Protestler sind gut vorbereitet: Trillerpfeifen, Rasseln, Ohrenstöpsel und ein Gläschen Sekt für die gute Laune. Über die Hauptstraße geht es für die rund 350 Demonstrierenden in Richtung City.

Während des Streiktages im öffentlichen Dienst zogen Demonstranten in einem Protestmarsch mit Gewerkschaftsflaggen und Trillerpfeifen über die Luisenbrücke Richtung Alt-Saarbrücken. Dafür war die Strecke zeitweise gesperrt.

Während des Streiktages im öffentlichen Dienst zogen Demonstranten in einem Protestmarsch mit Gewerkschaftsflaggen und Trillerpfeifen über die Luisenbrücke Richtung Alt-Saarbrücken. Dafür war die Strecke zeitweise gesperrt.

Foto: Matthias Zimmermann

„Wir bewegen uns, um etwas zu bewegen“, sagt Lisa Summkeller, die sich als Verantwortliche an das Ende des Marsches gesetzt hat. Sie geht davon aus, dass es nach dem Wochenende ein Angebot geben wird. Allerdings rechnet sie nicht damit, dass es ein zufriedenstellendes sein wird. Sie fordert, dass die Arbeitgeber insbesondere etwas für die Nachwuchskräfte anbieten: „Die sollen den öffentlichen Dienst immerhin in Zukunft am Laufen halten.“ Es ist noch ein weiter Weg“, sagt Summkeller voraus.

 Vom Burbacher Bürgerhaus bis zum Tbilissi-Platz – das war der längste Weg am Großstreiktag.

Vom Burbacher Bürgerhaus bis zum Tbilissi-Platz – das war der längste Weg am Großstreiktag.

Foto: Nina Drokur

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